Lockerungen lassen Zahlen in Oberösterreich höher steigen als errechnet

LINZ. Auch wenn Simulationsforscher Niki Popper dabei geblieben ist, dass der Höhepunkt der Omikronwelle in Oberösterreich in der Kalenderwoche 12 - wenn auch eher am Ende - erreicht sein werde, steigen die Zahlen nochmals mehr als von ihm erwartet.
Der Grund: Die Auswirkungen der Lockerungen mit 5. März "sind stärker als bisher in den Prognosen angenommen", informierte das Büro von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) nach der jeden Donnerstag stattfindenden Analyse-Besprechung mit Popper.
So sei davon auszugehen, dass die Sieben-Tage-Inzidenz, die am Donnerstag bei 3.757,9 lag, weiter nach oben geht. Dies habe zur Folge, dass die Normalstationen in den Spitälern "durch ein nochmaliges Aufschwingen der Inzidenz mit einem höheren Belag zu rechnen haben", sagte das LH-Büro.
Ging Popper vergangene Woche noch von einem Spitzenwert von 450 Patienten aus, prognostizierte er bis Anfang April nun 510 bis 680. Die Zahl der Intensivpatienten bliebe hingegen weiter auf niedrigem Niveau, am Donnerstag waren es 24 Personen. Die Zahl der Normalpatienten ging im Vergleich zum Vortag aber um 30 auf 465 nach oben.
Video: Laut Hans-Peter Hutter, Public-Health-Experte der MedUni-Wien befindet sich Österreich nicht auf dem Weg zu einer Herdenimmunität. Der Forscher im Interview über das aktuelle Infektionsgeschehen:
"Anhaltend hohe Belastung"
Doch nicht nur die höhere Anzahl an belegten Normalbetten belaste den Spitalalltag, auch die vermehrten Ausfälle von Ärzten, Pfleger und anderem medizinischen Personal führe zu einer "anhaltend hohen Belastung in den Krankenhäusern", hieß es nach der Analyse. Erst in der zweiten Aprilhälfte erwarte sich der Simulationsforscher eine spürbare Entspannung. Nach dem Rekordwert von mehr als 10.000 neuen Fällen am Mittwoch wurden am Donnerstag im Bundesland 8.811 Neuinfektionen gemeldet.

Unterdes bleibt ganz Österreich in der Höchstrisikozone. Die zuständige Kommission hat am Donnerstag die Ampel für alle Bundesländer einstimmig wieder auf rot gestellt, wurde der APA aus dem Gremium berichtet. Sämtliche Bundesländer weisen über die vergangenen zwei Wochen einen steigenden Trend bei den Infektionszahlen auf, womit sie sich weiter von der orangen Zone des immerhin auch hohen Risikos entfernen. Am besten hält sich noch die testfreudige Bundeshauptstadt.
Langsam eng wird es auch auf den Normalstationen. Gemäß Prognose werden im Burgenland in zwei Wochen bereits 18 Prozent der Betten Covid-spezifisch belegt sein. Zweistellige Prozentwerte werden überall außer in den drei westlichen Bundesländern und in Oberösterreich erwartet. In sämtlichen Bundesländern geht man von einer Steigerung des Belags aus.
Das hängt wohl auch damit zusammen, dass in der Gruppe der besonders gefährdeten älteren Personen die Infektionszahlen stark steigen, nämlich bei den Über-65-Jährigen zuletzt um 30 Prozent. Über alle Gruppen hinweg lag das Plus bei 28 Prozent.
Mittlerweile mehren sich die kritischen Stimmen zu den Lockerungen. Gerald Gingold, Vizepräsident der Ärztekammer und Obmann der Kurie angestellte Ärzte, warnt eindringlich davor, die Situation zu unterschätzen und dem Coronavirus weiterhin "freien Lauf" zu lassen.
