17-jähriger Gymnasiast tötet seinen Schulfreund mit 13 Messerstichen
BRAUNAU. Die Tat geschah, als die Eltern einen Stock tiefer in der Wohnung der Oma waren. In ihrer eigenen darüber soll der 17-jährige Sohn seinen Freund und Klassenkameraden Sebastian Delhaye (16) erstochen haben und wollte sich dann laut Polizei selbst umbringen. Das Motiv ist unklar.
„Ich bin schwer verletzt und brauche Hilfe!“, mit diesen Worten meldete sich der mutmaßliche Täter Sonntag um 19.30 Uhr selbst bei der Polizei. Als die Beamten in die Wohnung in der Mozartstraße 2 kamen, entdeckten sie im Wohnzimmer die Leiche von Sebastian Delhaye und fanden den Verdächtigen mit mehreren Schnittverletzungen am linken Arm und am Bauch im Badezimmer – er hat laut Polizei einen Selbstmordversuch unternommen. Der 17-jährige Schüler wurde ins Landeskrankenhaus Braunau gebracht, wo ihm die Ärzte durch eine Notoperation das Leben retteten.
Sein Klassenkamerad Sebastian Delhaye ist an 13 Stichverletzungen gestorben. Die Polizei geht von Mordverdacht aus. „Das Motiv ist noch völlig unklar“, sagt Sicherheitsdirektor Alois Lißl.
Die beiden Klassenkameraden hatten sich um 17 Uhr in der Wohnung getroffen, um gemeinsam zu lernen, und die Tür abgesperrt. Warum die Situation dann derart eskalierte, steht noch nicht fest.
Die Eltern und nahe Angehörige stehen unter Schock und konnten bis gestern noch nicht befragt werden. Sie hatten von der Tat offenbar nichts bemerkt, erst als Polizei und Rettung in das Haus kamen, erkannten sie, dass etwas passiert sein musste.
Polizei fand die Tatwaffe
Auch erste Ermittlungen in der Schule der beiden – dem Gymnasium Braunau – brachten gestern noch keine konkreten Hinweise. Der Tatverdächtige selbst war zunächst nicht vernehmungsfähig. In einer ersten Befragung soll er dann gesagt haben, dass er sich an nichts mehr erinnern könne.
In der Wohnung fand die Polizei mehrere Blutspuren und die Tatwaffe: ein blutverschmiertes Messer. Auch das Blut des Verdächtigen wurde sichergestellt. „Es wird untersucht, ob Drogen oder Alkohol mit im Spiel waren“, sagt Staatsanwalt Alois Ebner von der Staatsanwaltschaft Ried, die die Festnahme des 17-Jährigen anordnete.
Die Polizei konzentriert sich in ihren Ermittlungen nun auf das familiäre und schulische Umfeld des Verdächtigen. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft.
3 Fragen an...Florian Kotanko
Der Direktor des Braunauer Gymnasiums musste die 7B informieren, warum zwei Mitschüler fehlen.
OÖN: Wie haben Sie von der Bluttat erfahren, und was haben Sie dann unternommen?
Kotanko: Kollegin Renata Leitner, Klassenvorstand der 7B, hat mir in der Früh gesagt, was passiert ist. Sie wurde bereits in der Nacht von der Polizei benachrichtigt. Ich habe die Klasse informiert, die Mitschüler haben noch nichts gewusst. Wir haben uns sofort um die psychologische Betreuung der Schüler gekümmert und den Landesschulinspektor informiert. Als Erstes war das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes da. Sieben Betreuende standen im Lauf des Tages zur Verfügung.
OÖN: Wie waren die beiden Jugendlichen in der Schule?
Kotanko: Die ganze Sache ist unfassbar für mich. Ich kann mir nicht vorstellen, was da passiert ist. Beide Jugendliche sind eher ruhig und haben nie einen Eindruck von Gewaltbereitschaft erweckt. Die Klasse war gerade in England, auch dort sind die zwei Burschen nicht aufgefallen.
OÖN: Wie geht es jetzt in der Schule weiter?
Kotanko: Es gibt eine Trauer-Ecke in der Klasse. Ich habe die Eltern per Mail informiert, welche Psychologen ihren Kindern für Gespräche zur Verfügung stehen, wenn diese das möchten. Jetzt geht es um das Emotionale, wir werden nicht sofort zum normalen Schulbetrieb übergehen, sondern allmählich wieder in den Alltag hineingleiten.