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Facettenreicher Innviertler Dialekt

Von Bianka Eichinger, 26. Jänner 2019, 02:38 Uhr
Facettenreicher Innviertler Dialekt
Der 69-jährige Innviertler Autor Ernst Stöckl veröffentlichte bereits zwei Bände seines Schärdinger Wörterbuches. Drei bis vier weitere sollen noch folgen. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Sein halbes Leben lang ist Ernst Stöckl bereits davon angetan, was Mundart-Wörter bewirken können. Mit seinem Schärdinger Wörterbuch will er dazu beitragen, dass der Innviertler Dialekt weiterlebt.

Als "amateurhaft" bezeichnet der Innviertler Autor Ernst Stöckl selbst seine Anfänge. "Ich blätterte immer mehr über einzelne Wörter in diverser Literatur nach und schrieb das dort Gefundene auf", sagt der 69-jährige Schärdinger, der bereits in jungen Jahren mit seiner Recherche begann. Heute hat er den Anspruch, jedes im Bezirk Schärding gesprochene Wort in fünf, vielleicht sogar sechs Bänden mit mindestens 35.000 Stichwörtern auf 5000 bis 6000 Seiten im Schärdinger Wörterbuch aufzulisten. Erschienen sind bisher zwei Bände.

"Mein halbes Leben habe ich mich für Sprache und Wörter interessiert, wo sie herkommen, was sie wann warum bedeutet haben, oder warum es gerade dieses Wort noch oder kaum mehr gibt", sagt Stöckl. Seine heimatliche Innviertler Mundart habe ihn besonders fasziniert. "Aber dass daraus einmal ein Dialekt-Wörterbuch entstehen würde, wäre mir jahrzehntelang nicht einmal annähernd in den Sinn gekommen", so der Schärdinger. Nach der Matura war er in vielfältigen Arbeitsbereichen tätig, die ihn oft weit weg vom Innviertel führten. Die letzten 22 Jahre vor seiner Pensionierung 2014 war Stöckl Sozialarbeiter. "Seit meiner Pensionierung kann ich mich nun ganz dem Schärdinger Wörterbuch widmen. Meine ersten Schritte waren sehr amateurhaft. Erst als ich es wagte, die ,richtigen Leute’, die Sprachprofis und Mundartpäpste, zum Thema anzusprechen, nahm mein Wörterbuch-Projekt Formen an."

Sinn und Anspruch des Schärdinger Wörterbuches sind laut dem Autor, die gesprochenen Dialektwörter des Innviertels zu erfassen, zu sammeln, diese weiterzugeben und somit dazu beizutragen, dass diese Mundart weiterlebt und nicht verschwindet. "Wörter und deren regionale und temporäre Veränderungen in Aussprache und Schreibweise bilden emotionale, soziale und politische Realitäten, Befindlichkeiten und Phantasien der Menschen sehr exakt ab und gewähren somit tiefe Einblicke in deren Lebenszusammenhänge", sagt der 69-Jährige.

Die Sprache sei das Zentrale der menschlichen Kommunikation, sie unterliege einem ständigen Wechsel. "Dieses Chamäleon verwandelt sich schier täglich. Wörter entstehen, veralten, werden vergessen, verschwinden langsam oder rasch, verändern ihre Bedeutung, können wiederentdeckt, neu übernommen werden, fristen manchmal ein kümmerliches Dasein am Rande, sind plötzlich wieder ,dick da’, unterliegen Moden", sagt Stöckl. Wörter hätten ihren Ursprung, ihre Unterschiedlichkeiten in Tatsachen wie Herkunft, Bildung, Beruf, Arbeit, Familie, Beziehungen, Freud und Leid, Hoffnung und Enttäuschung, Zerstörung und Tod.

Verbale Interaktion ermöglicht laut dem Innviertler Autor, auf breiter Ebene vielfältige Beziehungen mit anderen Menschen herzustellen. "Wir haben in der Sprache so viele Möglichkeiten, uns offen zu zeigen oder uns auch wortreich verschließen zu können. Worte drücken unser Wesen, unser Wollen, unsere Ansichten aus", so Stöckl. Schon kleinste Variablen in Betonung oder in der Auswahl eines Wortes könnten vieles, oft alles verändern.

Zu dem immer größer werdenden Interesse gesellte sich bei dem Innviertler bald die Neugier hinzu, was denn feigln und urassn eigentlich bedeuten, was dë Bletschn oder was a Kloiffë sind, und vor allem, woher diese Worte ursprünglich kommen. "Dass das ganze Konvolut in der Zwischenzeit den heutigen, mächtigen Umfang erreichen würde, das war allerdings so nicht geplant und bereitet mir, ehrlich gesagt, Kopfzerbrechen. Vor allem der Aspekt, wann denn das Ganze einmal fertig sein wird", sagt Stöckl. Wann der dritte Band des Schärdinger Wörterbuches erscheinen wird, sei noch nicht fixiert. "So ungefähr in zwei Jahren, schätze ich. Für einen Band brauche ich rund drei Jahre. Zurzeit bin ich beim Buchstaben J", verrät Stöckl. "Und irgendwann werden Zweschn, zwinsln und letztendlich zwuzln am Seitenhorizont auftauchen."

 

Schärdinger Wörterbuch

Die OÖNachrichten erklären Beispiele aus Stöckls Werk:

  • eintupfm: Vb "eintupfen" > tupfm; 1. Wunde Stelle mit Heilmittel betupfen: Tuast man dë muards-bletschéarn då åwar e gånz viarsichtë mit dera såibm ~! 2. Koitieren; in spez. Bed., deflorieren, entjungfern.
  • fuchatzn: Vb "pfugatzen": heimlich lachen, kichern;
  • gwånt: PartAdj gewandet; > Gwånd. Gekleidet angezogen: oiwei sooo fesch ~ is’s, dë neich nouchboarëng! Wo dë epa dës geid dafiar hear nimmt! RAA oiwei sche n ~ ist niar schen ~!

Mitmachen: Schicken Sie uns Ihre Dialektwörter mit entsprechender Bedeutung an: hoamatland@nachrichten.at oder an OÖN, Promenade 23, 4010 Linz, Stichwort "Mundart"

Das Schärdinger Wörterbuch ist im Verlag Plöchl erschienen. Band 1: 2015, Preis: 59,90 Euro; Band 2: 2018, Preis: 50 Euro. Info: www.schaerdinger-woerterbuch.at

Buchpräsentation in Schärding im Gasthaus "Bums’n", Gambrinuskeller, am Freitag, 1. März, um 19.30 Uhr.

Schärdinger Wörterbuch
Bild: VOLKER WEIHBOLD
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