Wenn zehn Finger auf 88 Tasten brillant tanzen
Brucknerhaus: Ein mehr als nur beeindruckender Klavierabend mit Michael Korstick
Nach einem furios gespielten „Danza Ritual del Fuego“ aus Manuel de Fallas „El armor brujo“ bedankte sich Michael Korstick beim Publikum und bedauerte keine weiteren Zugeben mehr spielen zu wollen, da er durch eine Coronaerkrankung massiv geschwächt sei. Dafür war der Klavierabend am Mittwoch im Brucknerhaus mehr als nur beeindruckend.
Vor allem der zweite Teil, den er mit der höchst diffizilen Klavierversion von Béla Bartóks Tanz-Suite einleitete und zu einem wahren Gustostück pianistischer Kunst entwickelte. Faszinierend, wie es ihm gelang, derart überdeutlich zu artikulieren und dabei die schillernde Klangwelt der originalen Orchesterfassung im Fokus zu haben. Ähnlich brillant und in ihrer faszinierend Vielfalt überzeugend gestaltet die „Suite de danzas criollas“ op. 15 von Alberto Ginastera, die in diesem, ganz dem Tanz gewidmeten Recital einen zündenden Schlusspunkt setzte. Dazwischen so feine Stücke wie die f-Moll-Mazurka von Władysław Szpilman und Tänze von Charles Koechlin, Isaac Albéniz und Federico Mompou.
Im ersten Teil widmete sich Michael Korstick der deutschen Romantik und stellte als ideales, durchaus tanzaffines Karnevalsstück Robert Schumanns „Carnaval“ op. 9 ins Zentrum. Virtuos gespielt, vielleicht manches zu rasch, um noch genau artikulieren zu können bzw. um die feine Dynamik Schumanns und die überraschenden Akzente deutlich zu machen. Insgesamt mehr ein rauschend klangvoller Maskenball, denn ein subtil ausgelotetes Spiel mit den heiteren und doch immer ein wenig nachdenklich wirkenden Charakteren. Den Auftakt machte eine etwas überstürzte „Aufforderung zum Tanze“ nach Noten von Carl Maria von Weber, der als Klavierkomponist leider noch immer unterbelichtet und nur selten zu hören ist.
Fazit: Ein gewaltiger Kraftakt mit viel Genuss im zweiten Teil