Ein Fall von Doppelmoral
Nun ist es also fix: Vergangene Woche beschloss der deutsche Bundestag die kontrollierte Freigabe von Cannabis. Die "Ampel-Regierung" unseres Lieblingsnachbarn – bestehend aus SPD, Grüne und FDP – verspricht sich durch die Legalisierung eine Eindämmung des Schwarzmarkts und eine stärkere Aufklärung bei den Jugendlichen.
Kraft der politischen Gesetze sieht das die Opposition natürlich anders. Die Legalisierung werde zu mehr Sucht, mehr sozialen Problemen und weniger Sicherheit gerade für junge Menschen führen, hieß es von der CDU/CSU. Schwesterlich zur Seite sprang ihr die oberösterreichische Volkspartei und warnte vor einem "Drogentourismus" im Grenzbereich. Man kann wohl den Argumenten beider Seiten etwas abgewinnen. Welche sich mehr und welche sich weniger bewahrheiten werden, wird uns die zukünftige Entwicklung zeigen. Die Wahrheit liegt wohl, wie so oft, irgendwo dazwischen.
Was jedoch Fakt ist, ist die Doppelmoral, die rund um die Cannabis-Diskussion an den Tag gelegt wird. Es ist noch kein Jahr her, als die Statistik Austria vermeldete, dass der Anteil der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss (2.775 von 34.869) in Österreich 2022 auf Rekordniveau lag. In Oberösterreich wurden im selben Jahr 654 Menschen bei Alkoholunfällen im Straßenverkehr verletzt. Ein Höchstwert in den vergangenen sechs Jahren. Die Liste dieser Statistiken zum Alkoholkonsum würde sich mit Leichtigkeit fortsetzen lassen.
Wenn man also vor negativen Auswirkungen im Straßenverkehr oder im Jugend- und Gesundheitsschutz durch etwaige Substanzen warnt, sollte man die Augen auch vor der österreichischen "Volksdroge Nummer eins" nicht verschließen.
Dabei geht es nicht darum, die eine Substanz gegen die andere auszuspielen. Sowohl Alkohol als auch Cannabis beinhalten bei übertriebenem Konsum gravierende Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Nur wird – meist aus politisch motivierten Gründen – bei zweiterem laut aufgeschrien, während man im Bierzelt auf Wählerstimmenfang geht. Die Ironie dahinter lässt grüßen.
Forderungen nach mehr Aufklärung in der Drogenpolitik sind nachvollziehbar und richtig. Nur muss diese auch für alle Substanzen gelten und nicht nur für jene, die gerade in das politische (Wahl-) Programm passen.