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Augsburger Bischof Mixa zurückgetreten

Von apa/nachrichten.at, 21. April 2010, 22:02 Uhr
Bischof Mixa
Bild: dpa

AUGSBURG. Der umstrittene Augsburger Bischof Walter Mixa hat seinen Rücktritt eingereicht. Er hatte Misshandlungen von Heimkindern zunächst geleugnet und dann zugegeben.

Er hat am Mittwochabend in einem Brief an Papst Benedikt XVI. seinen Rückzug vom Amt des Bischofs von Augsburg als auch vom Amt des Militärbischofs der Bundeswehr angeboten. Das Bistum Augsburg in Deutschland hat das an den Papst gerichtete Rücktrittsgesuch von Bischof Walter Mixa bestätigt.

"Schaden von Kirche abwenden"

Mit seinem Rücktritt wolle er dafür Sorge tragen, „weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden und einen Neuanfang zu ermöglichen“, sagte Mixa. In fast 40 Jahren als Priester und 14 Jahren als Bischof „ging es mir immer darum, Zeuge des Evangeliums zu sein und als Seelsorger den mir anvertrauten Menschen zu dienen. Meiner eigenen Schwächen war und bin ich mir dabei wohl bewusst“, schrieb Mixa dem Bistum zufolge an den Papst.

„Alle, zu denen ich ungerecht gewesen sein mag, und alle, denen ich Kummer bereitet habe, bitte ich heute noch einmal um Verzeihung“, erklärte er. „Ich tue diesen Schritt in unerschütterlichem Vertrauen auf die Gnade Gottes und hoffe zuversichtlich, dass der Vater im Himmel die Kirche von Augsburg in eine gute Zukunft führen wird.“ An einer weiteren lückenlosen Aufklärung aller gegen ihn erhobenen Vorwürfe wolle er auch in Zukunft weiter aktiv mitwirken.

Späte Einsicht

Sorge um die Glaubwürdigkeit der Kirche hatte nach diesem Zickzack-Kurs selbst der Priesterrat des Bistums Augsburg geäußert, vor dem Mixa am Montagabend recht spät für seine Fehler um Verzeihung bat. Zum Schluss war auch der Druck der Kirchenoberen in Deutschland groß. Die katholische Bischofskonferenz und ihr Vorsitzender, Erzbischof Robert Zollitsch, forderten den Augsburger Bischof öffentlich auf, sein Amt ruhen zu lassen. Mit dem Rücktrittsgesuch an Papst Benedikt XVI. ging Mixa jetzt noch einen Schritt weiter.

Zu den Prügelvorwürfen der Heimkinder kamen noch finanzielle Unregelmäßigkeiten in Mixas Zeit an der Spitze der Waisenhausstiftung Schrobenhausen. Entscheidend für den rapiden Ansehensverlust des streitbaren Bischofs auch in den Reihen der katholischen Kirche selbst war aber vor allem, dass er wie so viele Politiker bei früheren Affären erst einmal alles vehement bestritt, um dann mit erheblicher Verzögerung doch etwas zuzugeben.

Auch wenn Mixa weiter betonte, er könne lediglich Ohrfeigen nicht ausschließen, habe aber nicht die ihm vorgeworfene körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewandt, war die Empörung groß. Eine Augsburger Diözesanrätin warf ihrem Bischof sogar öffentlich Heuchelei und ein Stück Feigheit vor, weil er sich nicht gleich offen und ehrlich geäußert habe.

Als Konservativer bekannt

Die Affäre, die auf Mixas Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen in den 70er und 80er Jahren zurückgeht, traf nun ausgerechnet einen prononcierten Konservativen in den Reihen der deutschen katholischen Kirche. Nicht zufällig war der Oberhirte der Diözese Augsburg auch Militärbischof. Doch diese Tätigkeit litt zuletzt auch deutlich unter der Affäre in seinem Bistum. So musste Mixa am 9. April seinen bevorstehenden Besuch bei den deutschen Soldaten in Afghanistan absagen. Das Amt des katholischen Militärbischofs hatte er im Jahr 2000 als Nachfolger des verstorbenen Fuldaer Bischofs Johannes Dyba übertragen bekommen, der ebenfalls als engagierter Konservativer Schlagzeilen gemacht hatte.

In diesem Punkt stand Mixa seinem Vorgänger kaum nach. Auf Empörung auch bei nicht gerade linken Politikern stieß vor allem seine Äußerung vom Oktober 2007 zum Ausbau der Kinderbetreuung. Der CDU-Politikerin und damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen warf Mixa seinerzeit vor, Frauen zu Gebärmaschinen zu degradieren. Und erst im März vorigen Jahres sorgte der Bischof erneut für Furore, indem er die Holocaust-Opfer mit der Zahl der Abtreibungen in Deutschland verglich.

Lebenslauf

Am 25. April 1941 im oberschlesischen Königshütte geboren, fand Mixa nach Kriegsende mit seiner Familie im württembergischen Heidenheim an der Brenz eine neue Heimat. Noch vor dem Abitur entschloss er sich, Priester zu werden und studierte ab 1964 an der Katholisch-Theologischen Fakultät Dillingen und im schweizerischen Fribourg Philosophie und Theologie. Seiner Dissertation an der Universität Augsburg zum Thema „Die Verwirklichung der Personalität des Menschen durch Glaube, Hoffnung, Liebe im Anschluss an die Theologie von Martin Deutinger unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Glaubenskrise“ folgte 1975 der Doktortitel der Theologie.

Anschließend wurde Mixa zum Regionaldekan der Augsburger Diözesanregion Altbayern gewählt und übernahm auch das Amt des Stadtpfarrers in Schrobenhausen. 1996 stieg er schließlich zum Bischof von Eichstätt auf - einer der kleinsten, aber auch ältesten Diözesen in Deutschland. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Bischöfen folgte er bereits 1999 der Maßgabe des Vatikans und ließ sein Bistum aus der Schwangerenkonfliktberatung aussteigen. Auch mit der Entlassung des Spirituals des Eichstätter Priesterseminars und der Maßregelung eines katholischen Pfarrers für seine Mitwirkung am ökumenischen Abendmahl auf dem Kirchentag 2003 in Berlin machte Mixa Schlagzeilen.

2005 ernannte Papst Benedikt XVI., dem er schon lange theologisch und kirchenpolitisch nahestand, Mixa als Nachfolger des aus Altersgründen zurückgetretenen Josef Dammertz zum neuen Bischof von Augsburg. Schon vor Bekanntwerden der Vorwürfe gegen ihn selbst bezeichnete er im Februar die sexuelle Revolution als mitverantwortlich für die Missbrauchsfälle. Jetzt hat ihn das Thema wohl endgültig eingeholt.

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