Jazz zwischen Aufbegehren und Schönklang

Am Sonntag schien wieder die Sonne über Saalfelden, von den Bergen des Steinernen Meeres blinzelte der erste Schnee auf den Finaltag des 39. Jazzfestivals.
Musikalisch dominierten amerikanische Bands zum Ende. Das begann am frühen Nachmittag mit der jungen Trompeterin Jaimie Branch und ihrem Quartett "Fly or Die". Der mit Sonnenbrille und Baseball-Kapperl cool gestylte Wirbelwind aus Chicago verfügt über eine gute Band und wechselt von fast tanzbarem Groove ins raue Spiel der freien Kräfte – eine sehr erfrischende Neuentdeckung.
Blues bis Abstraktion
Drummer Tomas Fujiwara hat ein Schlagzeug-Gitarre-Trompete-Trio doppelt besetzt und erfreut so mit dem Wechselspiel unterschiedlicher Sounds auf diesen Geräten – manchmal kommt der Blues durch, dann wieder eher abstrakte Konstruktionen. Aus dem Klanggewitter der splitternden Gitarrenriffs – grandios Mary Halvorson und Brandon Seabrook – führt eine zarte Linie Taylor Ho Bynums, wie eine Beruhigung, eine Versöhnung. Großartiges Konzert!
Ganz am Schluss noch ein Treffen mit echten Großmeistern der Szene. Cellist Erik Friedlander hat den Pianisten Uri Caine, den Bass Mark Helias und Schlagzeuger Ches Smith zum Stelldichein geladen. Vier Weltklasse-Musiker philosophieren über den Absinth, vermitteln Melancholie und etwas polierten Schönklang. (haun)
Fazit: In Summe ein guter Saalfelden-Jahrgang, der den Platz im Reigen der großen europäischen Jazz-Festivals festigt.