EU will Test für Autofahrer ab 70: "Absolute Altersdiskriminierung"

LINZ. Alle fünf Jahre sollen Personen über 70 Jahre zum Fahrtauglichkeitstest. Der Seniorenbund Oberösterreich wehrt sich gegen diesen Vorschlag der EU-Kommission.
Wenn es nach der EU-Kommission geht, müsste Josef Pühringer bald seine Fahrtauglichkeit unter Beweis stellen. Der Landeshauptmann außer Dienst und nunmehrige Obmann des Seniorenbundes wird im Oktober 74 Jahre alt und hätte damit eine Grenze überschritten. Denn der Kommissionvorschlag sieht vor, dass die Gültigkeitsdauer von Führerscheinen, deren Inhaber das Alter von 70 Jahren erreicht haben, auf fünf Jahre begrenzt wird. Nötig für die Verlängerung ist eine anhaltende Erfüllung der Mindestanforderungen an die körperliche und geistige Tauglichkeit. Einen Führerschein auf Lebenszeit soll es aber auch für die Jüngeren nicht mehr geben: Die Begrenzung unter 70 Jahren liegt allerdings bei 15 Jahren.
„Mit uns geht das nicht“
Pühringer sieht das als „absolut unfaire Altersdiskriminierung“. Senioren würden nicht nur verhaltener fahren, sondern auch das Risiko im Straßenverkehr besser einschätzen können. Und sie seien auch keine „Tempobolzer“ und beim Alkohol am Steuer „unauffällig.“
Der Obmann des Seniorenbundes untermauerte seine Argumente auch mit Zahlen: Im Jahr 2021 waren Personen, die älter als 65 Jahre sind, laut Kuratorium für Verkehrssicherheit an lediglich 14,3 Prozent aller Verkehrsunfälle beteiligt. 7,4 Prozent waren zwischen 65 und 75 Jahre alt, 5,6 Prozent waren bis zu 85 Jahre alt und 1,3 Prozent waren hochbetagt. „Mit uns geht diese Richtlinie nicht. Wir lassen die älteren Menschen nicht entwürdigen“, sagt Pühringer.
Dass es spätestens im Herbstdieses Jahres eine neue Führerscheinrichtlinie geben wird, ist wohl beschlossene Sache. Allerdings gibt es bei derartigen Richtlinien bis zu 1000 Abänderunganträge. Auch der Seniorenbund werde eine Stellungnahme einreichen, kündigte Pühringer an. Denn Fahrtauglichkeit lasse sich nicht an einem bestimmten Alter festmachen, sondern hänge vom allgemeinen Gesundheitszustand, der Fahrpraxis und der geistigen Fitness ab.
- ZIB 1: Die Europäische Union will verpflichtende Fahrtauglichkeitsprüfungen für Menschen ab 70.
Rückendeckung bekommt er von Angelika Winzig, VP-Delegationsleiterin im Europaparlament: „Die Gruppe der 70-Jährigen so zu reglementieren, ist für mich nicht nachvollziehbar.“,sagt sie. Auch aus dem Büro von Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FP), heißt es, dass die Maßnahme zu weitreichend sei. Fahrsicherheitstrainings seien für ältere Menschen die bessere Option.
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