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Nobelpreisverleihung: Der Dichter erhielt seine Urkunde und Medaille

10. Dezember 2019, 18:01 Uhr
Bild 1 von 35
Bildergalerie Nobelpreis-Verleihung 2019
Bild: (AFP)

STOCKHOLM. Der österreichische Schriftsteller Peter Handke besitzt nun offiziell seine Urkunde und seine Medaille, die ihn als Literaturnobelpreisträger 2019 ausweisen: Der 77-jährige Literat erhielt gegen Ende der feierlichen Zeremonie im Stockholmer Konzerthaus die beiden Insignien aus den Händen des schwedischen Königs Carl XVI. Gustaf.

Vor Handkes großem Moment waren zuerst die Ehrungen für Physik, Chemie und Medizin vergeben worden, bevor zunächst seine polnische Kollegin Olga Tokarczuk mit dem Literaturnobelpreis für das Jahr 2018 bedacht wurde. Danach trat Anders Olsson, der Vorsitzende des Nobelkomitees der Schwedischen Akademie, mit einer Laudatio auf Handke ans Rednerpult.

Olsson lobte die "bahnbrechende Meisterschaft der Sprache" eines Autors, der oftmals die Konformität unserer Zeit verweigere. "Er schildert nicht die Metropole, er schildert die Peripherie", so der Laudator: "Sein Blick ist seine Sprache, er bleibt empfänglich in allem." Seine Gesinnung sei antinational, müsse er doch mit dem kulturellen Erbe umgehen, dass seine Heimat Österreich einst von der Nazis besetzt wurde.

Mit drei Verbeugungen - in Richtung König, den Mitgliedern der Akademie und Publikum - quittierte Handke traditionsgemäß die Gabe aus den royalen Händen. Nach Urkunde und Medaille gab es abschließend noch einen "Liebesgruß" - in Form von Edward Elgars gleichnamigem, beliebtem Musikstück, intoniert vom Royal Stockholm Philharmonic Orchestra unter David Björkman. Eingezogen war Handke mit den übrigen 13 Nobelpreisträgern zu den Klängen von Mozarts Marsch in D-Dur.

Nicht unter den 1560 geladenen Gästen im Konzerthaus befanden sich die Botschafter des Kosovos, Albaniens, Kroatiens und der Türkei. Deren Regierungen hatten im Vorfeld gegen die Verleihung an Handke protestiert. Zuletzt hatte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan Handke als "rassistische Person" bezeichnet und bei einer Veranstaltung mit Studenten in Ankara nachgelegt: "So einen Mörder auszuzeichnen heißt, mit der Gräueltat gemeinsame Sache zu machen." Auch in der Nähe des Konzerthauses gab es Proteste gegen die Würdigung Handkes. Bosnischen Kriegsopferverbände demonstrierten vor dem Gebäude.

Mit der Verleihung ist der Nobelpreistag für Handke noch nicht gegessen - geht es nun doch zum abschließende Bankett im Rathaus der Hauptstadt. Hier wird der gebürtige Kärntner am Ehrentisch mit 88 Plätzen dinieren. Er sitzt hier neben der Gattin des Schweizer Ministers für Wirtschaft, Bildung und Forschung und der Gattin des Reichstagssprechers. Royaler fällt da das Abendessen für Handkes Kollegin Olga Tokarczuk aus, die zur Rechten des Königs und gegenüber der Königin sitzt.

Drei Preisträger in wissenschaftlichen Kategorien

Zwölf Wissenschafter haben die diesjährigen Nobelpreise erhalten. Bei der Verleihung im Stockholmer Konzerthaus und dem anschließenden pompösen Bankett im Rathaus der schwedischen Hauptstadt war es deutlich voller als in den Vorjahren: In allen wissenschaftlichen Kategorien hatten die Komitees die Maximalzahl von drei Preisträgern ausgewählt.

