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Woody Allen: Der Stadtneurotiker wird 80

Von Ludwig Heinrich, 28. November 2015, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Woody Allen zum 80. Geburtstag
Bild: (Reuters)

Seine Filme sind ebenso legendär, wie seine Sprüche unterhaltsam. Ein Blick auf das Leben, Wirken und den Menschen Woody Allen.

Schon als Kind sperrte er sich immer wieder mit Tüchern, Münzen und Zigaretten ein und hantierte damit, um mehr oder weniger gelungene Zauber- und Taschenspielertricks zu erfinden. Er liebte die Magie, die Gaukelei. Wahrscheinlich ist er deshalb Filmemacher geworden. Denn Kino hat ja eine Menge mit Magie und Gaukelei zu tun. Mehr als 60 Filme hat Allan Stewart Konigsberg, besser bekannt als Woody Allen, bisher gedreht. Ob nun als Regisseur, Drehbuchautor oder Darsteller. Oft war er alles zusammen.

Am 1. Dezember feiert der verschmitzte Typ aus Brooklyn seinen 80. Geburtstag. Seine Karriere und seine Berühmtheit sind ihm noch heute ein Mirakel, denn: "Einige meiner Filme haben nur wenige Zuschauer ins Kino gelockt, und trotzdem habe ich, simsalabim, immer wieder das nötige Geld bekommen. Manchmal hat man es mir sogar nachgetragen. Solcherart wurde mir auch ein gutes Leben ermöglicht. Kein Aufstehen in aller Herrgottsfrüh, kein Vertrödeln von Zeit in einem schrecklichen Job. Filme machen, habe ich definitiv erkannt, ist viel, viel schöner, als am Bau zu arbeiten." Was der Hauptfigur in seinem vorvorletzten Opus "Blue Jasmine" beschert war, nämlich: alles, buchstäblich alles zu verlieren, hätte ihm selbst nie passieren können. "Weil ich", erklärt er, "nie reich werden wollte. Also beteiligte ich mich nie an irgendwelchen Börsenspielen. Ergo habe ich auch nie etwas verloren. Nicht einmal meinen Job." Alles, was der Mensch so an Eigenschaften hervorbringt, hat in Woody Allens Filmen Platz.

Liebe, Sex und Religion

In seinem neuesten "Irrational Man" ist es Mord. Sein Hauptakteur, ausgerechnet Philosophieprofessor, will unbedingt den perfekten Mord begehen. Das törnt ihn an. "Der Ausgangspunkt", so Allen, "war aber ein anderer. Ich wollte eine Geschichte über eine Frau machen, die Troubles hat und Hilfe sucht. Nur fand ich über längere Zeit keine Zusammenhänge. Hier nun ist diese Frau Philosophiestudentin, und Menschen, die sich viel mit Philosophie beschäftigen, erliegen oft dem Charme solcher Existenzialisten, wie es unser Universitätsprofessor ist." Ob auch er selbst schon Mordgelüste gehabt hat? "Und wenn", schmunzelt er, "würde ich sie nie in die Tat umsetzen. Ich bin ein Mittelklassefeigling durch und durch. Risiko ist das Letzte, wonach ich strebe."

Liebe und Sex sind natürlich auch gewichtige Momente in Woodys Leinwandwerken. "Sex", meint er, "ist nur schmutzig, wenn er richtig gemacht wird. Und Sex ist der Schlüssel. Wie also jemand 40 Jahre lang verheiratet sein kann, hat für mich mehr von einem Wunder an sich als die Teilung des Roten Meeres." Neben seiner jetzigen Ehefrau Soon-Yi hält er es nun immerhin schon seit 18 Jahren aus. Hat er ein spezielles Rezept? "Wenn es eines gibt", sagt er, "dann reduziert es sich auf ein einziges Wort: Glück. Wenn zwei Leute einander begegnen, so ist das wie zwei verschiedene Radioprogramme. Erst einmal müssen die Stecker zusammenpassen. Aber am Ende zählt nur dieses eine Wort, das ich Ihnen schon genannt habe."

