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Die Lederne im Wüstensand

Von David Jungwirth, 23. Jänner 2012, 00:04 Uhr
Die Lederne im Wüstensand
Die "Lederhosen-Botschafter" Daniela Haluza (vorne), David Jungwirth (li.) und Helmut Steiner in der Thar-Wüste Bild: Helmut Steiner

INDIEN. Bei einer Safari-Tour durch die Thar-Wüste im Nordwesten Rajasthans werden Kamele zu unentbehrlichen Gefährten. Drei Reisende in Lederhosen ritten der Stille entgegen.

Nahe der Wüstenstadt Jaisalmer lernten wir den Kameltreiber Rhaman kennen, der uns vier Tage lang touristisch noch nicht erschlossene Bereiche der Thar-Wüste zeigt. Wir bewegen uns auf unseren Kamelen über flaches, sandiges und teils steiniges Gelände mit gelegentlich kleinen Hügeln und Sträuchern. Am Horizont glänzen goldene Sanddünen in der Sonne.

Auf den ersten Blick wirkt die Landschaft verlassen und unwirtlich. Am Boden finden wir jedoch unzählige Fährten von Mäusen, Käfern und anderen Kleintieren. In der Ferne machen wir zwei weidende Antilopen aus. Am Himmel kreist lautlos ein Geier. Heute sehen wir weder Dörfer, Straßen noch Menschen. „Jetzt reiten wir in Richtung der Kuhherde im Norden“, schlägt Rhaman vor und zeigt uns kleine Punkte am Horizont, die Kühe sein sollen. Als Baboo, das Leitkamel, die Anweisung erhält, führt er unsere kleine Karawane mit Radju und Lalu dorthin.

Große, samtige Pfoten

Zu Beginn verglichen wir das Reiten auf Kamelen noch mit dem auf einem Pferd: Die viel größeren Kamele trotten jedoch energieschonend weitaus langsamer als Pferde. Ihre großen, samtig wirkenden Füße können sich leicht an hartem Untergrund oder Gestrüpp verletzen. Im weichen Dünensand sinken die schwer beladenen Kamele tief ein. Wir fühlen die große Anstrengung mit ihnen und führen sie auf einen hart getretenen Pfad.

Entschleunigender Trott

Schnell begreifen wir, dass es nicht darum geht, große Distanzen zurückzulegen, sondern eins mit dem Kamel in der Einsamkeit und Weite der Wüste zu werden. „Shanti, shanti“ – langsam, langsam –, ruft uns Rhaman zu. Mein Kamel Baboo trottet gemächlich geradeaus, während sein Blick in die Ferne schweift. Es wirkt auf mich, als ob Baboo so wie wir Menschen einfach die Landschaft genießt.

„Heute Abend erreichen wir die Sanddünen in der Nähe der pakistanischen Staatsgrenze“, sagt Rhaman. Von den politischen Spannungen zwischen Indien und Pakistan ist hier in der Einsamkeit der Wüste nichts zu merken. Kurz vor Sonnenuntergang sind wir froh, bei den Dünen angelangt zu sein. Die Kamele sind müde und hungrig – wie wir Reiter – und werden von Sätteln und Gepäck befreit. Unsere Lederhosen schmiegen sich gut an den Körper an und schützen vor Abschürfungen und Druckstellen. Jedoch die ungewohnten, schüttelnden Bewegungen in den wenig gepolsterten Kamel-Sätteln können sie nicht ausgleichen. Wir sind heilfroh, nach sieben Stunden die schmerzenden Glieder und Hinterteile endlich entspannen zu können.

Rast am Lagerfeuer

Noch fühlt sich der Sand unter den Füßen angenehm warm an. „Innerhalb kürzester Zeit wird es jedoch bitterkalt und dunkel werden“, sagt Rhaman und schickt uns auf die Suche nach Feuerholz. Auf dem damit entfachten kleinen Lagerfeuer bereitet der Kameltreiber sogleich den landestypischen Masala-Chai zu. Dieser würzige Schwarztee schmeckt und riecht herrlich nach frischem Ingwer, Kardamon, Zimt und Kreuzkümmel. Heute sind wir weit weg von jeglichen Tieren und menschlichen Behausungen. Daher müssen wir Milchpulver anstatt – wie gestern – der frischen Milch einer selbst gefangenen Ziege verwenden.

Über dem Feuer gebackene Chapati (Brote) und Gemüseeintopf sind unser karges, aber köstliches Abendmahl. Schon sehr wenig Chili-Sauce reicht aus, um den Eintopf höllenscharf zu machen. Wie in Indien üblich essen wir genüsslich ohne Besteck mit den Fingern. Den gelegentlich zwischen den Zähnen knirschenden Sand merken wir nach zwei Tagen in der Wüste schon nicht mehr. Rhaman zeigt uns auch, wie wir nach den Mahlzeiten das Metallgeschirr ausschließlich mit Sand reinigen und so knappes Wasser sparen können.

Am Lagerfeuer legen wir uns auf dicke Patchwork-Decken in zuvor geformte Sandmulden. Mit Jacken, Stutzen und unseren Lederhosen, die während des Tages als Reithosen sowie als wertvoller Schutz vor Kletten und Dornen dienen, schlüpfen wir in unsere Schlafsäcke. Obenauf liegt eine vier Meter lange Plastikplane, die uns zusätzlich vor Kälte, Morgentau und Wind schützt. Erschöpft, aber glücklich bestaunen wir den hellen Sternenhimmel und schlafen neben den Kamelen ein.

 

David Jungwirth, Daniela Haluza und Helmut Steiner reisen ein Jahr in Lederhosen von Spieth&Wensky rund um den Erdball. Reisevideo auf: www.lederhosening.com

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