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Die Bürgermeister der flächenmäßig größten Gemeinden in Braunau im Interview

Von Marina Mayrböck, Magdalena Lagetar und Lisa Penz, 24. Jänner 2019, 19:04 Uhr
"Die Herausforderungen überwiegen"
Erich Rippl ist Bürgermeister der flächenmäßig größten Gemeinde im Innviertel. Bild: lp

LENGAU / BURGKIRCHEN / SCHALCHEN. Neujahrsinterview mit den drei Bürgermeistern der drei flächenmäßig größten Gemeinden des Bezirks Braunau: Lengau, Burgkirchen und Schalchen

„Die Herausforderungen überwiegen“

Lengau ist mit 58,2 Quadratkilometern flächenmäßig die größte Gemeinde im Innviertel. SP-Bürgermeister Erich Rippl spricht im OÖN-Interview über den Fluch und den Segen, den eine große Gemeinde mit sich bringt.

In welchem Winkel in Lengau sieht man Sie am seltensten?

Dadurch, dass ich im Sommer gerne und oft mit dem Rad unterwegs bin, komme ich in der Gemeinde viel herum. Die Bauhofmitarbeiter schnaufen immer tief durch, wenn ich wieder mit einem Zettel voller Verbesserungsvorschläge komme, weil ich beim Radfahren bemerkt habe, dass hier der Stempen schief steht und dort ein Schlagloch ist.

Lengau verfügt über viel Boden. Ist dieser nur dann wertvoll, wenn er versiegelt und bebaut ist? Was denken Sie?

Der Boden muss als wertvolles Gut betrachtet und darf nicht verschwendet werden. Dennoch gilt es, das Wachstum nicht zu hemmen. Für eine Familie muss es ebenso möglich sein ein Haus zu bauen, wie für eine Genossenschaft eine Wohnanlage oder für einen Unternehmer eine Betriebsansiedlung oder -erweiterung.

Wann ist eine große Gemeinde ein Fluch?

Etwa in Sachen Infrastruktur. Wir haben ein großes Gemeindestraßennetz und viele Gehwege, die erhalten werden müssen. Das kostet. Selbiges beim Kanal oder beim Breitbandausbau. Die größte Herausforderung derzeit ist allerdings der Schnee. Rund 90 Kilometer Straßen und Güterwege sowie 14 Kilometer Geh- und Radwege müssen frei gemacht werden.

Wann ein Segen?

Mich freut die Vielfältigkeit der Gemeindebürger. Die einen widmen sich der Wirtschaft, die anderen der Landwirtschaft. Wir haben eine große kulturelle Vielfalt und auch viel ehrenamtliches Engagement. Es ist schön zu sehen, wie facettenreich sich die Gemeinde entfaltet.

Wofür würden Sie persönlich Boden hergeben?

Für soziale und Familienprojekte. Ich würde Wohnungen für Menschen mit Beeinträchtigungen bauen, Tagesbetreuungseinrichtungen, Kindergärten, Krabbelstuben. Und dem Weg der Wirtschaft nicht im Weg stehen.

Ihre Gemeinde ist so groß, wie zwei, drei kleine zusammen. Ab welcher Größe halten Sie eine Gemeinde für lebensfähig?

Jede Gemeinde soll das selbst entscheiden können, egal ob groß oder klein. Wenn eine Kooperation von der Gemeinde gewünscht wird, spricht nichts dagegen. Wenn sie jedoch erzwungen wird, halte ich das nicht für korrekt. Die Gemeinden sollen ihre Autonomie behalten.

Lengau hat mit Lengau, Friedburg und Schneegattern drei Ortsteile. Schwächelt es am Gemeindegefühl?

Nein. Durch Vereine, Aktivitäten und Veranstaltungen in der Gemeinde wachsen die Bürger zusammen. Was mir gut gefällt, ist, dass die Feuerwehren aller Ortsteile schon gut miteinander kommunizieren. Natürlich heißt es noch oft in Schneegattern hier, in Lengau da, in Friedburg jenes. Das läuft noch nicht ganz rund, aber mittlerweile ganz gut. Wichtig ist, dass alle Ortsteile ausgeglichen behandelt werden.

Das Jahr 2019 wird top, wenn..?

... alle gesund bleiben. Das ist das Wichtigste. Auf Gemeindeebene wäre es top, wenn wir die Projekte, die anstehen, gut bewältigen.

Die da wären?

In Friedburg kommt ein Linksabbiegestreifen mit Fahrbahnteiler sowie ein neuer Gehweg. Es werden vier Brücken saniert, fünf Eisenbahnkreuzungen gesichert. Utzweih-Igelsberg bekommt ein neues Feuerwehrhaus. Und die Volksschule Schneegattern wird saniert. Um nur einiges zu nennen.

2021 wird gewählt. Treten Sie wieder an?

