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Eine sanfte Göttin, die unsere Welt beschützt

Von Peter Grubmüller, 03. Februar 2024, 00:04 Uhr
Eine sanfte Göttin, die unsere Welt beschützt
Christine Perseis und ihr Gesellenstück "Sünde" von 2015

Sofern Achtsamkeit, Nachhaltigkeit, Sanftheit, aber auch Fürsorge und Güte eine gegenständliche Entsprechung erfahren können, kommt die von Christine Perseis geschaffene "Feronia" diesem Bild verblüffend nahe. Die aus dem bayerischen Unterdietfurt bei Eggenfelden stammende und in Mondsee lebende Künstlerin ist stark darin, Wahrnehmungen in einen physischen Realismus ohne Berührungsängste zu übersetzen. Wer etwa vor ihrer riesigen Stahlskulptur "Leichtigkeit" neben der Braunauer Bürgerspitalskirche steht, den durchfließt trotz des kolossalen Stahlmonstrums ein Hauch von Geborgenheit.

Perseis hat sich ihren blendenden Namen in der Bildhauerei beharrlich erarbeitet. Dass ihre Fantasie und die Geschichten, die sich zu künstlerischen Erzählungen verdichten, ins Freie müssen, wusste sie früh, weil gebastelt und gemalt habe sie schon immer. Wesentlich länger dauerte die Suche nach ihrer künstlerischen Sprache. Sie hatte sich zur Mediendesignerin ausbilden lassen, entwarf Messestände, schuf Illustrationen, zudem zeichnete sie Comics und jene, denen Sensibilität nicht wie der 45-Jährigen gegeben ist, hätten sich mit diesen Erfolgen ausgelassene Feierabende beschert. Doch Perseis nahm noch einmal Anlauf, nach der Teilnahme an der Sommerakademie für Bildhauerei in Eggenfelden nordete sie ihr Leben mit 33 neu ein. Unter lauter Jugendlichen begann sie die Ausbildung zur Holzbildhauerin, die sie mit dem Staatspreis beendete.

Ratgeberin Inge Dick

Wenn sie mit Händen und Füßen von dieser Zeit erzählt, in der sie auch noch in Hallein die Bildhauerei-Meisterprüfung mit Auszeichnung abschloss, fühlt es sich wie eine euphorisierende Impfung an. In großer Dankbarkeit spricht sie von Momenten, als sie von ihren viel zu früh verstorbenen Förderern, den Bildhauern Meinrad Mayrhofer (1958–2022) und Walter Holzinger (1957–2022), ins buchstäblich kalte Wasser geworfen wurde. Eine Frau, die sie in der Gegenwart weise berät, ist die renommierte Malerin/Fotografin und Farb-Jongleurin Inge Dick.

In der Wahl ihrer Materialien ist Perseis längst in der Grenzenlosigkeit angekommen. Bei Feronia fiel die Wahl auf Bronze. Was vorerst vorliegt, ist die Wachsform dieser Frau, die unsere Welt ob der von fliegenden Haaren symbolisierten Unruhe beschützt. Feronia rastet in Perseis’ Wohnung zwei Meter von ihrem ursprünglichen Gesellenstück "Die Sünde" aus Holz und Beton von 2015 entfernt, das sie nie verkaufen würde. Am anderen Raumende steht ein riesige Möbius-Schleife aus Holz, ebenfalls unverkäuflich. Ihre Arbeiten sind inzwischen Teil bedeutender Sammlungen, unter anderem jener des Red-Bull-Formel-1-Chefs Helmut Marko.

So wie sie ihre Kunst sucht und findet, hat Perseis aktuell ihre Antennen nach einem neuen Atelier- und Wohnraum ausgefahren: unbedingt in Oberösterreich, weil sie Landschaft und Leute liebt – ein Sacherl samt Werkstatt, ein verlassener Bauernhof, jedenfalls groß genug, um ihre zum Teil hünenhaften Mitbewohner aus Holz, Stahl, Bronze und Granit zu beherbergen.

Das Feronia-Thema ist Perseis seit Jahren Auftrag. Mit ihrer gewaltigen Spiegel-Arbeit "The Mirror" in Ingolstadt gewann sie 2021 einen internationalen Nachhaltigkeits-Wettbewerb.

Seitlich an den Feronia-Wachsfiguren verlaufen noch Stege. Über Anguss- und Luftentweichungskanäle wird die Figur gerade in Bayern bei Bronzegießer Bernhard Fink in Keramik gebacken – etliche Schichten geraten über wiederholtes Tauchen und Trocknen übereinander. Bei 700 Grad schmilzt später das Wachs aus der Keramikform. Die in einem Graphittiegel auf gut 1100 Grad erhitzte Bronze ergießt sich in den keramischen Hohlkörper, der am Ende abgeschlagen wird. "Und dann liegt die Bronze im Rohguss vor, die ich überarbeite, zum Beispiel muss man die Spuren der Stege entfernen und eventuelle Lufteinschlüsse, Risse, Zunderspuren korrigieren. So ist jedes Stück ein Unikat." Eine Bronze bedeute stets Risiko, weil Hitze, Luft, Materialien zusammenwirken, "und am Ende wird Feronia patiniert".

Am 14. März hat Feronia ihren großen Auftritt. Dann werden die Preisträger der vier Kategorien mit der Bronze-Göttin ausgezeichnet.

Noch bis heute, 3. Februar, können sich Unternehmen, Vereine und Initiativen für den OÖN-Nachhaltigkeitspreis Feronia, der gemeinsam mit dem Land OÖ und der Oberbank vergeben wird, bewerben. Alle Infos unter: www.nachrichten.at

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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