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„Plagiate gelten nur als Kavaliersdelikte“

Von Philipp Hirsch, 23. Februar 2011, 00:04 Uhr
Werbeplaket für ein Streitgespräch zum Thema Wissenschaftsethik im Jahr 2006.
Werbeplaket für ein Streitgespräch zum Thema Wissenschaftsethik im Jahr 2006. Bild: echt falsch

LINZ. An der Johannes Kepler Universität werden Plagiate mit modernster Software gejagt. Nun wird die erste Dissertation von den Professoren der Ombudsstelle auf widerrechtliche Abkupferei überprüft.

Seines oder nicht Seines? Das ist nicht nur bei der Dissertation des deutschen Verteidigungsministers Guttenberg die Frage.

„Unter Studenten gilt der Raub von geistigem Eigentum oftmals nur als Kavaliersdelikt. Diese Einstellung wird in der Schule sogar oft noch gefördert“, sagt Kurt Rosivatz, Leiter der Studienabteilung an der Linzer JKU. Seit etwa vier Jahren gibt es auch an der Linzer Universität eine Ombudsstelle für Plagiate. Drei pensionierte Universitätsprofessoren stehen bereit, um bei Verdachtsfällen zu prüfen, ob widerrechtlich abgeschrieben wurde oder nicht. Mögliche Plagiate werden zuerst von Computerprogrammen überprüft. Diese suchen in Datenbanken nach ähnlichen oder identische Sätzen.

„Momentan steht eine Dissertation unter dem Verdacht, dass in ihr massiv plagiiert wurde. Von wem die Arbeit stammt, ist geheim,“ sagt Rosivatz. Die beanstandete Doktorarbeit ist der erste Fall, mit dem sich die Linzer Ombudsstelle nun auseinandersetzen muss. Das heißt aber keineswegs, dass wenig abgeschrieben wird. Die Ombudsstelle wird nur in gravierenden Fällen aktiv, sprich, wenn bei Doktorarbeiten oder Veröffentlichungen von Professoren abgekupfert wurde.

„Es gibt viele Studenten, die einfach Teile einer Seminararbeit von Google kopieren. Solche plumpen Abschreibversuche fallen aber meistens sehr schnell auf“, sagt Rosivatz. Für den Salzburger Medienwissenschaftler und Plagiatsjäger Stefan Weber liegt das Problem bei den neuen Medien: „Google und Wikipedia ruinieren über weite Strecken unsere Lern- und Wissenskultur.“

Vorwürfe gegen Minister

Vor knapp drei Jahren sah sich auch der damalige österreichische Wissenschaftsminister Johannes Hahn mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Damals entschied die Universität Wien, gestützt auf ein Gutachten der Plagiats-Ombudsstelle der Universität Zürich, kein Verfahren gegen Hahn zu eröffnen. Ihm wurde vorgeworfen, in seiner Dissertation seitenweise aus einem Buch des Philosophen Leopold Kohr abgeschrieben zu haben. Die Schweizer räumten zwar damals ein: „Man hätte sicherlich öfter und besser zitieren können“, entschieden aber trotzdem, dass der spätere Minister an keiner Stelle verschleiern wollte, dass er über einen Text Kohrs spricht.

Was ist ein Plagiat?

Ein Plagiat ist, laut der Online Enzyklopädie Wikipedia, das bewusste Aneignen fremder geistiger Leistungen. Es gibt Plagiate in der Literatur, Musik, Wissenschaft oder im Journalismus. Zitate haben eine Sonderstellung, solange deutlich und unmissverständlich auf den Urheber hingewiesen wird. Die genauen Grenzen eines Plagiates sind umstritten. Am verbreitetsten ist wohl die Auffassung, dass es sich bei einem Plagiat um die Unterlassung der Quellenangabe handelt.

