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Doppelmord der Chinesen-Mafia in Wien: Sieben Jahre Haft

Von nachrichten.at/apa, 26. September 2018, 16:00 Uhr
Prozess in Wien  Bild: (APA/HANS PUNZ)

WIEN. 18 Jahre nach einer Bluttat im Dunstkreis der Chinesen-Mafia hat sich am Mittwoch ein mittlerweile 36-Jähriger am Wiener Landesgericht wegen seiner damaligen Beteiligung an einem Mord verantworten müssen.

Mit 7:1 Stimmen haben die Geschworenen den Angeklagten am Mittwochnachmittag am Wiener Landesgericht wegen Mordes schuldig gesprochen. Der Angeklagte nahm die sieben Jahre Haft an, der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab, weshalb das Urteil vorerst nicht rechtskräftig ist.

Zur Vorgeschichte: Im August 2000 war ein 25-Jähriger, der bei einer auf Menschenhandel und Schutzgelderpressung spezialisierten Bande namens "Snake Heads" in Ungnade gefallen war, in Wien verschleppt, gefoltert und getötet worden. Seine um sechs Jahre jüngere ebenfalls aus China stammende Lebensgefährtin brachte man als mutmaßliche Mitwisserin über Banden-Interna zum Schweigen. Ihre Leiche wurde in einem Gebüsch in Leobersdorf (Bezirk Baden) entdeckt.

Video:

19-Jährige mit Hackbeil hingerichtet

Die 19-Jährige war in Mafia-Manier mit einem Hackbeil hingerichtet worden. Daran soll neben drei längst abgeurteilten Männern der damals 18-Jährige beteiligt gewesen sein, der in der kriminellen Gruppierung hauptsächlich als Dolmetscher tätig gewesen sein soll. Der Mann, der seinen Namen geändert hatte, wurde im Dezember 2017 auf Basis eines internationalen Haftbefehls nach seiner Ankunft aus Shanghai am Flughafen München festgenommen.

Bereits im April hatte er sich am Landesgericht zu verantworten gehabt - und wurde von den Geschworenen mit 4:4 Stimmen und damit mit dem knappest möglichen Quorum vom Mordvorwurf freigesprochen. Sie erkannten auf Beteiligung an einer Körperverletzung mit tödlichem Ausgang. Die drei Berufsrichter akzeptierten diese Entscheidung nicht und setzten sie wegen Irrtums der Geschworenen aus.

Am Tatort gefesselt

Auch vor dem gänzlich neu zusammengesetzten Schwurgericht, dem Richter Daniel Rechenmacher vorsitzt, räumte der Angeklagte ein, die 19-Jährige in der Nacht auf den 23. August 2000 am Tatort gefesselt zu haben. Die Frau war von vier Männern in einem Pkw von einer Wohnung in Wien-Ottakring nach Leobersdorf (Bezirk Baden) gebracht worden.

Dass sie dort in ein Gebüsch dirigiert und mit einem Hackbeil regelrecht hingerichtet wurde - der Kopf wurde beinahe zur Gänze vom Rumpf getrennt -, hätte er nicht geahnt. Überhaupt habe er vom Ableben der jungen Frau erst am nächsten Tag aus der Zeitung erfahren, lautete die Verantwortung des Beschuldigten.

"Untergeordnete Rolle"

Der 36-Jährige schilderte seine Rolle bei der Bande am Mittwoch vor Gericht als eine untergeordnete. Er hätte zwar gewusst, dass es um Schlepperei ging, doch er habe lediglich Dolmetscherdienste geleistet. Für solche wäre er auch vor der Tat in die Wohnung in Ottakring geholt worden, obwohl seine Dienste nie benötigt wurden. Dort habe er mitbekommen, dass das Pärchen festgehalten wurde, angeblich wegen Schulden.

Während dieser zwei Tage wäre auch ihm nicht erlaubt gewesen, die Wohnung zu verlassen, er wäre in einem abgesonderten Zimmer gewesen und hätte von dem Mordplan nichts mitbekommen. Gegen 4.00 Uhr wäre er dann aufgeweckt worden und wäre mit dem weiblichen Opfer, ihr Freund war zu diesem Zeitpunkt bereits tot, und drei Bandenmitgliedern nach Leobersdorf gefahren. Während der Fahrt wäre ebenso nichts gesprochen worden wie später auf dem Rückweg.

Auf einem finsteren Waldweg wäre er dazu gezwungen worden, das Opfer zu fesseln, danach wäre er im Auto geblieben, während die 19-Jährige ins Freie gezerrt wurde. Er habe vermutet, dass diese durch ein paar Ohrfeigen eingeschüchtert werden sollte. "Was haben Sie sich dabei gedacht, als die dann ohne die Frau zurückgekommen sind?", wollte Richter Daniel Rechenmacher wissen. "Dass sie nach Italien oder Spanien gebracht würde." "Mitten im Finsteren, ohne dass ein anderes Auto dort war?", wunderte sich der Vorsitzende des Gerichts. Ebenso wenig habe sich der Angeklagte etwas dabei gedacht, als während der Rückfahrt ein Plastiksackerl im Donaukanal beseitigt wurde - darin befand sich die Tatwaffe. Er habe erst am nächsten Tag in der Zeitung von den Morden gelesen und sei geflüchtet.

Nur ein Zeuge greifbar

Von allen Beteiligten an dem zweifachen Mord im Dunstkreis der chinesischen Mafia war bei der Verhandlung am Mittwoch lediglich ein Zeuge greifbar. Der Boss, der den Auftrag gegeben hatte, hat in der Untersuchungshaft im Jahr 2000 Suizid begangen, zwei konnten nicht identifiziert werden, und von den Verurteilten sind laut Staatsanwalt zwei nach ihrer mittlerweile erfolgten Freilassung untergetaucht, ein weiterer hat sich nach 16 Jahren bei einem Freigang aus dem Staub gemacht. Deren Aussagen bei Polizei bzw. vor Gericht wurden in jenen Teilen verlesen, die sich auf den Angeklagten bezogen.

Nach deren überwiegender Darstellung war der damals 18-Jährige sehr wohl in die Mordpläne eingeweiht. Und er hätte die junge Frau nicht nur gefesselt, sondern auch aus dem Auto ins Gebüsch gezerrt und festgehalten, als sie getötet wurde. Der bei der heutigen Verhandlung vernommene Besitzer des Autos, der seine Strafe für die Beteiligung am ersten Mord mittlerweile abgesessen hat, war damals in Leobersdorf nicht dabei. Allerdings widersprach er der Darstellung des Beschuldigten, nur ein kleines Rädchen in der Bande gewesen zu sein: "Er war ein enger Vertrauter des Bosses." Und der Angeklagte wäre nicht in der Wohnung abgesondert gewesen.

Der Staatsanwalt wies in seinem Plädoyer nochmals auf die Aussagen der anderen Täter hin, die sich keineswegs an dem Angeklagten "abgeputzt" hätten. Dass er nichts von den Mordplänen gewusst hätte, sei unglaubwürdig. Alfred Boran hingegen, der den 36-Jährigen gemeinsam mit Nikolaus Rast vertrat, appellierte an die Geschworenen, nur dann einen Schuldspruch zu fällen, wenn sie von der Schuld seines Mandanten zu 100 Prozent überzeugt wären.

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