Voriges Jahr hatte ich meinen 60. Geburtstag, amtsmüde bin ich aber deswegen noch lange nicht. Sofern es die Gesundheit zulässt, trete ich wieder zur Wahl an.

 

2019 heißt es Abschied nehmen vom längstdienenden Bürgermeister des Bezirkes Braunau
Bild: mahu

2019 heißt es Abschied nehmen vom längstdienenden Bürgermeister des Bezirkes Braunau

Nach fast drei Jahrzehnten verabschiedet sich heuer im Sommer der längstdienende Bürgermeister des Bezirkes Braunau: Stefan Fuchs aus Schalchen.

Wo sieht man Sie am seltensten in Schalchen?

Ich fahre zweimal im Monat das ganze Straßenprogramm ab, das sind rund 65 Kilometer. So komme ich regelmäßig in jeden Ortsteil.

In Schalchen ist viel wertvolle Fläche vorhanden: Sind unbebaute Flächen brachliegendes Kapital – was denken Sie?

Nein. Anhand unseres Einschreitens hinsichtlich Umfahrung kann man sehr gut sehen, dass uns der landwirtschaftliche Grund viel wert ist. Gerade in dem Bereich, wo die Umfahrung geplant wäre, sind es Böden der Qualitätsstufe A, also bestes, landwirtschaftliches Gebiet. Natürlich darf man eines nicht übersehen: Wenn man heute eine große Gemeinde hat, braucht man dementsprechend viel Gewerbe, um Straßen und die ganzen öffentlichen Einrichtungen erhalten zu können. Wir haben Gott sei Dank große und gesunde Betriebe, damit wir alles schaffen.

Wofür würden Sie ganz persönlich gerne Grund hergeben?

Die Kinder beim Kindergemeindetag wünschen sich immer ein Hallenbad. Aber leider sind solche Einrichtungen unleistbar. Was hochinteressant wäre: ein Pflegeheim. Es werden Betten benötigt und es gibt verschiedene andere Modelle, die angedacht werden sollen – zum Beispiel Pflege wie zu Hause, aber doch eben nicht daheim. Etwa in einem Verbund, wo man als Gemeinde etwas machen könnte. Das ist natürlich eine Geldfrage, aber sicher zu bewerkstelligen.

Wann ist eine große Gemeinde ein Fluch?

Beim Winterdienst! In Zeiten wie diesen, kommt der Winterdienst nicht mehr zum Schnaufen, die Mitarbeiter sind bei so vielen Straßen rund um die Uhr unterwegs. Auch bei Sturm, Hochwasser,... und Umwidmungen. Wie es in einer ländlich strukturierten Gemeinde ist, will halt der Sohn oder die Tochter neben dem Bauernhof der Eltern bauen, weil sie dort einen Grund haben. Aber wenn die Gemeinde anderenorts Baugründe hat, wird der Grund von den Eltern von der Landesraumplanungsabteilung nicht umgewidmet. Das habe ich nie für richtig empfunden.

Wann ein Segen?

Dann, wenn ich als große Gemeinde auch Gewerbegebiete anbieten und Kommunalsteuer beziehen kann. Das Glück haben wir. Wir haben bei einem Gesamtbudget von rund neun Millionen Euro (Ordentlicher- und außerordentlicher Haushalt), jedes Jahr Soll-Überschüsse von 600.000 bis 700.000 Euro.

Ab wann ist Ihrer Meinung nach eine Gemeinde eigenständig und überlebensfähig?

Ab dann, wenn die Gemeinde das Budget ausgleichen kann. Alles andere zeigen die Finanzen, dass es nicht funktioniert. Wenn das Budget über einen längeren Zeitraum nicht ausgeglichen werden kann, weil es zu wenig Einnahmen gibt, brauche ich eine zweite Gemeinde.

2019 wird top, wenn...

... ich die Gemeinde Mitte des Jahres so übergeben kann, wie ich es mir vorstelle: gut bestehend, viele Projekte am Weg, viele Projekte vor der Verwirklichung, wie Volksschule und Kindergarten, und ich mir nach 29 Jahren Bürgermeister noch ein bisserl was von der Welt anschauen kann.

Die 30 geht sich nicht mehr aus?

Ich mag nicht mehr. Es wäre sich ausgegangen, aber wir wollten, dass die Bevölkerung und nicht der Gemeinderat wählt.

Wie wird der Tag sein, an dem Sie Ihr Amt zurücklegen?

Ein ganz normaler Gemeindetag: Ich komme in der Früh ins Büro, gehe zu Mittag wieder, komme am Abend zur Gemeinderatssitzung.