Gregg Semenza, William Kaelin und Peter Ratcliffe bekamen die Auszeichnung in der Kategorie Medizin, Michel Mayor, Didier Queloz und James Peebles in Physik sowie John Goodenough, Stanley Whittingham und Akira Yoshino in Chemie. Der Wirtschaftsnobelpreis, der nicht zu den traditionellen, auf Dynamit-Erfinder Alfred Nobel zurückgehenden Preisen zählt, ging an Esther Duflo, ihren Ehemann Abhijit Banerjee sowie Michael Kremer.

Die Geehrten haben neben der prestigeträchtigen Nobelmedaille auch ein Diplom erhalten. Verbunden ist die Auszeichnung mit einem Preisgeld pro Kategorie in Höhe von neun Millionen schwedischen Kronen (rund 853.600 Euro).

Der Friedensnobelpreis wurde in Oslo schon zuvor feierlich überreicht - hier geht es zum Bericht!

Handke-Nobelpreis: Die Details zum großen Tag der Überreichung finden Sie hier!

Kritik an Handke vor der Preisverleihung

"Dass am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, der Literaturnobelpreis einer rassistischen Person gegeben wird, die den Genozid in Bosnien Herzegowina leugnet und Kriegsverbrecher verteidigt, hat keine andere Bedeutung, als Verstöße gegen Menschenrechte auszuzeichnen", erklärte Erdogan am Dienstag. So wird der türkische Botschafter wird der Zeremonie aus Protest fernbleiben. Kritiker werfen Erdogan selbst Menschenrechtsverletzungen vor, etwa dass unter seiner Führung Oppositionelle durch politische Prozesse zum Schweigen gebracht werden.

Um 14 Uhr fand die erste Protestaktion gegen Handke in einer Ecke des Platzes vor dem Konzerthaus statt, wo um 16.30 Uhr die feierliche Zeremonie beginnt.

Nobelpreis-Verleihung 2019
Protestaktion gegen die Vergabe des Literaturnobelpreises 2019 an den Österreicher Peter Handke  Bild: (APA)

Die Zahl der Journalisten war zwei Stunden vor Beginn der Verleihung bei dem Protest vor dem Konzerthaus allerdings deutlich größer als die der Manifestanten. Die Polizei habe nur eine kurze Ansammlung einer Gruppe von zehn Menschen außerhalb des großräumigen Sperrgürtels erlaubt, hieß es. 

Die Abhaltung einer Schweigeminute für die Opfer des Genozids von Srebrenica bei der Nobelpreisverleihung am Dienstag fordern Vertreterinnen der "Gesellschaft für bedrohte Völker". Die Göttinger NGO versuche seit den 1990er-Jahren auf die problematische Haltung Peter Handkes zu den Kriegen in Jugoslawien aufmerksam zu machen und mit ihm ins Gespräch zu kommen - bisher vergeblich, erklärte die NGO-Aktivistin Linda Fiene, während sie ein gelbes Transparent hielt. "Mr. Handke. APOLOGIZE to the victims of Srebrenica TODAY!", stand darauf zu lesen. "Wir verfolgen seine Schriften und seine Äußerungen seit Jahren", sagte die Literaturwissenschafterin Jasna Causevic, in der GfbV Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. "Aber nicht in unseren schlimmsten Albträumen hätten wir vermutet, dass man ihm einmal den Nobelpreis geben wird." Wenn Handke erkläre, er komme von Homer, Cervantes und Tolstoi, müsse er gleichzeitig dazu sagen, dass er auch von (dem ehemaligen serbischen Präsidenten, Anm.) Milosevic komme, bei dessen Begräbnis er gesprochen habe, sagte Causevic. "Peter Handke reiht sich heute in die Kette der Genozidleugner ein, wenn er kein Rückgrat beweist und sich vor den Opfern des Völkermords verneigt."

Am Abend bei der angemeldeten Versammlung am Norrmalmstorg waren es deutlich mehr Demonstranten.

Nobelpreis-Verleihung 2019
Demonstrationen vor der Konzerthalle gegen Peter Handke. Bild: (AFP)

Unter den Demonstranten auch Emir Suljagic, der Leiter der Gedenkstätte Potocari, wo die Opfer des Srebrenica-Massakers beerdigt sind. Er nahm mit einer größeren Frauengruppe aus der Vereinigung "Mütter von Srebrenica" an dem Protest teil.

