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Urfahraner Markt: Erinnerungen an früher

22. April 2017, 00:04 Uhr
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Bildergalerie So sah der Urfahranermarkt früher aus
Bild: (Sammlung Thomas Hackl)

Am 29. April beginnt der Urfahranermarkt, mit Zuckerwatte, den Duftnoten von Langos und Bratwürsteln, dem Kreischen aus der Geisterbahn – da werden Erinnerungen wach.

Das Ende einer Illusion

Andrea Bina, Leiterin des Linzer Museums Nordico

Der Urfahraner Markt war einerseits Ort herrlicher Köstlichkeiten wie Zuckerwatte, Schaumbecher oder Schweinsbratwürstel vom Holzkohlengrill mit Sauerkraut, aber auch andererseits der Ort für attraktiven Zeitvertreib. Fahrgeschäfte übten schon früh großen Reiz aus: vom Kinderkarussell, der Geisterbahn, der Schiffsschaukel, dem Autodrom und dem Riesenrad war es dann nicht weit hin zu Tagada, Crazy Mouse oder Sky Flyer.
Mein erstes Scheitern und das Ende meiner Illusion auf dem Urfahraner Markt fand beim Fahrgeschäft des Verkehrskindergartens im zarten Alter von fünf Jahren statt: Als ich meinen ganzen Mut für eine radikale Gegenlenkung zusammennahm, musste ich plötzlich und völlig unerwartet das Ende der Scheinwelt zur Kenntnis nehmen: Die vorprogrammierte Steuerung der Automobile war in meinen Augen eine ungeheuerliche Manipulation.

Dies sind die Abenteuer der Enterprise

Bernhard Lichtenberger, Ressortleiter Wochenende

Aus der Umlaufbahn des Jahrmarktgeländes hat sie sich längst verabschiedet, vermutlich in Galaxien, die schon andere überholte Fahrgeschäfte gesehen haben: die Enterprise. In den 70er und 80er Jahren war sie das Riesenrad der Schneidigen. In den frei schwenkenden Gondeln presste die Zentrifugalkraft zwei Personen so fest in den Sitz, dass sie weder Gurte noch Bügel festhalten mussten. Das rasende Rad hob sich bis in die Senkrechte, und der betörte Trekkie jauchzte ein „Beam me up, Scotty“ in den (Welt-)Raum zwischen Himmel und Erde. Kaum gelandet, löste die Übel- die Heiterkeit ab.

Ein Jahr später, ein spontanes Klassentreffen am Urfix, der damals noch nicht so hieß. Sie brauchten lange, um mich zu überreden, an Bord der Enterprise wieder die unendlichen Weiten des Jahrmarkts zu erforschen. Die Fahrt: ein Genuss! Bis sich danach der Boden unter den Füßen erneut nicht fest anfühlte. Zwei Feuerwehrautos brachten die Rettung: als Deckung für den Speisenverlust. „Nicht faszinierend!“, hätte Mr. Spock gesagt.

So sah der Urfahraner Markt früher aus:

In geheimer Mission

Maria Hofstadler, Erwachsenenbildnerin

Wo sie abgeblieben ist, weiß ich nicht mehr, woher ich sie hatte, ist mir in Erinnerung geblieben: Meine erste Barbie-Puppe, die habe ich auf dem Urfahranermarkt bekommen. Die Barbie, sie löste damals, Ende der 60er Jahre muss es gewesen sein, die Babypuppen ab, war dementsprechend fraulich gebaut, mit den entsprechenden Rundungen natürlich. Was bei meiner Mutter allerdings Entsetzen und ein „die bekommst du auf keinen Fall“ auslöste. Und wie das so ist, wenn die Mama Nein sagt, wird das andere Familienoberhaupt bezirzt. Beim nächsten Familienbesuch auf dem Urfahranermarkt war es so weit, denn Barbie war auch da, sogar ganz viele von ihnen. Während meine Mutter und meine Geschwister voraus gingen, ließen mein Papa und ich uns etwas zurückfallen und schlugen zu. Alles ging ganz schnell. Die Barbie wurde in einer Art Geheimmission gekauft. Meine Freude kannte keine Grenzen, die meiner Mutter allerdings schon. Den Ärger musste glücklicherweise mein Vater ausbaden. (rofi)

Perfektes Wetter auf dem Urfahraner Markt
Bild: Alexander Schwarzl

Das Pferd und das Mädchen

Melanie Tyoler, technische Redaktion

Pferde waren wohl für viele kleine Mädchen in den frühen 1990er Jahren das, was ihnen später die Backstreet Boys bedeuteten. Wendy, Bibi und Tina sowie Black Beauty waren omnipräsent – vom Poster bis zum Pyjama-Design.

