Kultur-Politik
Die einen sprechen von „Skandal“, die anderen von „Zensur“, der Künstler selbst zeigt sich nachdenklich und enttäuscht. Die umstrittene Ausstellung im Volkskundehaus Ried mit Fotografien von Michael Sardelic (siehe Bericht nebenan) hat eine ...
Die einen sprechen von „Skandal“, die anderen von „Zensur“, der Künstler selbst zeigt sich nachdenklich und enttäuscht. Die umstrittene Ausstellung im Volkskundehaus Ried mit Fotografien von Michael Sardelic (siehe Bericht nebenan) hat eine Grundsatzdiskussion über Kunst im öffentlichen Raum entfacht. Ist es Besuchern des Museums – und somit auch Kindern und Jugendlichen – zumutbar, nackte Frauen mit entblößten Genitalien in provokanter Pose zu sehen? Ja, sagt der Künstler. Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. Was an Sex und Gewalt in jedem mittelmäßigen Action-Film (auch für Kinder) zu sehen ist, übertrifft das Maß an Sexualität, das in den – mittlerweile entfernten – Bildern dargestellt wird, mit Sicherheit. Dieses Argument ist zumindest fragwürdig. Der Zeitpunkt dieser kulturpolitischen Debatte ist ein interessanter: Zehn Tage vor der Wahl werden politisches Kalkül und diplomatisches Gespür auf eine harte Probe gestellt. Was herauskam, ist nicht befriedigend: Der Kompromiss einer Teil-Ausstellung ist schal. Es bleibt ein Schaden – auf beiden Seiten.
eigentlich sollte die vernisage nach der wahl statt finden. da hätte der eröffnungsredner keine zeit gehabt. beginn war ausnahmsweise um 18 uhr, weil die sportlerehrung um 19 uhr angesagt war. der bürgermeister muss überall sein. er ist auch kulturausschussobmann. geschickt führt er zensur und beschränkung nicht selbst durch. dafür hat er seine adjutanten, die er vorschickt. brave und willige parteigänger, die sich geehrt fühlen dürfen, heikle missionen zu erfüllen. diesmal in sachen kulturpolitik zum weichspülen. widerspruch wird glatt gebügelt in ried. denn konflikte dürfen das heile stadtimage nicht stören. und das verkauft man das als rieder klima. schon was von klimawandel gehört?