Junger Linzer dürfte Amoklauf in Deutschland verhindert haben
LINZ. Ein 16-Jähriger aus Linz dürfte einen Amoklauf in einer Schule in Deutschland verhindert haben. In Kontakten mit dem mutmaßlichen Täter im Internet hat er Informationen gesammelt, die zu dessen Ausforschung führten.
Der Verdächtige wurde mit einem Zugriff der deutschen Polizei Mittwochfrüh festgenommen. Bei ihm wurden Waffen, ein Abschiedsbrief und eine Todesliste mit Namen der geplanten Opfer sichergestellt.
Aufgeflogen sind die Pläne für den Amoklauf durch einen zufälligen Internet-Chat des 16-jährigen Linzer Schülers mit einem Gleichaltrigen aus Uslar im niedersächsischen Landkreis Northeim in der Nacht auf Mittwoch. Bei weiteren Kontakten schickte der Deutsche auch Fotos von Waffen und berichtete, dass er einen Amoklauf an seiner Schule plane. Der Linzer sammelte in diesem Online-Dialog so viele Informationen wie möglich. Damit ging er zur Polizeiinspektion Kleinmünchen und erzählte alles den dort diensthabenden Beamtinnen. Diese nahmen den Sachverhalt auf, sicherten alle vorhandenen Daten und schlugen Alarm.
Die oberösterreichischen Sicherheitsbehörden nahmen Kontakt mit dem Polizeikooperationszentrum Passau auf. Erst kürzlich war zwischen Deutschland und Österreich vereinbart worden, dass es durch eine völkerrechtliche Vereinbarung künftig aus einem provisorischen in den Dauerbetrieb übergehen soll.
+++EILT+++ Linzer meldet angekündigten Amoklauf in ??Polizistinnen geben Sache über #PKZ Passau an dt. Polizei weiter. Verdächtiger in Haft! pic.twitter.com/uh3FaetE5k
— POLIZEI OÖ (@LPDooe) 6. April 2017
Waffen und Abschiedsbrief gefunden
Die Deutschen gründeten sofort einen Sonderstab. Dieser konnte mit den bekannten Daten den Verdächtigen ausforschen. Mittwochfrüh gaben die Ermittler grünes Licht für den Zugriff. Der 16-Jährige aus Uslar wurde daheim festgenommen. Bei ihm wurden Waffen, ein Abschiedsbrief und eine Liste mit Namen der geplanten Opfer sichergestellt. Der Schüler ist geständig. Als Motiv für die beabsichtigte Tat gab er seinen Frust darüber an, dass er gemobbt worden sei. Ihm werden Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten vorgeworfen.
Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) erklärte in einer ersten Reaktion: "Dieser Vorfall hat gezeigt, wie wichtig das Polizeikooperationszentrum Passau für die rasche und unbürokratische Zusammenarbeit zwischen Österreich und Deutschland ist." Er dankte zudem dem jungen Mann für seine Zivilcourage und den Linzer Polizistinnen für ihr effizientes Vorgehen um einen Amoklauf zu verhindern.
Täter planen "Schoolshootings" meist genau
Amokläufe und andere Fälle von Waffengewalt kommen in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens vor. Besonders häufig werden Bildungseinrichtungen attackiert. Solche "Schoolshootings" stellen eine Sonderform unter den Amokläufen dar, da sie seltener aus "blindwütiger Raserei" heraus begangen werden.
Fast alle Täter hatten sich zuvor bereits gedanklich mit der Gewalttat beschäftigt und diese oft auch geplant, berichten Experten. Aus Untersuchungen in den USA, wo Schulen besonders häufig Schauplätze für buchstäbliche Massaker wurden, weiß man, dass Opfer teilweise bewusst ausgewählt und regelrecht hingerichtet worden sind, oder es existierten sogar "Todeslisten". Die jugendlichen Täter fühlten sich ausgegrenzt und wollten sich an einer abweisenden Welt durch ein blutiges Finale rächen, in dem sie dann selbst untergehen.