Die Beziehung zu Soon-Yi basiert auf einem "Skandal". Woody war mit Mia Farrow liiert, und Soon-Yi war deren Adoptivtochter aus der Ehe mit Steve Previn. Im Familienleben von Mia und Woody herrschten ohnehin seltsame Sitten. Es heißt, sie habe mit ihren Kindern in einer Wohnung am Central Park West gelebt, er hingegen in seiner Behausung an der Fifth Avenue. In den zwölf Jahren ihrer Beziehung soll Woody kein einziges Mal bei Mia übernachtet haben. Jedenfalls: Als Frau Farrow 1992 von Herrn Allen aufgenommene Nacktfotos ihrer Adoptivtochter entdeckte, fiel die letzte Klappe.

Im Dezember 1997 heiratete er Soon-Yi. 2013 kam es zu Missbrauchsvorwürfen, als Dylan Farrow, ein anderes Adoptivkind von Mia, Woody des Missbrauchs beschuldigte. Doch die untersuchenden Behörden fanden letztendlich keinerlei stichhaltige Anzeichen. Ein Heiliger dürfte der Mann, der im Kino so viele Menschen zum Lächeln und Lachen bringt, jedenfalls nicht sein. Will er auch gar nicht. Er ist nicht einmal gläubig. "Religionen", bekannte er im Jahr 2012, "sind mir keinen Cent wert. Ich erziehe auch meine Kinder nicht in der jüdischen Tradition. Ich glaube nicht an Gott und finde ohnehin alle Religionen dumm." Eher glaubt, oder glaubte er an die Psychoanalyse: "Früher einmal hat sie mir geholfen. Aber eines Tages war ich unzufrieden. Vielleicht, weil mir der Therapeut nicht sagte, was ich gern gehört hätte. Doch wenn einer genug Zeit und genug Geld hat, kann es schon sein, dass er aus der Therapie einen gewissen Nutzen zieht. Ich jedenfalls gehe schon lange nicht mehr hin. Heute schreibe ich lieber Rollen über schrullige Psychoanalytiker und ihre Patienten."

"Sind Sie neugierig?" "Ob meines Berufs glauben das viele. Eine Täuschung. Ich bin so was von n i c h t neugierig. Ich bin auch nicht neugierig darauf, um die Welt zu reisen. Ich bin nicht neugierig auf Experimente. Ich könnte mir gut vorstellen, mein Leben nur innerhalb von zwanzig Häuserblöcken zu verbringen." Nachsatz: "Wenn es meine Frau zulassen würde." Auch als Zyniker mag er nicht gelten: "Im Gegenteil, im Gegenteil. Ich bin mit dem Alter milder geworden. Früher habe ich Menschen oft so beurteilt: Oh, ist das ein Bösewicht! Oh, ist der blöd! Oh, welch ein Trottel der doch ist! Hat man im Leben jedoch einiges erlebt, erkennt man: So leicht haben es auch die größten Trottel nicht! Viele von ihnen versuchen immer das Beste und machen halt immer das Falsche."

Nach Ansicht mancher Filme könnte man Woody Allen sogar eher als heimlichen Romantiker bezeichnen. Da leuchten seine Augen: "Was heißt heimlich? Ich bin ein unheimlicher Romantiker. Doch gleichzeitig auch ein großer Pessimist, was den Zustand unserer Welt betrifft. Weiß ich doch, dass eines Tages die Sonne ausbrennen wird, und dann braucht man auch keinen Shakespeare und keinen Beethoven mehr. Doch mit derlei Gedankengut kann man nicht überleben. Da wird man ja wahnsinnig. Also habe ich für mich beschlossen: Ich mache mir lieber was vor und stelle verrückte Dinge an. Im Kino, aber auch im Leben."

Verrückt ist vielleicht auch, dass er sich zuletzt von Amazon überreden ließ, für den Streaming-Dienst der Firma eine Serie zu gestalten: "Dabei hatte ich nie zuvor eine Fernsehserie gesehen. Also habe ich Amazon zunächst abgesagt, abgesagt, abgesagt. Und die haben ihr Angebot daraufhin erhöht, erhöht, erhöht. Bis es so lukrativ war und so viel kreative Freiheit garantierte, dass all meine Freunde und wohlmeinende Mitmenschen erklärten, ich könne das nicht mehr ablehnen. Und jetzt fällt mir die Arbeit schwer, schwer, schwer. Ich genieße sie keinen Moment lang." "Haben Sie nicht genug gespart, um überhaupt aufhören zu können?" "Aufhören? Das will ich ja gar nicht." "Hält Sie die Arbeit jung?" "Mich hält überhaupt nichts jung."

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