"Ich erwarte mir, dass jeder an seine Grenzen geht"
RIED. SV-Ried-Trainer Maximilian Senft vor dem Zweitliga-Auftakt: "Habe ein gutes Gefühl"
"Ein Abstieg ist wahrscheinlich das Schmerzhafteste, was man als Sportler erleben kann", sagt Maximilian Senft, Trainer der SV Guntamatic Ried, im Interview mit den OÖN. Der 33-Jährige soll die Rieder Fußballer zurück in die Bundesliga führen. Am Sonntag gastiert die SV Ried zum Zweitligaauftakt beim Floridsdorfer AC. Senft ist verheiratet und Vater einer 15 Monate alten Tochter.
OÖN: Hand aufs Herz: Die SV Ried hat sich in den vergangenen Jahren den traurigen Ruf als "Trainerfriedhof" erarbeitet. Wie groß ist der Respekt vor dieser Aufgabe und was waren die Gründe für die Vertragsverlängerung?
Maximilian Senft: Ich kann schwer bewerten, nach welchen Kriterien diese von Ihnen angesprochenen Entscheidungen in der Vergangenheit getroffen wurden. Mir war wichtig, mit welchen Perspektiven wir den Gang in die zweite Liga angehen.
Welche Perspektiven sind das?
Es gibt eine realistische Erwartungshaltung im Verein, dazu sind wir uns einig, welche (spielerischen) Ideen wir verfolgen. Dazu wurden mir auch Wünsche im Betreuerteam erfüllt. Wir haben einen klaren Zwei-Jahres-Plan mit dem Ziel Wiederaufstieg. Daher gehe ich davon aus, dass wir diese Zeit erhalten. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man im Verein mit meiner Arbeit zufrieden ist. Ich möchte unsere Rieder Spielidee mit der Mannschaft umsetzen. Ich denke, eine klare Linie ist auch für den Verein ein Vorteil.
Wie sieht die von Ihnen angesprochene Spielidee aus?
Wir wollen aktiver nach vorne verteidigen. Das heißt jetzt nicht, dass wir pausenlos vorne anlaufen werden, aber wir wollen vermehrt Bälle in der Vorwärtsbewegung gewinnen. Gleichzeitig ist unser Ziel, in den Ballbesitzphasen kontrolliert und zielstrebig zu agieren, um herausgespielte Tore zu erzielen.
Dominiert vor dem Liga-Auftakt Vorfreude oder Nervosität?
Es ist eine positive Anspannung. Ich habe ein sehr gutes Gefühl und bin überzeugt davon, dass wir auf dem richtigen Weg sind und die Entwicklung positiv sein wird.
Was kann man vom hart erkämpften 3:1-Cupsieg gegen Wels mitnehmen?
Es gibt noch viel Luft nach oben, leider haben wir es nicht oft genug geschafft, die letzte Verteidigungslinie der sehr hoch stehenden Welser zu überwinden. Mich hat gefreut, dass die Einwechselspieler in der zweiten Halbzeit den Unterschied ausgemacht haben. Außerdem finde ich es bemerkenswert, dass zwei 17-jährige Spieler aus unserem eigenen Nachwuchs dem Druck dieses Spiels stand gehalten haben. Das ist bei einer Profimannschaft alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Wenn der Saisonauftakt nicht nach Wunsch verläuft, werden die Kritiker nicht lange stillhalten. Sind Sie darauf vorbereitet?
Ja, das muss man als Fußballtrainer sein. Das gehört zum Geschäft.
Wie schätzen Sie das Niveau der zweiten Liga ein?
Eine der großen Herausforderungen wird sein, jedes Spiel mit derselben Haltung zu bestreiten. Es ist ein Unterschied, ob man z.B. am Sonntagvormittag auswärts gegen Stripfing oder an einem Freitagabend vor hoffentlich vollem Haus daheim gegen den GAK spielt. Wenn man mit den unterschiedlichsten Gegebenheiten gut umgeht, hat man Chancen, eine gute Rolle in dieser Liga zu spielen. Generell ist die zweite Liga eine sehr intensive mit viel Zweikampfhärte und Laufintensität. Diese Eigenschaften müssen wir immer zu hundert Prozent an den Tag legen.
Im Training haben Sie vor einigen Tagen lautstark die Worte "Es wird in dieser Saison niemanden geben, der nicht das ganze Spiel läuft" gesagt. Was wollten Sie der Mannschaft damit genau mitgeben?
