Maschinen mit Gefühlen
Vergangene Woche habe ich über die essenzielle Witzlosigkeit sportelnder Roboter geschrieben. Sie erinnern sich vielleicht an die Robotic Ski Challenge in Pyeongchang.
Meine These: Für Wettkämpfe, deren Protagonisten die Fähigkeit emotionalen Erlebens fehlt, interessiert sich kaum ein Publikum dauerhaft. Leser Mikalai V. fragte dazu nach: Kann eine künstliche Intelligenz in Zukunft vielleicht doch Gefühle entwickeln?
Traurige Roboter, glückliche Roboter, verärgerte oder sogar verliebte Roboter – aus Science Fiction sind Maschinen mit Gefühlen ja seit langem bekannt. Man denke an Marvin, den manisch-depressiven Blechtypen, der im Kinoklassiker "Per Anhalter durch die Galaxis" bemitleidenswert seinen Kugelkopf hängen ließ. Oder an Wall-E aus dem gleichnamigen Pixar-Film, der sein Herz an Roboterdame Eve verlor. Gäbe es solche empfindsamen und intentionalen Maschinen auch in Realitas, würde das nicht nur meine Anti-Thrill-These zu den mechanischen Athleten über den Haufen werfen, sondern eine ganze Reihe großer ethischer Fragen mit sich bringen. Ziemlich sicher würden auch Forderungen nach Rechten für Roboter laut. Aber hier kommt die Entwarnung. Bis auf weiteres dürfen wir uns getrost auf den Schutz von Menschenrechten konzentrieren. Aus heutiger Sicht existieren nämlich keinerlei technische Entwicklungen oder Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass eine Maschine mit Gefühlen, mit so etwas wie Persönlichkeit oder intrinsischer Motivation, praktisch herstellbar wäre.
Dass manche Wissenschaftler nichtsdestotrotz an die theoretische Möglichkeit glauben, soll dabei nicht unerwähnt bleiben. So ähnlich wie der Arzt Fritz Kahn, der den menschlichen Körper in den 1920er Jahren als "Industriepalast" mit Stromkabelnerven und Motormuskeln erklärte, gehen sie dabei von einem mechanistischen Menschenbild aus. Je präziser der künstliche Nachbau, desto eher würde auch Emotionalität generiert, so die Annahme. Allerdings: Die Überzahl der Robotiker und KI-Forscher, mit denen ich spreche, sieht derzeit nicht den geringsten Hinweis darauf, dass so etwas tatsächlich gelingen könnte.
Ärgerlich ist, dass vereinzelte Tech-Hersteller landläufige und oft angstbesetzte Überschätzungen künstlicher Intelligenz sogar befeuern anstatt zu einer notwendigen Entmystifizierung beizutragen. David Hanson etwa, Chef der Hongkonger Firma Hanson Robotics, lässt seine menschengleichen Roboterpuppen bei Großevents scheinbar gefühlsduselig über Kinderwünsche plappern und nennt sie in Interviews "lebendig". Das ist nichts anderes als (und hier erscheint mir der Begriff angebracht): Fake News.
Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung. Twitter: @MartinaMara Haben Sie Fragen an Martina Mara? E-Mail: mara@nachrichten.at
wenn wir nicht mal den Tieren „offiziell“ Gefühle zusprechen, wieso dann Maschinen? der Mensch vertrottelt und gibt immer mehr von seinem Denken ab
Ich glaube, diese Dinger haben schon Gefühle.
Zumindest hat sich Alexa bei mir beschwert, dass ich Kritik an Ihrer Lernresistenz nicht nett formuliert hätte und nach merkwürdigen Ausfällen am 3. Tag sich total verweigert...