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Seoul, die stille Metropole

Von Adrian Lobe, 03. September 2011, 00:04 Uhr
Seoul, die stille Metropole
Die Händler am Fischmarkt in Seoul warten auf Plastikhockern auf ihre Kunden. Bild: Lobe

SÜDKOREA. Es existieren viele Weltstädte, die mit Lärm und Pomp auf sich aufmerksam machen. Und es gibt Metropolen, die leise Töne anschlagen. Zu letzteren gehört Südkoreas Hauptstadt Seoul.

Obgleich in dem Ballungsraum rund zehn Millionen Menschen leben, verläuft das Leben auffallend geräuschlos. Autofahrer halten sich an Tempolimits und hupen nur im Notfall, Elektromotoren surren leise über den Asphalt. Knatternde Mopeds, wie man sie aus asiatischen Metropolen kennt, sieht man kaum. An einer Straßenkreuzung zeigt ein Messgerät die Lautstärke an. 63 Dezibel sind es an diesem Tag. Das ist so laut wie ein Radio oder ein angeregtes Gespräch zwischen zwei Personen.

Auch im Untergrund herrscht bemerkenswerte Stille. Die U-Bahn schleicht sich im Flüsterton in die Stationen. Eine sanfte Stimme kündigt die Ankunft an, dann öffnen sich die Türen der Glaswand. Kein Zischen, kein Brummen, kein Quietschen. Die Bahn scheint über die Gleise zu schweben. Zwei koreanische Geschäftsleute tuscheln an der Eingangstür, der Rest des Wagens tippt auf seinem Smartphone und hört Musik. Mit Ohr-stöpseln. Damit man ja nichts hört. Andere zu stören oder belästigen, gilt in Korea als Unsitte. Die Menschen sind zurückhaltend und diszipliniert.

Gleichwohl: Leisetreter sind die Seouler nicht. Im Hongdae-Viertel machen junge Leute die Nacht zum Tag. Vor der Haltestelle „Hongsik-University“ treffen sie sich und ziehen gemeinsam durch die Straßen. Aus den Bars wummern Bässe, vor den Diskotheken herrscht dichtes Gedränge. Es ist ein keckes Auftreten, das aber auch irgendwie distanziert daherkommt.

In einem Straßencafé sitzen junge Studenten und checken E-Mails, die Holzterrasse ist in kühles Neonlicht getaucht. Im Hintergrund läuft softer K-Pop, eine Mischung aus westlichen Balladen und koreanischer Folklore. Dann geht man wieder ein paar Schritte weiter – und plötzlich ist alles ruhig. Gedämmte Beleuchtung, wenig Fußgänger, kaum Geräusche.

Im Spannungsbereich

In Seoul variieren laut und leise auf engstem Raum. Auch in der Kunst. Denn: Auf diese Weise entsteht Spannung. Bei „NANTA“, einer nonverbalen Aufführung mit rhythmischen Bewegungen, musizieren die Akteure mit einfachen Küchenutensilien. Sie streichen über Kochtöpfe, klopfen mit Messern auf Holzbrettern und werfen sich gegenseitig Teller zu. Erst ertönen sanfte Zitherklänge, dann paart sich Rockmusik mit donnernden chong-ko-Trommeln. Die künstlerischen Kleinode ventilieren die latente Energie, die der Stadt innewohnt. Es bricht sich etwas Bahn, das man im Alltag so nicht wahrnimmt. Hektik, Nervosität, Aufregung – die Bühne ist der Gegenentwurf zur Seouler Realität.

Keine Marktschreier

Auf dem Fischmarkt der Stadt, etwas abseits am Han-Fluss gelegen, geht es wieder erstaunlich gelassen zu. Händler harren stoisch auf Plastikhockern, halten Ausschau nach Kundschaft und ziehen an ihrer Zigarette. Der Fischmarkt wartet mit einer immensen Artenvielfalt auf. Von Hummer bis Hai gibt es hier fast alles zu kaufen. Ein Händler greift in ein Aquarium und zieht einen Oktopus heraus. Beherzt packt er das Tier am Rumpf, die Tentakel baumeln in der Luft. „Der hier kostet 8000 Won“, sagt der Mann. Das sind umgerechnet etwa fünf Euro. Gefeilscht wird auf dem Markt selten. Und wenn, dann ganz diskret. Marktschreier gibt es in der Stadt nicht. Warum auch? Seoul ist aufregend und attraktiv zugleich. Laute Töne braucht es da nicht.

Reiseinformationen:

Anreise: Asiana und Korean Air fliegen täglich von Frankfurt/Main nach Incheon/Seoul. Der Direktflug kostet 900 Euro aufwärts. Für rund 600 Euro fliegt man mit China Eastern über Shanghai nach Seoul. Qatar Airways bietet Flüge ab München für ca. 900 Euro an.

Als beste Reisezeit: gilt der Spätfrühling zur Kirschblüte (Mai) und die Herbstmonate von September bis November.

Koreanische Zentrale für Tourismus (KTO): Baseler Straße 35, 60329 Frankfurt am Main, Tel. 069 / 233226, www.visitkorea.or.kr

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