Clam-Festival: Süchtig nach Mitsingen und Mitfeiern
Das Trio Wolfgang Ambros, Steffi Werger und Peter Cornelius ist zwar längst nicht mehr knitterfrei, aber musikalisch ging alles mehr als glatt am Freitagabend beim zu Recht umjubelten „Festival der Österreicher“ auf Burg Clam.
Von einer einzigartigen Location schwärmt Wolfgang Ambros zu Beginn und kann den Regentropfen, die den ersten Teil seines Konzertes begleiten, etwas abgewinnen: „Wir sollten uns umbenennen: Von Wolfgang Ambros und die Nummer 1 vom Wienerwald in Wolfgang Ambros und die Regenmacher.“ Um dann noch nachdenklich hinzuzufügen: „Dann können sie uns auch in der Sahel-Zone buchen.“
Doch das Wetter meint es rasch besser mit dem „Godfather“ des Austropop, der schon mit dem früh angesetzten „Hofa“ ein Mitsing-Feuerwerk im Publikum auslöst. Und so registrieren wohl viele der 2500 Fans (der Brauereigarten war seit Wochen restlos ausverkauft) nicht, dass Ambros-Gitarrist Peter Koller schon nach wenigen Minuten von der Bühne gebracht werden muss (Verdacht auf Gehirnblutung).
Die Sorgen um den Freund lässt sich der Profi nicht anmerken. Und bleibt mit (Hans Mosers) Reblaus für immer jung. Das Publikum feiert so kräftig weiter, dass die Frage „wollt ihr schunkeln“ beim „Watzmann“ natürlich in die Tat umgesetzt wird.
Und die Stimmung bleibt auf dem Siedepunkt – daran kann nicht einmal ändern, dass diese Sommernacht wettermäßig leider nicht wirklich eine ist. Es bedarf daher gar nicht erst der Aufforderung Steffi Wergers „bleibt wie ihr seid.“ Stimmlich „stoak wie a Felsn“ wagt sie bei „Flamenco Touristica“ sogar ein kleines Tänzchen.
Da stört es kaum, dass bei dem Gedränge mancher Konzertbesucher das „I wü di g’spürn“ etwas zu wörtlich nimmt.
Das Publikum bleibt einfach süchtig nach Austropop und Weichspüler – auch wenn Peter Cornelius seine Lieder nicht dazu zählt. Er wechselt die Gitarren wie andere die Hemden, streut fetzigen Sound ins Clamer Publikum, das wenig später zuerst den Blues hat, um dann ganz entspannt reif für die Insel zu sein.
Auch am späten Abend genießt das Publikum noch, dass der Kaffee fertig ist, schläft natürlich nicht dabei ein, sondern segelt im Wind der Gefühle in Richtung Konzert- und Festivalende des Jubiläumssommers in Clam.
Bei den Fans muss sich Cornelius daher ganz sicher nicht entschuldigen. Das das tut er musikalisch – tausendfach herbeigesehnt – bei seiner Kleinen, die er 15 Jahre nicht gesehen hat und bei der er ebenso lang nichts von sich hat hören lassen. Dass das mit den 15 Jahren schon lange nicht mehr stimmen kann, irritiert niemanden. Schließlich sind viele Fans mit dem Star auf der Bühne mitgewachsen. Und die jüngeren im Publikum erkennen zumindest in diesen Minuten, dass das Alter auch ein bisschen was wie Charme haben kann.
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