Plagiatsjäger

„Oft entdecken wir Plagiate dadurch, das etwas zu gut ist“, sagt Kurt Rosivatz, Leiter der Studienabteilung an der Linzer JKU. Wenn es einen Verdachtsfall gibt, kommen auf immer mehr Universitäten sogenannte Plagiats-Scanner zum Einsatz. Diese Programme erkennen vor allem Copy&Paste- Plagiate sehr gut, also Fälle, in denen einfach ganze Textpassagen beispielsweise aus dem Internet kopiert wurden. Schwieriger wird es, wenn es sich um die Übersetzung einer fremdsprachigen Quelle handelt.

Welche Strafen drohen

Plagiate können zum Beispiel gegen das Urheberrecht verstoßen, wenn das abgeschriebene Werk urheberrechtlich geschützt ist. Manche Plagiatoren mussten sich auch schon wegen Betruges verantworten.
In den meisten Fällen verstoßen die Abschreiber aber gegen die Bestimmungen von Schulen und Universitäten. Dort kann das Plagiat, je nach Hausregeln der Institution, zu einer schlechten Note oder zum Ausschluss führen.

Unter Plagiatsverdacht

Johannes Hahn:

Im Frühling 2008 erhob „Plagiatsjäger“ Stefan Weber Anschuldigungen gegen Wissenschaftsminister Johannes Hahn. In seiner Dissertation mit dem Titel: „Perspektiven der Philosophie heute – dargestellt am Phänomen Stadt“ soll er seitenweise aus Leopold Kohrs „Die überentwickelte Nation“ abgeschrieben haben. Der Verdacht bestätigte sich nicht

Geroge W. Bush:

Der ehemalige US-Präsident ist wohl der prominenteste Plagiats-Sünder. Er soll in seinen Memoiren „Decision Points“ massiv abgeschrieben haben. Bush sah in der Übereinstimmung zu anderen Autoren einen Beweis für seine „Genauigkeit.“ Journalist und Plagiatsjäger Ryan Grim unterstellte ihm schlicht „Faulheit.“

J. K. Rowling:

Die amerikanische Kinderbuchautorin Nancy Stoufler warf ihrer britischen Kollegin vor, bei ihr abgekupfert zu haben.
Bereits in den achtziger Jahren habe sie ein Buch über einen Zauberschüler namens „Larry Potter“ geschrieben. Die Richter glaubten der Amerikanerin nicht. Sie wurde zu 50.000 Dollar Strafe wegen Betruges verurteilt.

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11  Kommentare
11  Kommentare
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( Kommentare)
am 23.02.2011 22:13

wenn grundschüler abschreiben, gibt`s probleme ...
aber wenn vollkoffer-möchte-so-gern-akademiker abschreiben ...
gibt`s einen lukrativen job ....
und viele tv-auftritte ???

schöne neue wunder-wunder-(be)wunderwelt.
beste grüße aus weltweit-absurdistan.

all-over-absurdistan.com

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GunterKoeberl-Marthyn (17.956 Kommentare)
am 23.02.2011 14:30

Ich bitte freundlichst um Verständnis, wenn die Toleranz über „Plagiate gelten nur als Kavaliersdelikte“ derart ausufern, dass ich mich ab heutigen Tage, zu Ehren von Herrn von Guttenberg, als Dr. Gunter Köberl Marthyn vorstellen darf!

Umgekehrt sollte das einen einfachen Menschen auch möglich sein und nicht nur einer gewissen "Gesellschaftsschichte" vorbehalten sein!

Geht es aber dann um einen Posten mit enormen Bezügen, sieht diese "Freiheit" in meinen Augen wirklich anders aus!
Jeder ehrliche Student der zur Zeit an`s Werk geht, muss sich hier eine "Überlegung" anstellen!
Mit einem "Plagiat" hat doch kein Menschen eine Freude!
Liebe Jugend, nehmt Euch an dieser Gesellschaft und an diesen "Vorzeigemenschen am roten Teppich" kein Vorbild, bei Euch liegt meine ganze Hoffnung und ich liebe Euch!

