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"Ich will darüber sprechen, weil ich stolz bin, dass ich das geschafft habe"

Von Nora Bruckmüller, 16. April 2024, 05:20 Uhr
Vivian Bausch
Bild: Rainer Winglhofer

Vivian Bausch holte den renommierten Carl-Mayer-Drehbuchpreis für Film. Den OÖN erzählte die Linzerin, wie sexuelle Gewalt ihren Werdegang erschwerte, aber nicht aufhielt.

„Ich will ganz ehrlich sein.“ Diesen Satz sagt Vivian Bausch im OÖN-Gespräch oft, aufrichtig und mit solch einer Überzeugung, dass sich eines offenbart: jener Wesenszug, den es braucht, um so weit zu kommen, um beim Festival des österreichischen Films, der Grazer Diagonale, den Carl-Mayer-Drehbuchpreis zu gewinnen (mehr unten). Neben künstlerischem Talent ist das nämlich auch der Hang zum Anpacken und Tun, zum Biss, wie man bei uns sagt.

Die 32-Jährige und ihr Co-Autor, der Salzburger Fabian Rausch, holten die Auszeichnung vergangene Woche bei der 24. Festivalauflage für ihr Projekt „Soldat“. Sie ist mit 15.000 Euro dotiert – was Bausch mit „Juhu, endlich Geld zum Arbeiten!“ kommentiert. Der Weg in den heimischen Film wurde für Bausch erstmals an der Linzer Kunstuni konkreter, nachdem sie sich zunächst auf Performances konzentriert hatte.

Es definiert dich nicht“

Auf die Frage, wie sich ihr Antrieb genau ergeben habe, antwortet Bausch zuerst mit Schweigen, Überlegen und dann mit einem „Ich möchte ehrlich sein“. Es habe viele Schicksalsschläge gegeben, die es schwieriger gemacht und viel Kraft gekostet hätten. Dann wird sie konkret: „Ich stehe dazu und finde es wichtig, darüber zu reden: Ich habe in meinem Leben zwei Vergewaltigungen erlebt.“

Eine habe sie nicht angezeigt, die andere schon. Es kam zum Prozess (versuchte Vergewaltigung) und zu einem Schuldspruch. Sie wolle deshalb darüber sprechen, „weil ich stolz bin, dass ich das geschafft, es durchgezogen habe und vor Gericht gegangen bin.“ Es bedeute ihr viel, anderen sagen zu können, „dass es so wichtig ist, so etwas anzuzeigen“ – egal, ob es zum Urteil komme oder nicht. „Es hat mir aus psychologischer Sicht sehr geholfen, das zu tun. Man kann solche Dinge, auch gesellschaftlich, nur bewältigen, wenn man sich ihnen stellt und sich gegenseitig unterstützt. Was passiert ist, definiert dich nicht.“

Die Energie, die ihr die Gewalterfahrungen raubten, gaben ihr jedoch zu Teilen ihre Bewältigung, ihr Weitermachen und ihr Masterstudium (zeitbasierte und interaktive Medienkunst) an der Kunstuni zurück. Gitti Vasicek (heute Vize-Rektorin) habe sie ermutigt, ihre erste Doku zu drehen. Die Lust am Schreiben kehrte zurück. Joachim Smetschka, heute Leiter des Studiengangs, sagte: „Sei nicht blöd und bewirb dich doch jetzt endlich für eine Filmakademie!“

Nun absolviert Bausch das Masterstudium Regie bei Barbara Albert an der Wiener Filmakademie sowie beim Linzer Michael Palm (Regie und Konzeption) an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Der Kunstuni-Master ist abgeschlossen, Basis war ein Bachelor in Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien.
Bausch habe erst Mut fassen müssen, das zu studieren, was sie wirklich wollte. Davor habe sie sich nicht getraut, sich zu bewerben. Studium und Schule zu schaffen, seien ihr als Mädchen wie „eine Utopie“ vorgekommen – etwas, das sich nie ausgehe.

Die ersten sieben Jahre ihres Lebens wuchs Bausch in München auf, nach dem Tod ihres Vaters kehrte sie mit ihrer Mutter, einer Friseurin, in deren Heimat Linz zurück. Bausch besuchte die Hauptschule in Urfahr. „Ich war sehr schlecht in der Schule und bin auch nicht hingegangen.“ Irgendwann habe sie aber begriffen, dass sie sich zusammenreißen müsse, um einmal das freie Leben führen zu können, das sie sich für sich vorgestellt habe. Die schwierigen familiären Umstände hätten auch zu Lernproblemen geführt, die es heute nicht mehr gibt. Am Gymnasium seien dann der Ehrgeiz und Schulerfolg gekommen.

Auch in Bezug auf die Hauptschule will Bausch ehrlich sein: „Ich war in Deutsch und Englisch in der dritten Leistungsgruppe, was mir lange peinlich war.“ Jetzt muss es das nicht mehr sein. Bausch ist Co-Autorin eines der prämierten Filmstoffe des Landes.

Zu Preis und Person

Der Carl-Mayer-Drehbuchpreis wird jährlich an ein kinofilmtaugliches Treatment (Vorstufe eines Drehbuchs) vergeben. Vivian Bausch holte ihn mit Fabian Rausch für ihr Projekt „Soldat“. Teils von Bauschs Leben inspiriert, handelt es von einem Mädchen (11) in Linz-Auwiesen, Trauer und Spielräumen. Bausch legte bislang Kurzfilme vor, u. a. beim Crossing Europe. „Soldat“ soll ihr fiktionales Langfilmdebüt werden.

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Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller
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2  Kommentare
2  Kommentare
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kaffee61 (5 Kommentare)
am 16.04.2024 12:17

Sehr beeindruckend!!! Da kann man nur gratulieren und auf die nächsten Arbeiten gespannt sein.

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edlein676 (190 Kommentare)
am 17.04.2024 19:48

Da kann ich mich nur anschließen.

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