 

"Wir haben in unserer Gemeinde sieben verschiedene Postleitzahlen!"
Bürgermeister Albert Troppmair mit einer Karte von Burgkirchen. Bild: mala

„Wir haben in unserer Gemeinde sieben verschiedene Postleitzahlen!“

Mit 45,86 Quadratkilometern Fläche ist Burgkirchen die zweitgrößte Gemeinde des Bezirks. Für den 48-jährigen Bürgermeister Albert Troppmair (VP) ist es herausfordernd, das Gemeindegefühl bei allen 2721 Burgkirchnern zu stärken, weil sich gerade in Grenzgebieten viele den Nachbargemeinden zugehörig fühlen. Aufgeben will er aber nicht. Welche Herausforderungen er noch zu meistern hat und was das Schöne an einer großen Gemeinde ist, erzählt er im Warte-Interview.

Ihre Gemeinde ist die zweitgrößte Gemeinde des Bezirkes. In welchem Winkel ihrer großen Gemeinde sind Sie am seltensten?

Ich versuche überall zu sein. Vor allem die Grenzgebiete sind für mich ein Thema, weil sich die Menschen dort oft mehr der Nachbargemeinde zugehörig fühlen und ich mit ihnen in Kontakt kommen will.

In Burgkirchen gibt es ja zum Beispiel die Ortschaft Wollöster. Eigentlich Burgkirchner Gemeindegebiet, aber sogar die Fachschule dort nennt sich Fachschule Mauerkirchen. Schwächelt das Gemeindegefühl?

Die Frage tritt öfter auf. Wir haben eigentlich zwei Landwirtschaftliche Fachschulen und so ist es gut, dass man sie unterscheiden kann. Und die Fachschule Mauerkirchen hat ja auch eine Mauerkirchner Postleitzahl, ist aber auf Burgkirchner Gemeindegebiet. Wir haben in Burgkirchen sieben Postleitzahlen. Das Problem mit dem Gemeindegefühl gibt es auch in anderen Winkeln der Gemeinde, nicht nur in Wollöster. Wir haben auch einen größeren Siedlungsbereich in der Nähe von Neukirchen, deren Bürger sich Neukirchen mehr zugehörig fühlen. Es ist schon eine schwere Aufgabe das Gemeindegefühl bei allen zu stärken und alle zu einer Gemeinde zu verbinden.

Wenn die Fläche groß ist, ist Boden ein Thema. Wann ist für Sie Boden wertvoll?

Ich finde, die Versiegelung ist ein großes Problem. Es gibt Siedlungen, in denen wir bei großen Regenfällen Probleme mit der Oberflächenwasserentsorgung haben. Da sind Siedlungen und Anwesen gefährdet. Aber ich bin da im Zwiespalt. Es ist nämlich auch ein Problem, dass wir keine verfügbaren Baugründe mehr haben, die wir Burgkirchnern anbieten können.

Baugründe sind also rar. Ist die Idee, den Sportplatz zu verlegen und dort dann Baugründe zu widmen, gestorben?

Wir haben einen anderen Lösungsansatz durchgesetzt. Mittlerweile sind wir dabei, den Bauhof auf den Ortsrand zu verlegen, dann entstehen hier Gründe. Der Sportplatz, den wir generalsaniert haben, bleibt. Grundsätzlich vertrete ich die Meinung, dass wir mit unserem Boden vernünftig und sparsam umgehen sollen.

Wofür würden Sie persönlich Boden hergeben?

Für vernünftige Wohnbauvorhaben. Man muss nicht alles versiegeln, man kann ja auch kleiner bauen. Es gibt Familienhäuser, die sehr groß angelegt sind. Man muss aber bedenken, im Durchschnitt hat eine Familie zwei Kinder und ob die zu viert ein so großes Haus haben müssen, ist schon zu überlegen. Thema in Burgkirchen sind auch Parkplätze. Aber auch die muss man ja nicht versiegeln. Man kann zum Beispiel Rasen lassen.

Wann ist eine große Gemeindefläche ein Fluch?

Fluch ist sehr negativ gesagt, nennen wir es große Herausforderung: Bei uns ist der Straßenbau großes Thema, aber auch der Kanal ist länger als in einer kleinen Gemeinde. Der Winterdienst in diesem starken Winter schlägt sich bei uns gleich in zehntausenden Euro mehr nieder.

Wann ist sie ein Segen?

Wenn ich mich rühren kann, wenn ich unsere noch von der Landwirtschaft geprägte Umgebung bewundern kann, mit viel Wald, schönen Weihern, schönen Ortschaften aber auch schönen Siedlungen. Das ist wirklich ein Segen!

Stichwort Fusion: Ihre Gemeinde ist so groß wie zwei, drei andere Gemeinde zusammen. Ab wann ist eine Gemeinde lebensfähig?

Die Lebensfähigkeit einer Gemeinde hängt nicht von der Größe ab. Aber ich bin ein Freund von Kooperationen. Ich denke dafür sind wir Bürgermeister alle sehr offen!

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