Das Linzer Derby und seine Nachwirkungen
LINZ. Dem 29-jährigen Freistädter, der Ziel einer Hooligan-Attacke wurde, geht es langsam besser.
Sie kam wie aus heiterem Himmel, die Dreier-Sitzbank, die einen Polizisten beim Linzer Stadtderby am Kopf traf. "Plötzlich spürte ich einen massiven Schlag am Kopf", schildert der 29-Jährige im OÖNachrichten-Gespräch seinen schmerzlichen Vorfall vom Freitagabend.
Das war passiert: Der Beamte aus Freistadt trieb mit seinen Kollegen der Einsatzeinheit einen Keil zwischen aufgebrachte Problem-Fans von LASK Linz und Blau-Weiß. Er stand mit dem Rücken zum Zaun. "Ich war auf die LASK-Fans fixiert und hätte nie damit gerechnet, dass von hinten etwas kommen könnte." Er habe auf die Linzer eingeredet, damit die Situation nicht weiter eskaliert. "Es war extrem, aber es hat gut funktioniert." Dann flog die Bank über das meterhohe Absperrgitter – geworfen von einem Hooligan aus der blau-weißen Szene. "Das Teil traf mich wie ein Blitz, der einfährt in den Atembereich." Nach kurzer Zeit sackte der Polizist zusammen – mit schweren Prellungen und Stauchungen der Wirbelsäule.
Die Schmerzen seien seit Samstag schlimmer geworden, sagt der Beamte. Vor allem in der Früh. "Aber im Tagesverlauf geht’s mir besser." In einigen Wochen will er wieder seinem Dienst nachgehen – auch bei Fußballspielen. "Jetzt will ich erst recht andere vor solchen Attacken schützen."
Noch wisse er nichts über die Identität des Mannes. Das Nachspiel des Derbys wird noch mehrere Wochen dauern. Zu sechs Festnahmen war es am Spieltag gekommen, weitere könnten folgen. Die Ermittler werten stundenlanges Videomaterial aus. Zu sehen sind auch amtsbekannte Personen. In einer Hooligan-Datenbank sind die Gewalttäter des Landes behördlich registriert.
Christian Kohlbacher vom "Szenekundigen Dienst" der Polizei Oberösterreich sagt, dass es in unserem Bundesland etwa 90 bis 100 gewaltbereite Stadionbesucher gebe. Auf diese legen 30 szenekundige Beamte ein besonderes Augenmerk. Die Gruppe der Risiko-Fans umfasst 300 bis 350 Personen, die aggressives Verhalten zeigten, gegen das Pyrotechnikgesetz verstießen oder randalierten. Sie lassen sich nicht in eine Schublade stecken – sie kommen aus allen Berufs-, Gesellschafts- und Altersschichten.
Greift auch der Verein durch?
Unter den Hooligans könne man 20 bis 30 Blau-Weiß zurechnen, je 30 dem LASK und der SV Ried und zehn Vorwärts Steyr, sagt Kohlbacher: "Gerade bei großen Spielen erfahren sie durch Fan-Freundschaften auch Unterstützung aus dem Ausland." So waren zum Derby Krawalltouristen aus Regensburg und Stuttgart angereist. Am späten Montagabend distanzierte sich der FC Blau-Weiß Linz auf seiner Homepage von den gewaltbereiten Chaoten. "Wir versuchen, diese ausfindig zu machen und mit Stadion- und Hausverboten zu belegen. Hooligans haben bei uns keinen Platz", hieß es in der Stellungnahme.
Man hoffe auf strikte Strafverfolgung seitens der Behörden. Auch die Bundesliga prüft die Vorfälle. Der Bericht eines Spielbeobachters wird derzeit durchgearbeitet. Ob die Liga-Leitung Konsequenzen ziehen wird, ist noch unklar.
