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"Man sucht die Schuld bei den Frauen"

Von Nora Bruckmüller, 27. November 2019, 00:04 Uhr
Irene (Franziska Weisz) und Paul (Alex Brendemühl) in „Der Taucher“ (Filmladen) Bild: filmladen (Filmladen)

OÖN-Filmnacht: Günter Schwaiger präsentiert morgen "Der Taucher" in Linz, der Regisseur über seinen Film zu häuslicher Gewalt, Manipulation und Männer, die an Frust scheitern.

"Wenn ich einen Film über Gewalt an Frauen drehe, war es für mich absolut wichtig, Klischees zu brechen", sagt Günter Schwaiger. Der Regisseur, der seinen Film "Der Taucher" ab heute im Land zeigt, schuf bewusst keine Hauptfigur, die das Bild des bösen, fremden Täters erneut zementieren würde.

Weil man viel zu wenig darüber nachdenke, dass Gewalt Beziehungen und Familien aller Schichten durchziehe, entwickelte der Salzburger einen Charakter, der "in Österreich eine Ikone" wäre.

"Einen reichen, attraktiven Mann, dem die Sympathien nur so zufliegen, und vom dem kaum einer denken würde, er sei gewalttätig." So spielt der deutsch-spanische Darsteller Alex Brendemühl Musiker Paul, einen Komponisten und Fagottisten von Weltrang.

In "Der Taucher" kehrt er nach Ibiza zurück, weil ihn dort ein Prozess erwartet. Seine auf der Insel lebende Ex-Partnerin – die Wienerin Irene spielt Franziska Weisz – will ihn vor Gericht bringen. Er hat sie schwer misshandelt.

"Gerade in höheren, begünstigten, auch intellektuell-künstlerischen Kreisen wird Gewalt am stärksten verborgen, übersehen und verdrängt", sagt der 54-Jährige, der selbst in Spanien lebt. Mit häuslicher Gewalt beschäftigt er sich seit 15 Jahren. Noch stärker seit seinem Dokumentarfilm "Martas Koffer" (2013), der von einer Frau handelt, die den Mordversuch ihres Ex-Mannes nur knapp überlebte. In "Der Taucher" lässt einen Schwaiger hinter die Fassaden der sonnigen Partyinsel blicken, bevor er sie gekonnt zertrümmert. Man taucht tief ein in die zerstörerische Dynamik einer Verbindung, die Gewalt prägt. Er inszeniert eine Beziehung, in der psychische Gewalt in körperliche kippte. Er erzählt von einem Mann, der seine anziehenden, besonderen Seiten nutzt, um Irene weiter zu manipulieren. Eine Frau, deren Identität und Selbstwert noch erschüttert sind, und die mit Fakten an Pauls schönem Image abprallt.

"Nach einem sehr langen Casting erwies sich Franziska als ideal dafür, weil sie Stärke, aber auch Zerbrechlichkeit wie Schmerz vielschichtig transportieren kann."

Unterschwellig, unüberwunden

Die Wurzel für Gewalt an Frauen liegt für Schweiger darin, dass die Gesellschaft heute, auch in Österreich, an der Oberfläche modern scheint, unterschwellig aber noch Probleme wirken, die nicht überwunden sind. "Es ist noch immer sehr schwierig für viele Männer, mit Frustration und Scheitern umzugehen. Selbst mit Frauen, die stark sind, weil sie glauben, ihre Rolle befiehlt ihnen, dann noch stärker sein zu müssen." Bei Konflikten greifen sie, weil sie nie gelernt haben, mit Emotionen anders umzugehen, auf Gewalt zurück. "Dazu der patriarchalische Gedanke, die Frau gehöre dem Mann." Ein Freibrief, um ihr die "Schuld" an seinem Verhalten zuzuweisen. Schwaiger: "Um das zu lösen, müssen wir in der Erziehung ansetzen – von klein auf."

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Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller
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2  Kommentare
2  Kommentare
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honguito (356 Kommentare)
am 04.12.2019 13:20

Sehr schlechte Moderation der Filmnacht. Die beiden männlichen "Experten" waren mehr als peinlich.

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Zaungast_17 (26.877 Kommentare)
am 27.11.2019 09:40

sicherlich sehenswert und zum Nachdenken anregend.

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