Ein "Plagiat" ist ein "Dubel", die "Einzigartikkeit" ist unsere einzige Chance!
Wenn "Jeder von Jedem" laufend die Fehler abschreibt, wo kommen wir da hin, das ist gefährlich!!!

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eulenauge (19.448 Kommentare)
am 23.02.2011 14:46

Mag. Dr. Dipl.Ing. Dipl.Kfm. eulenaug zu guttenberg

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schlechtwetterhahn (531 Kommentare)
am 23.02.2011 17:56

Richtige Kampfhähne promovieren hühnergerecht am Standesamt.
Mag.a Dr.in Dipl.Ing.in Dipl.Kfm.in schlechtwetterhahn!

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am 23.02.2011 12:56

... lohnt auch in die Diplomarbeit eines ehemaligen österreichischen Finanzministers, die an der Uni Kloagenfurt
approbiert wurde.

Allerherzlichst

Ihr Karl-Heinz Krasser

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feuerkogel (6.578 Kommentare)
am 23.02.2011 11:16

wenn ich mir heutzutags anschau, welche trotteln von akademiker nicht nur im parlament sondern auch unter der beamtenschaft umhergeistern wundert mich nix mehr. das akademische proletariat wird immer mehr.
in akademikerkreisen gilt immer noch das sprichwort "eine krähe hackt der anderen kein auge raus". der beste beweis ist ja die derzeitige justiz.

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derBlade (88 Kommentare)
am 23.02.2011 09:52

einer jeden Dissertation steht eine eidesstattliche Erklärung, in der der Verfasser erklärt, dass er diese ohne jedwede Hilfe und eigenhändig verfasst hat. Es liegt also auch ein Meineid vor.

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fabercastell (44 Kommentare)
am 23.02.2011 09:30

Dabei handelt es sich ohnehin nur um Abschreibübungen. Eigene Thesen sind gar nicht erwünscht bzw. wird bei jeder Textpassage eine Fußnote verlangt, woher man diese Informationen bzw. Ansichten hat. Sollte man im Rahmen der Diplomarbeit aber eine Umfrage erstellt haben - kann man die Ergebnisse daraus zwar mit einbauen, aber wer prüft die Qualität der Fragebögen? Was ist wenn alle Fragebögen von ein und derselben Person ausgefüllt wurde? Das Verfassen der Diplomarbeiten ist komplett sinnlos - dabei handelt es sich rein um das Zusammenfassen der Literatur. Es sei jedem verziehen, wer dabei bei einigen Passagen vergisst die Quelle anzugeben.

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am 23.02.2011 13:00

... weiss man nicht, ob die "Befragten" nicht ohnedies etwas anderes zu Protokoll geben als sie sich denken. "Umfragen und Fragebögen" - wie ich sie liebe. Entweder es kommen Binsenweisheiten heraus (92% der Österreicher interessieren sich für die private Zukunftsvorsorge) oder die "bahnbrechenden" neuen Erkenntnisse basieren schlichtweg darauf, dass die Respondenten dem Interviewer bewusst oder unbewusst (vielen Fragen, die spontan zu beantworten sind, würden nach einer Überlegenszeit ganz anders beantwortet werden) eine nicht der Wirklichkeit entsprechende Antwort geben

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( Kommentare)
am 23.02.2011 09:20

derzeit betragen diese Milliarden!

Jedoch was wird dagegen unternommen, wenn die Justiz diese Delikte als Kavaliersdelikte durchgehen läßt?

Alles was nicht bestraft/geahndet wird, wird nicht wahrgenommen bei den Menschen. Nur durch persönliche finanzielle- oder wirtschaftliche Gutmachung zur Not Sozialarbeitsleistung lernt der Mensch etwas daraus.

Reue ist zwar der erste Schritt, jedoch ersetzt es nicht die Widergutmachung der Schädigung des Produktes oder Herstellers!

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schlechtwetterhahn (531 Kommentare)
am 23.02.2011 17:59

Es schreiben doch eh alle voneinander ab.

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