Luger: "Ich fordere Stadionverbote"
Dass der FC Blau-Weiß Linz Bürgermeister Klaus Luger (SP) besonders am Herzen liegt, ist kein Geheimnis. Gerade weil er ein Anhänger des Vereins ist, würden ihm die Ausschreitungen besonders nahe gehen, sagt der Stadtchef: „Ich erwarte von meinem Verein, dass er sich klipp und klar von diesen wenigen Krawallbrüdern distanziert. Diese Leute haben in einem Fußballstadion absolut nichts verloren.“ Luger fordert harte Konsequenzen für jene „Fans“, die in Pasching über die Stränge geschlagen haben: „Die Personalien dieser Leute sind der Polizei seit Jahren bekannt. Der Verein müsste jetzt zumindest langjährige Stadionverbote über sie verhängen.“
Darin, dass die Bezirkshauptmannschaft Linz-Land das Derby im Waldstadion überhaupt genehmigt hat, sieht Luger kein Versagen der Behörde: „Wenn etwas passiert, sind im Nachhinein immer alle sehr gescheit. Die Bezirkshauptmannschaft Linz-Land hat aus den Zeiten, als Pasching noch in der Bundesliga spielte, genügend Erfahrungen, wie solche Veranstaltungen zu regeln sind.“
Eine Rückkehr des LASK auf die Linzer Gugl schließt Luger nicht aus: „Meine Tür steht immer offen, wenn die Verantwortlichen darüber reden möchten.“
"Einsatz war nicht gerechtfertigt"
Der Polizei-Einsatz mit Pfefferspray im Blau-Weiß-Fanblock des Paschinger Waldstadions sei „nicht gerechtfertigt“ gewesen, sagt der Linzer Anwalt Manfred Arthofer. Er plane eine Anzeige gegen die Beamten wegen Körperverletzung und eine Beschwerde beim Landesverwaltungsgerichtshof.
Laut Zeugenaussagen, die ihm vorliegen würden, seien beim Einsatz im Fanblock „keine Fäuste geflogen“, sagt Arthofer. Es habe nur „Schmährufe“ gegen die Beamten gegeben. „Das rechtfertigt keinen Waffeneinsatz, weil keine Notwehrsituation gegeben war“, so Arthofer. Der gefährliche Vorfall, als „Fans“ mit einer Sitzbank einen Polizisten attackierten, sei bereits eine Dreiviertelstunde vor dem Pfefferspray-Einsatz passiert.
3 Fragen an Markus Fischl, Psychiater
„Fußball ist ein Spiegel der Gesellschaft“, sagt der Facharzt für Psychiatrie am Neuromed-Campus des Kepler-Universitätsklinikums Linz. Aus seiner Sicht sind Ausschreitungen von Hooligans wie zuletzt in Pasching Indiz für eine zunehmende Verrohung.
Warum entladen sich aufgestaute Aggressionen so oft bei Fußballspielen?
Weil dort eine Gruppendynamik zum Tragen kommt. Man stachelt sich gegenseitig auf, jeder will zeigen, dass er der Härteste ist, das Alpha-Tier. Viele Hooligans fühlen sich im Alltag „klein“. Wenn es ihnen gelingt, ein Großaufgebot der Polizei aufmarschieren zu lassen, wertet das ihr Ego enorm auf. Durch Drogen und Alkohol versetzen sie sich zusätzlich in Stimmung.
Täuscht der Eindruck, dass das Aggressionspotenzial generell steigt?
Ja, denn die Toleranzschwelle sinkt. Die Menschen verlieren rascher als früher die Fassung. Das beginnt bei Beschimpfungen und geht bis zu Gesten und Tätlichkeiten. Der Grund ist, dass uns traditionelle Werte und das Gefühl dafür, was sich gehört und was nicht, verloren gehen.
Wie kann man dieser Tendenz zur Verrohung entgegenwirken?
Das muss in der Erziehung beginnen. Wer nicht Respekt vor anderen gelernt hat, sondern nach dem Laissez-faire-Prinzip erzogen wurde, wird später keinen „Genierer“ kennen, wenn es ums Einhalten von Regeln geht.
