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Bei diesem Geburtstagsfest gerät die Welt aus den Fugen

Von Helmut Atteneder, 02. April 2019, 00:04 Uhr
Bei diesem Geburtstagsfest gerät die Welt aus den Fugen
Judith W. Taschler, preisgekrönte Autorin mit Mühlviertler Wurzeln Bild: Maria Noisternig

Judith W. Taschlers neuer Roman "Das Geburtstagsfest" führt nach Kambodscha und wühlt in zugedeckten Verwundungen

Judith W. Taschler kann sich immer wieder ihrer ausladend-spannenden Eigenbiografie bedienen, wenn sie sich einen Plot für einen neuen Roman zusammenzimmert. So feierte die 49-jährige Germanistin und ehemals praktizierende Deutschlehrerin mit "Die Deutschlehrerin" ihren ersten großen Romanerfolg. Bei "David" ließ die in Putzleinsdorf aufgewachsene und nun in Innsbruck lebende Autorin auf ihr persönliches Schicksal als Adoptivkind in die Romanhandlung einfließen und in "bleiben" verarbeitete sie das Thema "begleiten bis zum Tod" aus einer Eigenerfahrung heraus.

Jetzt ist "Das Geburtstagsfest" erschienen, und hier baut Taschler eine fiktive Geschichte rund um zwei geflüchtete kambodschanische Jugendliche. Ihre eigenen Eltern hatten in den 1980er-Jahren ebenfalls Flüchtlingskinder aus diesem Land aufgenommen. Ein wesentlicher Teil der Handlung führt ins vom Bürgerkrieg gebeutelte Kambodscha der 1970er-Jahre, als Diktator Pol Pot mit brutaler Hand ein Land als gleichgeschalteten Bauernstaat aufzubauen versuchte. Gut drei Jahre dauerte diese Apokalypse, die mehr als zwei Millionen Menschen das Leben kostete. Ausgangspunkt ist der 50. Geburtstag von Kim, der einst mit Tevi aus Kambodscha nach P. (Ähnlichkeiten mit Putzleinsdorf sind nicht zufällig) geflohen und dort von einer Pflegefamilie, bestehend aus drei Frauengenerationen, aufgenommen worden war.

Der verschlossene Kim hat sich eine kleine, beschauliche und sichere Welt als Architekt aufgebaut. Kim hat Ines, die Tochter der Pflegefamilie geheiratet. Über seine traumatischen Kriegserlebnisse schweigt er sich aus. Das ändert sich, weil sein jüngster Sohn Tevi zum Geburtstag einlädt. Tevi ist das personifizierte Gegenteil Kims: Sie redet über ihre Kriegserlebnisse zur Selbsttherapie. Sie leidet anders, aber ebenso.

Als die Feier beginnt, geraten die Fugen auseinander. Die Vergangenheit holt Kim, Tevi und Ines ein. Minutiös und ohne Rücksicht auf Verluste dringt Judith W. Taschler tief in die geschundenen Psychen der Protagonisten ein. Tatsächliche sowie durch die Heilkraft der Zeit verklärt wahrgenommene Lebensgeschichten werden wild durcheinander gerüttelt. Judith W. Taschler wechselt geschickt Zeiten, Orte und Stilmittel (E-Mails, Tagebucheintragungen, Ich-Erzählungen). Ihr Roman gerät dank penibler Recherche auch zur interessanten zeitgeschichtlichen Nachhilfe. Ein rundum lesenswerter Roman, mit üppigem Ende.

"Das Geburtstagsfest": Roman von Judith W. Taschler, Verlag Droemer, 352 Seiten, 22 Euro.

OÖN Bewertung:

 

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Helmut Atteneder
Redakteur Kultur
Helmut Atteneder
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