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Ärzte ohne Hausapotheke vom "Aussterben" bedroht

Von Josef Schuldenzucker, 29. Mai 2019, 16:03 Uhr
Ärzte ohne Hausapotheke vom "Aussterben" bedroht
Von links: Bürgermeister Walter Schneiderbauer, Michael Dihlmann (Plattform Einarztgemeinde), Johann Semm und Rechtsanwalt Markus Lechner Bild: : OÖN/jsz (4)

AUROLZMÜNSTER. Aurolzmünster sucht fieberhaft nach einem Nachfolger.

Gut gefüllt war der Sitzungssaal der Marktgemeinde beim Infoabend zum Thema "Hausapotheke in Aurolzmünster – Gibt es noch eine Chance?" Bürgermeister Walter Schneiderbauer kämpft schon seit mehreren Jahren um eine gesicherte Versorgung in seiner Gemeinde.

"Seit der Schließung der Ordination von Dr. Winkler bemühen wir uns um eine zweite Arztstelle. Es gab bereits eine Unterschriftenliste, bei der sich 1600 Menschen für eine Arztstelle mit Hausapotheke ausgesprochen haben. Wir haben Diskussionen, eher schon Streitgespräche mit der Gebietskrankenkasse geführt. Wenn Dr. Semm aufhört, haben wir wahrscheinlich für unsere 3000 Einwohner keinen Arzt mehr", sagt Bürgermeister Walter Schneiderbauer.

Zur Vorgeschichte: 35 Meter haben Johann Semm gefehlt, um eine Hausapotheke zu bekommen. An dieser fast lächerlichen Distanz ist die Bewilligung gescheitert. Nach Forchtenau ausweichen - dort wäre eine Hausapotheke kein Problem gewesen - wollte der Mediziner aber trotzdem nicht: "Zu uns kommen viele Patienten zu Fuß, mit dem Rad, teilweise auch mit dem Gehwagerl. Für ältere Personen wäre der Standort zwei Kilometer außerhalb des Zentrums eine Zumutung gewesen. Deshalb habe ich darauf verzichtet", sagt Johann Semm.

Der 66-Jährige sucht bereits seit geraumer Zeit einen Nachfolger für seine Ordination. "Ich habe schon viele junge Ärzte kontaktiert. In einer 3000-Einwohner-Gemeinde lässt sich eine Ordination sicher wirtschaftlich führen. Wenn allerdings die Frage nach der Hausapotheke kommt, ist das Gespräch relativ schnell beendet. Danke Kollege, kein Interesse. Mittlerweile finden sogar Ärzte mit Hausapotheke keine Nachfolger mehr", schildert der Gemeindearzt von Aurolzmünster die Probleme mit der Nachbesetzung.

Rechtsanwalt Markus Lechner und Michael Dihlmann von der "Plattform Einarztgemeinde" sind angetreten, um in allen Gemeinden, die nur einen Arzt haben, für Hausapotheken ohne Kilometergrenzen und Einschränkungen zu kämpfen.

"Alleine in Oberösterreich stehen 25 Gemeinden ohne Medikamentenversorgung da. In Niederösterreich und Tirol haben sich in Gemeinden bereits Bürgerinitiativen gegründet, um Druck auf die Politik auszuüben. Diesen Druck wollen wir weiter forcieren", sagt Rechtsanwalt Markus Lechner. Viele Patienten können die Problematik nicht verstehen. "Wenn ich bei einer Dienstbereitschaft, in der ein Arzt für 22 Gemeinden und rund 35.000 Personen zuständig ist, zu Patienten komme und keine Medikamente mithabe, werde ich oft beschimpft. Die Hälfte der Ärzte hat eine Hausapotheke, der Rest nicht. Da kommt es um drei oder vier Uhr früh zu Diskussionen, die nicht lustig sind. Der Patient ist krank und dann wird von ihm erwartet, dass er sich seine Medikamente in der nächsten Apotheke holt. Das versteht kaum ein Patient", sagt Johann Semm.

Weniger begeistert von der Idee war eine kleine Abordnung der Rieder Apotheker, die sich die Infoveranstaltung ebenfalls angehört hat. Sie befürchten bei einer Aufweichung der Kilometerbegrenzung große Einkommenseinbußen.

 

Nachgefragt

„Für die Bewilligung einer Hausapotheke haben bei mir 35 Meter gefehlt. In Forchtenau wär’s kein Problem gewesen!“ Dr. Johann Semm, Gemeindearzt

„Wenn unser Gemeindearzt in Pension geht, kann es sein, dass eine 3000 Einwohner-Gemeinde ohne Arzt dasteht!“ Walter Schneiderbauer, Bürgermeister Aurolzmünster

„Aurolzmünster braucht auch zukünftig einen Arzt. Die Ärzte in den Nachbargemeinden sind mehr als ausgelastet!“ Dr. Clemens Novak, Gemeindearzt St. Martin/I.

 

 

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Autor
Josef Schuldenzucker
Lokalredakteur Innviertel
Josef Schuldenzucker
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2  Kommentare
2  Kommentare
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( Kommentare)
am 30.05.2019 09:36

es stimmt.manche orte benötigen einen Arzt mit Hausapotheke.das habe ich im oberen mühlviertel schon erlebt.wenn man krank wird ist es von Vorteil,wenn der Arzt eine apotheke dabei hat.in dem ort war nämlich nicht einmal eine apotheke.und bei gewissen Krankheiten,braucht man sofort ein medikament.

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( Kommentare)
am 29.05.2019 16:50

Interessanter Artikel, der recht gut die Schwerpunkte in der "Gesundheitsindustrie" darlegt. Die Gesundheit erkrankter Menschen steht jedenfalls nicht an erster Stelle.

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