Nobelpreis-Verleihung 2019
Die Demonstranten sind entsetzt, dass ein Schriftsteller den Nobelpreis, der den Genozid in Bosnien Herzegowina leugnet und Kriegsverbrecher in Serbien verteidigt. Bild: (AFP)

Suljagic hat die Verleihung des Nobelpreises an Handke am Dienstag als "ein Ende für den Literaturnobelpreis" bezeichnet. "Die Schwedische Akademie hat ihren Beschluss nur aus einem Grund gefasst: Sie glaubt, dass sie dies ohne Folgen tun kann, da es sich um eine Institution handelt, in welcher offensichtlich der Standpunkt vertreten ist, dass die Muslime und der Islam nicht zu Europa gehören", ist Suljagic laut der Tageszeitung "Oslobodjenje" überzeugt. Die unangenehme Affäre habe sich dank der Überlebenden und ihrer Freunde in eine volle Katastrophe nicht nur für die Akademie, sondern auch für Schweden verwandelt, sagte er. Nach der Einnahme der UNO-Schutzzone Srebrenica wurden von bosnisch-serbischen Truppen im Juli 1995 rund 8000 bosniakische Stadteinwohner ermordet. Ihre Leichen wurden nach dem Kriegsende in zahlreichen Massengräbern gefunden. Nach etlichen Vermissten fehlt weiterhin jede Spur.

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25  Kommentare
25  Kommentare
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( Kommentare)
am 10.12.2019 21:11

Einmal ist es strafbar, Völkermord zu leugnen,
ein andermal eben nicht.

Verwerflich ist es aber immer !

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123_einmal_eins (400 Kommentare)
am 10.12.2019 19:38

Das Millionen Preisgeld nimmt er doch gerne! Gerade in der Literatur sollte eben die ganze Person mit einbezogen werden.

In den Naturwissenschaften sehe ich es ja noch ein wenn ein Charakterlich verkommener Mensch so einen Preis bekommt. Aber in der Literatur ist sowas unverständlich.

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klettermaxl (6.837 Kommentare)
am 10.12.2019 19:03

Die Preisverleihung und die Umstände, die sie begleiten, sind für mich bestätigender Anlaß, weiterhin für die Entfernung degenerierten Adels und geistig verwahrloster und verhaberter "Intellektueller" aus öffentlichen Positionen einzutreten.

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allesistmOOEglich (5.632 Kommentare)
am 10.12.2019 18:32

Der
Dichter erhielt
seine Urkunde und Medaille.

Ich würde lieber im Artikel gelesen haben:

Der
Dichter er
hielt den Mund.

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klettermaxl (6.837 Kommentare)
am 10.12.2019 19:04

Im Fall Handke wäre Mundhalten tatsächlich nobelpreiswürdig.

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( Kommentare)
am 10.12.2019 18:24

Peter Handke und mit ihm ein offener Teil aus der nicht gelösten Geschichte mit dem abruptem Ende der österreichischen Monarchie, hat hier einen verdienten Literaturnobelpreis bekommen. Sich auseinandersetzen mit dieser Zeit, die Zeit nicht einfach verdrängen. Das hat heute nicht den Wert, der ihr zusteht. Peter Handke wird seinen gerechten Platz im Verstehen bekommen, wenn die Zeit dies vorzeigt.

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klettermaxl (6.837 Kommentare)
am 10.12.2019 19:05

Sind Sie ein Schreibsklave vom Putin ? A so ein Holler!

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Lamborghini44 (1.972 Kommentare)
am 10.12.2019 17:58

Man kann ja über den P.Handke denken wie man will, Beschimpfungen sind ebenso unangebracht wie Lobhudelei.
Nur, wenn der Türkendiktator meint "P.Handke ist eine rassistische Person", dann schlägst 13.

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allesistmOOEglich (5.632 Kommentare)
am 10.12.2019 18:39

Nach dieser These wäre der gerechte Platz für Handke nicht in Den Haag, sondern in Nürnberg. Das hat was.

