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Streitfall: Erziehen wir unsere Kinder zu locker?

05. Februar 2011, 00:04 Uhr
BEING A KID
Bild: colourbox.com

Nur Bestnoten zählen, und drei Stunden Geigespielen pro Tag ist Pflicht. Mit ihrem Buch über die chinesischen Erziehungsmethoden hat Yale-Professorin Amy Chua weltweit heftige Reaktionen ausgelöst - und natürlich gehen auch in Österreich die Diskussionen über Drill in der Erziehung los. Denn die gestrenge Mutter mit chinesischen Wurzeln ist der Meinung, dass harte Disziplin die »Mutter des Erfolgs« ist.

Ulrike Kneidinger, Elternbildnerin:
Es geht nicht darum, mehr oder weniger Grenzen zu setzen, sondern unsere Kinder in ihrer Individualität zu sehen und sie in ihrer Entfaltung bestmöglich zu unterstützen. Durch das Vorbild der Eltern lernen Kinder mehr als durch strenge Erziehungsmaßnahmen oder wortreiche Erklärungen. Vorbild sein, heißt nicht, perfekt sein zu müssen. Wer zeigt, dass er seine eigenen Fehler wahrnimmt und sich bemüht, vielleicht das eine oder andere zu ändern, ist das beste Vorbild dafür, dass Menschen immer dazulernen können.

 

Viktoria Haller, Schülerin:
um Teil kommt es schon vor, dass Eltern zu locker sind bei der Erziehung. Sie wollen ihre Kinder verwöhnen, und die Kinder nutzen das aus. Auf der anderen Seite gibt es sehr wohl auch Eltern, die es mit dem Strengsein überziehen. Wie bei vielen anderen Dingen kommt es darauf an, einen Mittelweg zu finden. Es muss Regeln geben, an die man sich zu halten hat. Dem Kind müssen aber auch Freiheiten zugestanden werden.
Meine Eltern haben, glaube ich, diesen Mittelweg gefunden. Ich kann mich nicht beklagen.

 

Jürgen Kaiser, AHS-Lehrer am Linzer BRG Landwiedstrasse:
Diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Aber es gibt eine Tendenz dazu, dass manche die Anstrengung, Werte zu vermitteln und Grenzen zu setzen, nicht mehr auf sich nehmen wollen.
Das frühere Bravsein der Kinder war oft ein Zeichen von Angst. Heute werden Kinder angstfrei erzogen – das ist gut. Das heißt aber auch, dass man in der Erziehung zu anderen Mitteln greifen muss, um Regeln durchzusetzen. Und das kostet viel Zeit und ist auch anstrengend.

 

Sigrid Katzlinger, Familienzentrumsleiterin:
Eltern gelingt es zunehmend schwerer, Kindern Grenzen zu setzen. Sicherlich auch daraus resultierend, dass oftmals beide Elternteile im Berufsleben stehen oder auch Alleinerziehende zu wenig Zeit finden, sich auf Auseinandersetzungen mit ihren Kindern einzulassen.
Die Erfahrungen mit unseren drei Kindern zeigte, dass Kinder nach Liebe und viel Zuwendung verlangen. Demzufolge ist es auch notwendig, ihnen Grenzen zu setzen und sich auf Konfrontationen einzulassen, um ihnen so das nötige Rüstzeug für ein gelingendes Leben mitzugeben.

 

Karl Freundlinger, Unternehmer:
Sicher erziehen wir unsere Kinder nicht mehr so autoritär wie früher, aber ich denke nicht, dass die Erziehung deswegen zu locker ist. Es ist heute mehr ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Eltern und Kinder. Kinder haben auch mehr Freiheiten, selbständige Entscheidungen zu treffen.
Das heißt aber nicht, dass Kinder heute weniger Anforderungen zu erfüllen haben. Disziplin und Pünktlichkeit ist genauso gefragt wie früher. Jugendliche wollen auch gefordert werden und sind froh, wenn sie Ziele gesteckt bekommen.

 

Hubert Haider, Lehrlingsausbildungsleiter voestalpine Linz:
Wenn die Jugendlichen zu uns kommen, haben sie einen Gutteil ihrer Erziehung hinter sich. Aber haben sie da das sozial nötige Rüstzeug, um im Berufsleben erfolgreich zu sein? Dabei geht es nicht so sehr um die Frage, ob die Erziehung zu locker oder zu streng gelaufen ist.
Wichtig ist es, den jungen Menschen Grundregeln und Werte mitzugeben. Dazu gehört neben dem Bewusstsein für Rechte und Pflichten auch ein respektvoller Umgang mit Kollegen und Ausbildnern. Den Erwachsenen kommt dabei die Rolle der Vorbilder zu.

 

Thomas Schäfer-Elmayer, Benimm-Experte und Tanzschulchef:
Ja. Weil die Eltern meiner Meinung nach heutzutage zu wenig Zeit für ihre Kinder haben. Sie sind zu sehr im Stress und können sich nicht genug um sie kümmern. Und wenn Kinder nicht immer wieder Regeln gesetzt und Grenzen aufgezeigt bekommen, dann zimmern sie sich ihre eigenen zurecht und das kann unter Umständen ziemlich schief gehen. Zu meiner Zeit waren die Mütter meist zu Hause und auch die Väter mehr in der Familie präsent. Das war gut so, denn ich glaube, dass Kinder Vorbilder brauchen – und zwar von Mutter und Vater.

