Ein Bauwerk, das seltene Pflanzen wieder blühen lässt
SAXEN. Der Machlanddamm schützt nicht nur vor Donauhochwasser, er ist auch ein Erfolgsprojekt für den Artenschutz.
Von 2008 bis 2013 wurde der 34 Kilometer lange Machlanddamm angelegt. Er erstreckt sich zwischen Au an der Donau und Saxen, ist bis zu acht Meter hoch und schützt das Machland vor Donau-Hochwasser. 58 Hektar groß ist die Oberfläche des Dammes, daneben gibt es 9,3 Hektar extensiv genutzte Ausgleichsflächen und 23 Kleingewässer.
Auf dem Damm hat sich seither eine erstaunliche Artenvielfalt entwickelt. Die intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen wurden durch Magerwiesen ersetzt. Unter fachlicher Beratung von Helmut Wittmann vom Institut für Ökologie in Salzburg wurde der gesamte Damm mit einer Mischung aus Pflanzenarten versehen, die typisch für nährstoffarme Wiesen sind. Wie vorgegeben, wurden seither in zweijährigen Abständen Fauna und Flora des Dammes untersucht. Die aktuelle Bilanz der Entwicklung liegt nun vor.
Juwelen der Pflanzenwelt
300 Pflanzenarten sind auf der renaturierten Fläche schon heimisch. "Viele der 2018 neu dazugekommenen Arten belegen deutlich die fortschreitende Etablierung in Richtung blütenreicher Halbtrockenrasen", sagt Albin Lugmair, der gemeinsam mit Claudia Wolkerstorfer für das Monitoring der Pflanzenwelt zuständig ist. Da finden sich Raritäten wie der Östliche Wiesenbocksbart und die Rispen-Flockenblume. "Besonders erfreulich ist das erstmalige Auftreten der Blutroten Sommerwurz", sagt Lugmair im OÖN-Gespräch. Dazu kommen der Gemeine Odermennig, die Skabiosen-Flockenblume, Karthäusernelke, Margerite, Wiesensalbei, Witwenblume, Wiesenglockenblume und Wundklee.
Wie wird der Damm bewirtschaftet? Im Mai werden Einrichtungen am Damm ausgemäht, die Mäharbeiten an der gesamten Dammfläche dauern dann den Juni hindurch. Zum Einsatz kommt ein Teleskop-Mähwerk, denn mit schweren Traktoren kann man auf dem Damm nicht fahren. Das Mähgut wird abtransportiert, um den Boden offen zu halten. Nur so finden kleinrosettige Blütenpflanzen, Moose und Flechten einen geeigneten Lebensraum.
Neue Heimat für Wildbienen
Auch grabbare Offenbodenstrukturen für Wildbienen werden so erhalten. "171 Arten sind mittlerweile nachgewiesen", sagt Martin Schwarz vom Linzer Biologiezentrum. Das entspricht 40 Prozent der heimischen Bienenfauna. Darunter finden sich erstmals in Oberösterreich die Schuppenhaarige Kegelbiene und die sehr seltene Röhricht-Maskenbiene.
Weitere Raritäten sind die Graue Beißschrecke – eine von insgesamt 19 Heuschreckenarten am Machlanddamm – und eine reiche Falterfauna mit Hufeisenklee-Gelbling, Sonnenröschen-Bläuling, Idas-Bläuling, Himmelblauem Bläuling und Weißem Waldportier.
Zur Renaturierung braucht man das passende Saatgut. "Mit konventionellen Mischungen wäre die standortgerechte Einsaat nicht möglich gewesen", sagt Lugmair. Am Machlanddamm hat man auf eine spezielle Mischung zurückgegriffen, zusammengestellt aus regionalem, zertifiziertem Saatgut von Landwirten, die es auf ihren Parzellen produzieren ("Rewisa"-Landwirte). Beigemischt ist Heublumendrusch von artenreichen Wiesen des Welser Flughafens. Der Machlanddamm bildet mittlerweile einen idealen Wanderkorridor durch die Beckenlandschaft entlang der Donau. Genützt wird er von einer Vielzahl an Insekten, aber auch von der Weißen Heideschnecke, die auf Halbtrockenrasen angewiesen ist. Bei Hitze findet man sie meist am oberen Teil der Pflanzenstängel, weil es dort etwas kühler ist als auf dem sonnendurchglühten Boden.
Auch die Vogelwelt nutzt die Dammflächen als Lebensraum: Der Wiedehopf ist auf dem Durchzug zu sehen, der Neuntöter geht auf Insektenjagd, das Rebhuhn findet Insektennahrung für seine Jungen. Zauneidechse und Äskulapnatter vertreten die Reptilien, und in den Kleingewässern finden sich Knoblauchkröte und Teichmolch.
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