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Die LIVE Fernsehbilder die vom ORF gesendet wurden genügen um sich eine Meinung über die BW Rowdys zu bilden .
auch möchte ich erwähnen dass Sponsoren am Rücken auch nicht das beste Bild ergeben , denn wo kommt das Geld her ???
Tja das Inkasso Geschäft blüht
passt das hierher?
Wenn mit Blau-Weiss befreundete "Fanklubs" sogar aus Regensburg und Stuttgart anreisen, dann bestimmt nicht um sich ein Spiel aus der zweithöchsten Liga Österreichs anzuschaun. Das riecht schon meilenweit nach Ärger.
Sehr interessant,Herr Luger, ihre Tur steht also für die Verantwortlichen des LASK immer offen - warum sind sie bei den Gesprächen, die mit ihnen ausgemacht wurden gar nicht dabei?
Eintrittskarten für die die Fanblocks personalisieren =
Man bekommt eine Karte nur gegen Vorweis eines Ausweises -
Nummer der Eintrittskarte und Ausweis werden in einer Liste erfasst und der Eintritt dieser Person ins Stadion kann nur mit dieser Eintrittskarte in Verbindung mit dem beim Kauf vorgelegten Ausweis erfolgen.
Ist zwar ein Aufwand, aber bei ca. 400 Personen machbar!
Aber vermutlich schalten dann die Blauweißen einen Anwalt wegen Datenschutz etc. ein!
Man muss die Vereine für ihre Hooligans zur Verantwortung ziehen, sie müssen Stadionverbot bekommen..so kann es nicht weitergehen.
Das waldstadion fuer die Randale verantwortlich zu machen ist Unsinn. Jahrelang hat es in pasching problemlos Bundesligaspiele gegeben. Blau weiß sollte sich seine Fans genauer ansehen!
Früher gab es andernorts, eigentlich überall, gewaltfreie Matches (’match`heißt?)
Mit normalen Besuchern ist das Waldstadion auch wieder gut geeignet, die Anreise ist ein kleines Problem
Früher gab es andernorts, eigentlich überall, gewaltfreie Matches (’match`heißt?)
Mit normalen Besuchern ist das Waldstadion auch wieder gut geeignet, die Anreise ist ein kleines Problem
Für mich hat das schon lange nichts mehr mit Sport zu tun. Da gibt's Gruppierungen deren einziges Ziel ist Randale zu machen.
Selber zu faul oder untalentiert um Sport zu betreiben werden Veranstaltungen für Schläger- und Sauforgien missbraucht.
Für solche Leute sollte lebenslanges Stadienverbot ausgesprochen werden.
Wenn
eine Zeitung vorher von „Hexenkessel“ schreibt, dann ist datürlich sehr eskalierend.
Andererseits scheinen die Hoolis sich weder von dem noch von irgendwelchen Worten beeinflussen lassen.
Wirken nur Aussperren und andere Strafen?
Jedenfalls wurde gestern hier viel politisches Kleingeld geschlagen (auch von mir), offensichtlich hat aber Fußball mit Parteipolitik relativ wenig zu tun.
also haben die ganzen Hools vorher brav die Zeitung gelesen, um sich von derer aufstacheln zu lassen...?
wie konnte diese Zeitung nur bloß Oo
amüsanter Post
ja, wie konnten sie bloß...
http://www.seit1908.at/blog/gastkommentar/item/955-qualit%C3%A4tszeitung-o%C3%B6n-%E2%80%93-mythos-oder-wirklichkeit?
Linzer, sei getrost, die Leserschaft ist nicht homogen. Die einen sind Rowdies, die anderen könnten es werden.
"...offensichtlich hat aber Fußball mit Parteipolitik relativ wenig zu tun"
du sollst dich nicht täuschen!
bsp: hellas kagran
https://www.unsere-zeitung.at/2016/08/01/hellas-kagran-der-braune-sumpf-der-donaustadt/