Dieser innigen Zuwendung entsprechend, folgte mein Besuch des Urfahranermarktes an der Hand meines Vaters jahrelang einem unverrückbaren Ritual: Schnurstracks steuerten wir das Kinderkarussell an, auf einen Schlag wurden zehn Fahr-Chips gekauft, und schon saß ich auf dem weißen, im Kreis galoppierenden Pferd mit der echten, wallenden Mähne und wollte nicht mehr absteigen. Mein Vater fand derweil sein Glück am Bratwürstelstand gleich nebenan. So hat er die schier endlos währende Zeit angesichts der fröhlich quietschenden Tochter vermutlich ganz gut überstanden.

Es geht nur um die Wurst

Philipp Braun, OÖN-Kulinariker

Karussells gingen an mir spurlos vorbei. Sie waren für mich zu schnell. Für Marktschreier hatte ich keine Ohren. Zu laut. Selbst der süßen Verlockung von Zuckerwatte, kandierten Äpfeln und karamellisierten Nüssen konnte ich tapfer widerstehen. Denn meine ganze Aufmerksamkeit galt nur ihr: der Wurst und ihrem unnachahmlichen Begleiter Sauerkraut. Selten hat mich eine Speise derart in Beschlag genommen wie die herzhaften Bratwürstel. Das aromatische Aroma sauge ich auch heute noch (zumindest gedanklich) gierig mit meiner Nase auf. Wenn der Urfahraner-Jahrmarkt zweimal im Jahr seine Zelte aufschlägt, heißt das für mich: Urfix, na ja. Aber Bratwürstel. Die müssen sein. Zumindest einmal. Das ist fast Pflicht.

Perfektes Wetter auf dem Urfahraner Markt
Bild: Alexander Schwarzl

Die Seele vom Autodrom

Sabine Schlader, betreibt in fünfter Generation das Autodrom

Am schönsten ist es, wenn mir Gäste, die ich schon länger kenne, eine Rose oder einen Schokospieß vorbeibringen. Wissen Sie, wir Schausteller sind ja auch ein bisserl Seelenklempner. Manche jungen Leute kenne ich, seit sie 12 oder 13 Jahre alt waren, als sie noch in der Pubertät steckten und ihre ersten Sorgen zum Autodrom mitbrachten. Noch viele Jahre später besucht mich der eine oder andere, manchmal mit seiner Freundin, die er vielleicht auch noch bei mir kennengelernt hat, und beide stellen mir ihren zwei, drei Jahre alten Nachwuchs vor. Das sind schon sehr nette Erlebnisse, die mir helfen, die nicht so netten, meist mit Alkohol in Zusammenhang stehenden Erlebnisse wegzustecken.

Als Schausteller muss man ja alles können. Man muss Installateur sein, Schlosser, Elektriker, Tischler, ja, und eben auch hin und wieder Psychiater oder Psychotherapeut. (but)

Ein denkwürdigerTag

Antia Pölzleitner, Pensionistin

Es war der Frühjahrsmarkt 1986, ich weiß es noch genau – an einem lauen Abend, eher sommerlich als frühlingshaft, und obwohl Regen angesagt war, gingen wir mit unseren Bekannten vom Turnverein auf den Urfahranermarkt. Mit dabei war auch eine ganz liebe Freundin. Obwohl die Älteste, war sie die Unternehmungslustige von uns. Und während wir noch überlegten, ob wir uns wirklich in den Trubel stürzen sollten, war ihr Tatendrang nicht zu bremsen: „Freilich gehen wir! Heute lassen wir es so richtig krachen“, hör’ ich sie noch sagen. Als dann tatsächlich Regen einsetzte, tanzte sie ausgelassen herum und meinte noch scherzhaft, vom Mairegen zu wachsen. Einige Tage später erfuhren wir, dass es der verseuchte Regen von Tschernobyl gewesen war, der da auf uns niederging. Eine Gefahr, der sich damals keiner bewusst war. Das wirklich Tragische daran ist jedoch, dass diese Freundin 15 Jahre später tatsächlich an Leukämie gestorben ist. Ich muss oft an sie denken, immer wenn Urfahranermarkt ist. (rofi)

Perfektes Wetter auf dem Urfahraner Markt
Bild: Alexander Schwarzl

Suche nach Perspektiven

Volker Weihbold, OÖN-Redaktionsfotograf

Freitagnachmittag. „Volker, Urfahranermarkt ist. Hast du Dienst am Wochenende?“ Dann das obligatorische Gsatzl des Kollegen: „Rundgang, Gästebuch-Foto am OÖN-Stand, Bieranstich; und viele Fotos, weißt eh. Denk bitte auch an eine Bildergalerie.“ No na. Seit fast vierzehn Jahren, zwei Mal pro Jahr, erwandere ich mir den Urfahranermarkt als Fotograf Kilometer um Kilometer; mehr oder weniger im Schlepptau hinter mir ein Redakteur, meistens aber alleine. Immer wieder mit dem Hintergedanken, Bilder zu liefern, die nicht typisch, nicht erwartbar sind; manchmal schaff ich das dann tatsächlich. Zwischenstopp mit Bratwürsteln, eine Runde in Riegers Riesenrad – ändert die Perspektive und ist zum Durchschnaufen. Auch wenn’s rundherum rund geht. Ich freu mich.

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