Auch ein laufendes deutsches Forschungsprojekt soll Amokläufe und "Schoolshootings" detailgenau untersuchen. "Zwar kommen derartige Taten in unseren Schulen insgesamt sehr, sehr selten vor, aber dennoch liegen wir in Deutschland gleich nach den USA auf Platz zwei", sagte Herbert Scheithauer von der Freien Universität Berlin bei der Vorstellung des Projekts "Target" im Jahr 2013. Je nach Definition gab es damals seit 1999 in Deutschland elf bis zwölf tödliche Schul-Amokläufe, begangen von jugendlichen Tätern.
Beispiele für Amokläufe an Schulen in Deutschland
März 2009: Ein 17-Jähriger erschießt in Winnenden und Wendlingen in Baden-Württemberg 15 Menschen. Der Amoklauf beginnt in der Albertville-Realschule, wo er zwölf Leichen hinterlässt. Auf der Flucht erschießt er einen Mann und zwingt einen weiteren zu einer Autofahrt in das 40 Kilometer entfernte Wendlingen. Dort erschießt er in einem Autohaus einen Kunden sowie einen Verkäufer. Als die Polizei ihn stellt, tötet er sich selbst.
November 2006: In Emsdetten eröffnet ein 18-Jähriger das Feuer in seiner ehemaligen Schule. Mehrere Menschen werden verletzt, bevor der Täter Selbstmord begeht.
April 2002: Mit Pistole und Pumpgun stürmt ein ehemaliger Schüler das Erfurter Gutenberg-Gymnasium und tötet 16 Menschen: zwölf Lehrer, zwei Schüler, die Sekretärin und einen Polizisten. Anschließend erschießt er sich selbst. Der 19-Jährige war zuvor der Schule verwiesen worden. Er war Mitglied eines Schützenvereins.
Februar 2002: Im bayerischen Freising erschießt ein Schüler nach dem Rauswurf aus einer Wirtschaftsschule drei Menschen und tötet sich anschließend selbst.
Durch Mobbing in der Schule motiviert gewesen sein dürfte der Amoklauf eines Jugendlichen vom vergangenen Sommer in München. Zunächst hatte es sogar Terrorverdacht gegeben.
Juli 2016: Bei einem Amoklauf in München erschießt ein 18-Jähriger neun Menschen. Die Situation in der Stadt ist stundenlang unklar. Die Polizei geht zunächst von einer "akuten Terrorlage" aus. Durch die Schüsse bei einem Fast-Food-Lokal und einem Einkaufszentrum im Norden Münchens sterben mehrere Jugendliche. Der Täter begeht anschließend Suizid, er litt wohl unter psychischen Problemen. Der Lieferant der illegal im Internet gekauften Waffe wird ausgeforscht und in Untersuchungshaft genommen. Das Motiv für den Amoklauf ist den Ermittlern zufolge Mobbing gewesen. Der Amokschütze sei "über Jahre hinweg" von seinen Mitschülern gemobbt worden.
Die letzten Tage haben bewiesen, welches Potential in unserer Jugend steckt. Gerade vor ein paar Tagen hat ein erst zehnjähriger Bub durch sein überlegtes Handeln und durch seinen unfassbaren Mut eine ganze Familie vor dem Feuertod gerettet. Jetzt hat wieder ein Jugendlicher durch kluges Handeln möglicherweise ein Blutbad an einer deutschen Schule verhindert. Man kann nur hoffen, dass diese positiven Beispiele genug Motivation für andere Jugendlichen ist, sich in extrem kritischen Situationen ähnlich so zu verhalten.
Mit Kanonen auf Spatzen schießen. Wenn die deutschen Behörden nur ansatzweise so konsequent bei dem Terror und Amokfahrer von Berlin vor der Tat gewesen wären, wie jetzt hier, dann wäre viel verhindert wurden. Wie man mit Schreckschusspistolen einen Amoklauf macht, muss erst noch richtig erfunden werden.