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allesistmOOEglich (5.632 Kommentare)
am 10.12.2019 18:40

Fehlposting, Inhalt gehört zu TillAlceafortunatus oben.

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allesistmOOEglich (5.632 Kommentare)
am 10.12.2019 18:49

Also, wer rassistisches Gedankengut transportiert und kein Dummkopf ist, den kann man schon getrost einen Rassisten nennen. Die Muslime in Bosnien hat Handke als Serben bezeichnet (um nur ein Beispiel zu nennen) - das ist bereits purer Rassismus, weil er damit die serbische Ethnie als diesen Menschen unveränderlich immanent darstellt (und dabei der Erzählung der serbischen Nationalisten, der extremen Rechten, folgt, wie auch sonst immer wieder).

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Lamborghini44 (1.972 Kommentare)
am 10.12.2019 19:42

ALLESISTMÖGLICH
Sie haben mich etwas missverstanden, ich meinte nur , dass gerade
Erdogan niemanden einen Rassisten zu schimpfen hat. Alles klar ?

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zlachers (7.957 Kommentare)
am 10.12.2019 17:48

Handke hat sich sein Nobel Preis schon irgendwie verdint, weil sonnst hätte er keinen bekommen, und er kann stolz drauf sein, auf das was er geschafft hat!
Seine politische Einstellung hat mit diesem Verdienst nicht's zu tun! Und Erdogan und andere Neider sollen, halt vor Neid zerplatzen und über Handke behaupten was sie wollen, nur sie werden so ein Preis niemals bekommen! Handke bekamm ihm für sein Lebenswerk, und das bleibt ihm, und gehört ihm ganz allein, ob es anderen passt oder nicht!

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Gugelbua (31.952 Kommentare)
am 10.12.2019 17:04

die Verleihung ist nur noch ein Zirkus👎

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sol3 (13.727 Kommentare)
am 10.12.2019 16:41

Handke ist kein verblödeter Kriecher.

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kpader (11.506 Kommentare)
am 10.12.2019 22:50

Doch !

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( Kommentare)
am 10.12.2019 16:18

Was fuer ein depp ist den auf die glorreiche Idee gekommen, handke fuer den Nobelpreis vor zu schlagen. Ueberprueft Man den Kandidaten nicht vorher.

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allesistmOOEglich (5.632 Kommentare)
am 10.12.2019 16:23

HC Strache, Norbert Hofer, Herbert Kickl, .....ich kenn so viele, die das tun würden.

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kpader (11.506 Kommentare)
am 10.12.2019 22:49

Kasperl!

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meisteral (11.795 Kommentare)
am 10.12.2019 18:25

@nala2:
Herrlich, hier philosophiert die Blinde von der Farbe!
Made my day!

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restloch (2.553 Kommentare)
am 10.12.2019 15:59

Die einzig sinnvolle Ausweg aus der von Handke und dem Nobelpreiskomitee provozierten Bredouille ist ein Herzinfarkt Handkes vor der Verleihung, am besten bevor er noch einmal Papp sagen und weitere Lügen, Hetze, Beleidigungen und ausgemachten Unfug von sich geben kann.

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klettermaxl (6.837 Kommentare)
am 10.12.2019 16:02

Ich glaub an keine Wunder. Der Zweite Weltkrieg hat auch solange gedauert, bis so ein Krieg aus ist.

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Lamborghini44 (1.972 Kommentare)
am 10.12.2019 18:04

Mit Verlaub Sie sind der größte Trottel hier im Forum, einem Menschen, ob man ihn mag oder nicht, den Tod zu wünschen, ist einfach nur krank.

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allesistmOOEglich (5.632 Kommentare)
am 10.12.2019 18:57

Mit Verlaub, Sie schreiben einen Topfen. Meine Großmutter hat dem Goebbels jahrelang eine Bleivergiftung gewünscht, und nun ist sie 110 und erfreut sich noch immer bester Gesundheit.

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Lamborghini44 (1.972 Kommentare)
am 10.12.2019 19:57

ALLESIST.......
Mag sein, nur hätte es damals schon dieses Forum gegeben, dann wäre Ihre Großmutter sicher nicht 110 Jahre alt geworden.

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