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Wird die Rekordjagd im Sport an Grenzen stoßen?

22. August 2009, 00:04 Uhr
Usain Bolt Bild: Reuters

Der Jamaikaner Usain Bolt ist bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin mit seinen Weltrekorden über 100 und 200 Meter in eine neue Dimension gesprintet. Dass der Verdacht dabei mitlief, liegt auf der Hand.

Der Jamaikaner Usain Bolt ist bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin mit seinen Weltrekorden über 100 und 200 Meter in eine neue Dimension gesprintet. Dass der Verdacht dabei mitlief, liegt auf der Hand. Gleichzeitig stellt sich aber auch die Frage, ob der Mensch nicht im Sport an seine Grenzen stoßen wird und die Rekordjagd irgendwann ein Ende haben muss.

Andreas Berger, ehemaliger (gedopter) Sprinter

Vor drei Jahren war es für mich nur schwer vorstellbar, dass die Grenzen in der Leichtathletik derart neu definiert werden. Ich hätte eine 100-Meter-Zeit unter 9,70 Sekunden für kaum möglich gehalten. Jetzt hat Usain Bolt gezeigt, dass es immer weitergeht. Das ist auch gut so. Der Sport lebt von Rekorden. Gerade bei Sportarten wie Schwimmen und Leichtathletik, wo die Zeiten gemessen werden.
Vielleicht gibt es über 100 Meter nicht mehr eine Steigerung in dieser Dimension, daher war Bolts Lauf auf jeden Fall ein magischer Moment.

Gunnar Prokop, Handball-Manager

Die Rekordjagd wird es immer geben. Weil das Material besser wird, die Leute besser trainieren und die Medizin besser wird. Und natürlich wird das Doping besser. Aber natürlich sind das alles auch Ausnahmesportler. Usain Bolt war schon mit 16 Jahren sehr gut.
Dazu kommt, dass die Sportler immer größer werden. Bolt läuft die 100 Meter in 41 Schritten, früher haben sie 45 Schritte für diese Distanz gebraucht. Und irgendwann wird einer kommen, der noch größer ist und noch weniger Schritte braucht.

Hans Holdhaus, Leistungsdiagnostiker

Alle Prognosen haben sich in der Vergangenheit als falsch erwiesen. Immer wieder hat es geheißen, dass es, egal um welche Disziplin es sich handelte, der Höhepunkt erreicht sei.
Tatsache ist aber, dass sich der Körper des Menschen weiterentwickelt. Früher hat es geheißen, dass die kleinen, muskulösen Sportler die besten Sprinter sind. Ein Usain Bolt ist aber ein großer, schlaksiger Typ. Ob es ein Jahrhundertlauf war, traue ich mir nicht zu sagen. An die 8,90 Meter von Weitspringer Bob Beamon 1968 kann sich heute ja auch keiner mehr erinnern.

Wolfgang Adler, Leichtathletik-Landestrainer

Rekorde sind nicht für die Ewigkeit gemacht, auch wenn einige Leichtathletikrekorde bereits seit sehr langer Zeit bestehen. Ich durfte bereits fünf Weltrekorde live erleben, und in diesem Moment habe ich immer geglaubt, dass an diese Leistung keiner mehr herankommt. Doch plötzlich taucht einer wie Usain Bolt auf und läuft in andere Dimensionen.
Die Entwicklung geht immer weiter, also kann man diese Frage nur mit „natürlich nicht“ beantworten.

Karin Maureder, Hausfrau

Für einen Laien wie mich ist es schwierig abzuschätzen, wie viele Hundertstel bei einem 100-Meter-Sprint noch herauszukitzeln sind. Was Läufer wie Usain Bolt leisten, ist aus meiner Sicht nicht mehr menschlich. Ich würde schon nach dem zweiten Schritt zusammenbrechen. Aber anscheinend sind sie nicht gedopt.
Wie hoch die Anforderungen an Spitzensportler aller Disziplinen sind, hat man ja erst vor kurzem bei Michael Schumacher gesehen.

Markus Hengstschläger, Humangenetiker

Die Grenzen des Erreichbaren sind noch nicht ausgelotet. Schon jetzt werden ja die Spitzenleistungen von Athleten erbracht, die genetisch auf natürliche Weise „gedopt“ sind. Vor allem verfügen sie über eine bestimmte Vari-ante des ACTN3-Gens, das ihnen zu einer vermehrten Protein-Produktion in der Muskulatur verhilft. Durch genetische Eingriffe könnte man diese Gen-Variante produktiver machen. Sogar der Einbau von Genen anderer Organismen ist denkbar: bei Sprintern etwa Gene vom Geparden. Ich persönlich lehne so eine „somatische Gentherapie“ aber ab.

Erika Strasser, ehemalige Leichtathletin

Nach den vergangenen Ereignissen bei den Olympischen Spielen in Peking und der WM in Berlin rund um Usain Bolt kann ich diese Frage nicht mehr wirklich beantworten. Davor war es bei den kleinen gedrungenen Athleten klarer zu sagen. Man konnte Grenzen setzen und sagen, ohne Doping geht nichts mehr. Aber Bolt bringt die Welt in Verwirrung, weil er so einen außergewöhnlichen Körper und eine außergewöhnliche Mentalität hat.
Ob er für seine Rekorde gedopt hat, trau ich mir nicht zu sagen. Die Hand würde ich nicht ins Feuer für ihn legen.

Harald Edletzberger, Manager von Hochspringerin Blanka Vlasic

Das wird sie nie. Es wird immer wieder neue Ausnahmetalente geben wie Usain Bolt einer ist. Der Hochsprungrekord der Frauen ist seit mehr als zwanzig Jahren ungebrochen, aber auch er wird fallen. Vor allem die Leichtathletik hängt mit dem Menschen so stark zusammen – die Athleten sind keine Roboter. Dass der Mensch einmal am Limit ist, könnte sein. Aber es wird immer neue Techniken geben, neue Innovationen wie Material, Belag oder Schuhe.
Die Grenzen sind noch lange nicht abgesteckt.

Hans-Peter Platzer, Sportwissenschafter an der Uni Innsbruck

Irgendwann muss Schluss sein, wenn man von sauberen Sportlern redet. Aber in nächster Zeit wird die Rekordjagd weitergehen. Wissenschafter waren sich einig, dass im 100-Meter-Sprint bei 9,60 Sekunden Schluss ist, die Aussagen haben sie nach Neuberechnungen auf Basis von Usain Bolts Leistungen auf unter 9,50 revidiert. Aber es wird nie ein Mensch nur fünf Sekunden über 100 Meter brauchen.
Es kommen immer wieder Sportler mit einem perfekteren Körper. So hat zum Beispiel Schwimmer Michael Phelps die besten anatomischen und physiologischen Voraussetzungen.

Lisa Rötzer, Schülerin

Es wird sicher auch in Zukunft, also zumindest in den nächsten 20 oder 30 Jahren, neue Rekorde geben, weil die Menschen einfach leistungsfähiger werden. Für mich sind solche Spitzenleistungen sowieso nicht nachvollziehbar, weil ich sehr unsportlich bin. Ich habe Respekt vor solchen Sportlern.
Mir war das Laufen in der Schule schon immer zu viel. Früher war ich ab und zu reiten, aber seit ich mir bei einem Unfall den Fuß verletzt habe, geht das auch nicht mehr. Für mich ist das Spazierengehen mit meinem Hund Sport genug.

Bildergalerie: Er ließ es wieder BOLTern

Er ließ es wieder BOLTern
(Foto: Reuters) Bild 1/13
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