1. Sobald der frei ist, wird er sich an dem tapferen Buben rächen.
2. Die Artikel in den Zeitungen verschieben die Gesamtsituation mehrfach. Auch dahingehend, a) dass sich die werdenden Täter verschließen werden und b) dass Trittbrettfahrer solche Szenen erfinden, um sich wichtig zu machen.
Der eigentliche (Hinter)Grund ist sowieso verloren gegangen, obwohl er im Artikel nebenbei erwähnt wurde: MOBBING
Ich hoffe das dem jungen Mann aus Deutschland derart geholfen wird das er kein Bedürfnis mehr hat sich zu rächen ....Und er nicht durch noch mehr Machtspielchen und Druck noch mehr psychisch angegriffen wird.
Was nämlich in nur wenigen Worten abgehandelt würde....Das es meist eine längere Phase der Vorbereitung braucht bis ein Mensch derartig Amok läuft....Dahinter versteckt sich eine noch viel viel viel längere Phase des Leidens, des Schmerzes, des gemobbt werden, des wegschauen jener, die für die Klasse und insbesondere für den jungen Mann zuständig und verantwortlich sind.
Auch wenn es jetzt Nahe liegt den Eltern die Schuld zuzuschieben.....Die sind nach der Volkschule, wenn sich die Kinder beginnen in Jugendliche zu verwandeln, oft schon aussen vor....und die Kinder/Jugendlichen immer mehr Zeit in der Schule!
Der junge Mann aus Linz macht es uns vor....Nicht wegschauen, Verantwortung übernehmen....
gut
Leider kommt Mobbing sehr häufig vor und wird dieses Problem entweder gar nicht wahrgenommen von der Umgebung oder ansonsten nicht so ernst genommen, wie man es nehmen müsste.
Das sollte sich dringend ändern!
Einfach großartig!!!!! Gschickter, gscheider Bursch - bravo 👏🏻👏🏻👏🏻👏🏻👏🏻👏🏻
Vielen Dank an den 16 jährigen und der Polizei! Hoffentlich können sie dem anderen Jugendlichen helfen! Wer Kinder hat, könnte selber betroffen sein! Er muss sehr verzweifelt gewesen sein!
Wie schön zu hören, dass ein 16jähriger derart klug handelt und weiß, was in so einem Fall zu tun ist.
Gratulation!!!!
Es freut mich sehr zu lesen das ein noch so junger Mensch soviel Zivilcourage hat und auch persönliches Verantwortungsgefühl.
Es wäre ein leichtes gewesen sich aus dem Chat rauszuklicken, wegzuschauen....Schließlich kann man sich ja nicht um alle kümmern.
Ein grosses Dankeschön an den jungen Mann und ... Chapeau! Ich ziehe den Hut....
Auch lobend erwähnt dürfen die Beamten werden und die Kooperationsstelle, die den jungen Mann ernst genommen haben und effizient gehandelt haben.
Aber an erster Stelle gebührt imho der Dank dem jungen Mann und seinen Eltern, deren Erziehung aus dem Kind einen verantwortungsvollen, aufmerksamen jungen Mann machten
und schon hat sich die polizeiliche Kooperation gelohnt .
Gratulation dem Buam ...hoffentlich gibt noch mehreren Solche !
Super Reaktion von dem Buam, bravo.
Aber ist er jetzt 15 oder 16 Jahre alt?
Der Artikel widerspricht sich wieder einmal.
Danke für den Hinweis!
In der ersten Meldung der Polizei wurde noch von einem 15-Jährigen berichtet, mittlerweile hat sicher aber herausgestellt, dass der Linzer schon 16 Jahre alt ist.
Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Tag.
lg aus der Online-Redaktion
ein Plüschen den onlinern
Amoklauf steht in der Überschrift. Liebe Online-Redaktion bitte rechercieren sie, was ein Amoklauf ist.
rechercieren, wie geht das?
"recherchieren" wollte ich schreiben, leider kann man das im nachhinein nicht mehr ändern.