Herausforderung ADHS
Was Eltern und Lehrer tun können, um Begabungen zu fördern und das Zusammenleben zu verbessern, erklärt Primar Michael Merl.
Sie befolgen nicht gerne Regeln, sind impulsiv, müssen sich dauernd bewegen und können schon auch einmal aggressiv reagieren. Kinder mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom) lassen sich nicht leicht integrieren. Diagnostiziert wird die Störung, von der in 80 Prozent der Fälle Buben betroffen sind, meist ab dem sechsten Lebensjahr. Kinderpsychiatrie-Primar Michael Merl, der sowohl in der Landes-Frauen- und Kinderklinik als auch in der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg arbeitet, gibt Tipps, um das Zusammenleben zu verbessern:
- Eltern, Kinder und Betreuungspersonen sollten von einem Spezialisten aufgeklärt sein.
- Eine gute Beziehung zum Kind aufbauen und pflegen.
- Betroffene positiv motivieren (nicht mit Süßigkeiten, sondern z.B. mit gemeinsamen Bewegungseinheiten).
- Loben, wenn sich das Kind anstrengt – auch wenn der Erfolg ausbleibt.
- Nicht auf Fehlern aus der Vergangenheit herumreiten. Auch Strafen bringen meistens nichts. Konsequenzen müssen auf jeden Fall zeitnah gezogen werden.
- Konsequent und für das Kind berechenbar sein.
- Ein Tages- und Wochenplan gibt Sicherheit.
- Bei Gesprächen Blick- und eventuell auch Körperkontakt suchen (z.B. Hand auf die Schulter).
- Für Hausübungen ein reizfreies Umfeld schaffen.
- Stärken der Kinder würdigen und nützen.
- Kommunikationsregeln ausmachen.
Besonders in der Schule tauchen oft Probleme auf – mit den Lehrern, aber auch mit Mitschülern. Merl erklärt, was Lehrer tun können, damit sich Kinder mit ADHS besser integrieren lassen:
- Günstig ist es, wenn zwei Lehrer in der Schulklasse sind.
- Das Kind sollte möglichst weit vorne in der ersten oder zweiten Reihe sitzen, damit der Lehrer es besser steuern kann.
- Blickkontakt zum Schüler herstellen.
- Lehrer sollten den Unterricht gut strukturieren und abwechslungsreich gestalten. Übergänge gut planen.
- Kinder, die persönlich Aufgaben übertragen bekommen, sind oft besser motivierbar.
So fühlen sich ADHS-Kinder im Unterricht wohler
Bewegung ist der Schlüssel zur besseren Konzentration – besonders für Kinder mit ADHS (Bericht rechts). „Wenn die Konzentration nachlässt, können Lehrer eine fünf bis sieben Minuten lange Bewegungseinheit in den Unterricht einbauen“, sagt UNIQA-Vitalcoach Margit Wachter. Nach einer aktivierenden Übung gilt es die Koordination zu schulen und dann die Aufmerksamkeit wieder zu schärfen. Für diese Unterbrechungen sind nicht nur hyperaktive Kinder dankbar, auch alle anderen profitieren.
OÖN-Gesundheitstour
Die nächste OÖNachrichten-Gesundheitstour macht mit dem Thema „Einmal Zappelphilipp – immer Zappelphilipp? ADHS bei Kindern und Erwachsenen“ morgen, 29. Oktober um 18 Uhr im Ausbildungszentrum der Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz Station. Es referieren Primar Michael Merl, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Landes-Frauen- und Kinderklinik und in der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg, sowie UNIQA-Vitalcoach Margit Wachter. Anschließend beantworten die Experten Fragen. Nach der Veranstaltung sind die Besucher zu einer Jause eingeladen. Der Eintritt ist frei.