 

Johannes Steininger, Elektrotechniker aus Esternberg:
Ich denke eher schon, dass es Eltern mit der Erziehung oft zu locker nehmen. Wir sind jedenfalls anders aufgewachsen, wir wurden nicht streng erzogen, aber erzogen. Der Fernseher hat uns nur bei Schlechtwetter interessiert und wir mussten ihn spätestens nach einer Stunde wieder ausschalten. Heute sitzen die Kinder stundenlang vor den Kastln und Konsolen. Wenn sie das nicht tun dürfen, sind sie so was wie Außenseiter. Bei uns wäre es komisch gewesen, wenn wir nicht jede freie Minute draußen gewesen wären und tagelang in den Maisfeldern Verstecken gespielt hätten.

 

Bernhard Bueb, Deutscher Bestsellerautor:
Wer Kindern anspruchsvolle Aufgaben zutraut, erwartet, dass sie sie sorgfältig, fleißig und mit Sinn für Qualität erfüllen, stärkt sie in ihrem Selbstwertgefühl. Eltern und Lehrer sollen Kinder daran gewöhnen, nicht aufzugeben, wenn sie etwas beginnen, sich nicht mit Mittelmaß begnügen, damit die Freude an guten Leistungen sie zu neuen Taten beflügelt. Dazu braucht es von den Erwachsenen Konsequenz, Konfliktbereitschaft und Mut. Die Methoden von Amy Chua sind aufgrund ihrer Übertreibung indiskutabel. Trotzdem sollten wir unsere oft zu nachsichtige Einstellung überdenken.


Sylvia Kapplmüller, Lehrerin:
Ich bin kein Freund einer komplett autoritären Erziehung. Jedes Kind ist anders und braucht Freiräume, in denen es sich entwickeln kann. Daher passt nicht für jedes Kind jeder Erziehungsstil. Er muss aber auch zum Erzieher passen, damit er authentisch bleibt. Als Mutter ist mir eine gewisse Konsequenz wichtig. Es muss Regeln geben, die eingehalten werden. Wesentlich ist aber, den Kindern zu erklären, warum etwas von ihnen verlangt wird. Als Lehrerin fällt mir auf, dass vielen Kindern zu Hause zu wenig Grenzen gesetzt werden.

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7  Kommentare
7  Kommentare
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( Kommentare)
am 06.02.2011 21:22

Ein Sprichwort aus Afrika lautet: "Erweise einem Kind Ehre und es wird dir Ehre erweisen!" Mir gefällt dieser Rat außerordentlich. Friedrich Fröbel, Gründer der Kindergärten, sagte: "Erziehung ist Liebe und Vorbild, sonst nichts!" Dieser Meinung war auch Herr Johann Heinrich Pestalozzi. In Dänemark, sagt man, daß Eltern die Schläge, die sie ihren Kindern gegeben haben, zurückbekommen werden, wenn sie alt und hilfebedürftig werden. Kinder sind kein Eigentum, sondern ein Darlehen. Wir müssen sie liebevoll und mit gutem Beispiel begleiten, wenn wir eine lebenswerte Welt schätzen. Das heutige Problem ist, daß Eltern meistens keine Zeit für ihre Kinder haben und sehr oft schlechte Vorbilder sind. Ich sagte meinen Kindern, daß es wichtig ist, bevor man etwas tut, darüber nachzudenken, ob es richtig oder falsch ist. Sehr oft sind die Befehle der Eltern falsch. Was haben die Erwachsenen aus unserer Welt gemacht? Wir können sogar von den Kindern lernen. Gehorsam sein ist oft verkehrt!

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( Kommentare)
am 06.02.2011 21:34

mehr braucht´s nicht ...
aber DAS ohne wenn und aber.

danke

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mape (8.849 Kommentare)
am 05.02.2011 20:09

Was bitte ist eine " Elternbildnerin " und welche Ausbildung braucht man für diesen " Beruf " ?

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nixwissender (1.773 Kommentare)
am 05.02.2011 07:55

10 personen wurden befragt und jeder sagt was anderes, schon toll.
aber nicht nur das lockere an der erziehung ist schuld, sondern die ganzen gesetzte für kinder!
die kinder wissen sofort wenn sie 14 sind welche rechte sie haben, wieviel taschengeld sie bekommen müssen, das sie bis 12 uhr abends ausgehen dürfen, und wenn nicht beschweren sie sich beim jugendamt!
kenne einen fall als ein 14 jähriges mädchen um halb eins morgens betrunken nach hause kam und ein streit eskalierte, da spuckte das kind dem vater ins gesicht und dieser gab ihr durch eine reflex bewegung eine ohrfeige, na mehr hats nicht mehr gebraucht!
das kind erstatte anzeige und der vater wurde noch verurteilt!
da liegt das problem denn die eltern müssen vorsichtig sein was sie sagen und machen, ansonsten laufen die kids gleich zum jugendamt.

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Ameise (45.683 Kommentare)
am 05.02.2011 10:45

"Dann laufen die Kinder gleich zum Jugendamt"-dies ist (Gottseidank)nicht die Regel,,,

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 05.02.2011 15:17

Wäre aber zu schön gewesen, wenn Du jetzt noch das Urteilsausmaß dazu geschrieben hättest! Denn ein 14-jähriges Mädchen kann keine Anzeige bei Gericht erstatten, höchstens die Fürsorge!!

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mape (8.849 Kommentare)
am 05.02.2011 20:13

Dank an Herrn Genossen Ackerl, jetzt haben wir den Salat !

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