Ich erwarte mir, dass jeder sein Laufpensum bis zum sprichwörtlichen Umfallen absolviert und an seine Grenzen geht.
Bisher wurden elf neue Spieler verpflichtet, dazu kommen noch mehrere Jungprofis. Worauf wurde bei der Kaderzusammenstellung besonderer Wert gelegt?
Einerseits haben wir geschaut, dass die routinierten Spieler wie Andi Leitner, Nikki Havenaar oder Marc Andre Schmerböck Leistungsträger mit einer starken Persönlichkeit sind und diese Eigenschaften auch in der Kabine einbringen. Gemeinsam mit den anderen Spielern, die schon Erfahrung im Profifußball haben, werden die ganz jungen Mannschaftsmitglieder unterstützt, aber auch geschützt. Diese "Kabinenkultur" ist mir wichtig, es kann generell nicht so sein, dass man einem 17-Jährigen den Druck auferlegt, ein Spiel entscheiden zu müssen.
Die Heimstatistik in der Abstiegssaison war desaströs. Wie will man die Fans ins Boot holen?
Die SV Ried ist für ihre Fankultur und Fantradition in einem super Stadion bekannt. Das kann ein entscheidender Faktor sein. Die ganze Mannschaft steht in der Pflicht, volle Leidenschaft von der ersten bis zur letzten Minute zu zeigen. Wenn die Fans das spüren, bin ich überzeugt davon, dass wir die Fans voll auf unserer Seite haben werden.
Wie sieht es personell aus?
Nils Seufert ist fit, Marcel Ziegl steht wegen eines Fersensporns nicht zur Verfügung. Michael Martin ist nach drei Monaten Pause zurück im Mannschaftstraining, bei ihm wird es noch dauern. Auch bei Belmin Beganovic (Muskelfaserverletzung) dauert es noch etwas. Marc Andre Schmerböck hat muskuläre Probleme, sein Einsatz gegen den FAC ist sehr fraglich.
Wo sehen Sie kadertechnisch noch großen Handlungsbedarf?
Die intensive Suche nach einem linken Innenverteidiger und einem Mittelstürmer läuft.
Wie ungeduldig sind Sie schon hinsichtlich des schon länger angekündigten Mittelstürmers?
Ungeduldig wäre ich nur, wenn ich das Gefühl hätte, dass hier nicht mit Hochdruck nach einer Lösung gesucht würde. Ich weiß, wie der Transfermarkt funktioniert, und habe großes Vertrauen in Sportdirektor Wolfgang Fiala, der jeden Tag von früh bis spät mit vollem Einsatz für den Verein arbeitet.
Wird es noch Abgänge bis Ende August geben? Unter anderem sollen Aleksandar Lutovac und Michael Martin (beide haben eine Ausstiegsklausel, Anm. d. Red.) noch „Wackelkandidaten“ sein?
Das ist ein bisschen wie ein Blick in die vielzitierte Glaskugel. Der Transfermarkt ist in Bewegung, daher ist das schwer zu sagen. Aleksandar Lutovac ist ein Vollprofi durch und durch, der sein Herz am richtigen Fleck hat. Ich hätte ihn gerne weiter hier, denn seine Persönlichkeit tut der Mannschaft richtig gut. Die Situation bei Michael Martin ist ähnlich, wir müssen abwarten, so sind die Mechanismen des Transfermarktes, der noch bis Ende August geöffnet ist.
Leberkässemmel auf Trikot, das passt gut, wahrscheinlich sind deshalb einige schon wieder nicht fit.
Für die Antwort betreffend Spielidee müsste Senft 5 EUR ins Phrasenschwein werfen. Er hat jedoch Recht wenn er meint dass die Liga sehr laufintensiv ist und dass die Spieler der SVR bis zum Umfallen laufen müssen. Zu der Aufstellung: könnte Bumberger nicht linken IV spielen oder ist er verletzt? Seufert soll spielen und zeigen was er kann. Bei all den anderen Spielern die verletzt oder angeschlagen sind wäre ich vorsichtig, wichtig wäre zB dass Beganovic fit wird und den nächsten Entwicklungsschritt macht. Die erste Runde ist nicht so ausschlaggebend. Beim letzten Aufstieg hat die SVR mit einer Niederlage gestartet.