Junge Welserin sitzt im Rollstuhl: "Die Ärzte sagen, es müsste ein Wunder passieren"
WELS. Seit ihrem neunten Lebensjahr sitzt Lara M.* im Rollstuhl. Der Grund: Ein Tumor, der zu einer Querschnittslähmung führte. Das OÖN-Christkindl unterstützt die 21-Jährige beim barrierefreien Umbau ihrer neuen Wohnung.
Endlich ist es soweit – die Schlüssel zu ihrer ersten eigene Wohnung hat Lara M.* bereits, bald zieht sie von zu Hause aus. Dabei wurden der 21-jährigen Welserin auf dem Weg dorthin viele Steine in den Weg gelegt.
Neun Jahre war sie alt, als sie von einem Auto erfasst wurde. „Die Autofahrerin war zu schnell unterwegs, sie konnte nicht bremsen“, erinnert sich die junge Frau zurück an diesen schrecklichen Tag. Im Krankenhaus wurde sie untersucht und durfte noch am gleichen Tag wieder nach Hause gehen.
Drei Monate später konnte sie plötzlich nicht mehr aus dem Bett aufstehen: „Ich habe meine Beine nicht mehr gespürt. Als meine Mama mir aufhelfen wollte, war keine Reaktion da.“ Im Krankenhaus fanden die Ärzte den Grund für die Querschnittslähmung: Im Rückenmark hatte sich, vermutlich durch den Unfall, ein Tumor gebildet, der immer wieder blutete. „Er hat ständig auf die Nerven gedrückt und sie irgendwann durchtrennt“, sagt Lara nüchtern. Die Hoffnung, dass die junge Frau jemals wieder gehen kann, ist gering. „Die Ärzte sagen, es müsste schon ein Wunder passieren.“
Schwestern als Stütze
Inzwischen hat sie sich mit der Situation abgefunden, sie akzeptiert. Vor allem am Anfang fiel ihr das aber nicht leicht. „Ich wollte nicht mehr rausgehen, es war mir peinlich.“ Vor allem Laras zwei älteren Schwestern waren ihr in der ersten Zeit eine große Stütze. „Sie haben mich dazu gebracht, das Haus wieder zu verlassen.“ Mit Spaziergängen und Einkaufstouren lockten sie Lara nach draußen.
Auch in die Schule wollte das Mädchen nicht gehen. „Ich wollte nicht, dass mich jemand im Rollstuhl sieht“, erinnert sich die 21-Jährige. Ein Jahr wurde sie zuhause unterrichtet, dann kam sie in die Mittelschule. Dort war sie die Einzige, die im Rollstuhl saß, außerdem haderte sie damit, nicht gehen zu können. „Die ersten beiden Jahre waren schwierig. Es hat zwar keiner etwas gesagt, aber sie haben mich komisch angeschaut, weil ich anders war.“
Mit zwölf Jahren traf das Mädchen eine sehr erwachsene Entscheidung. „Mir ging es nicht gut, ich wusste, ich muss mit jemandem über meine Gedanken reden – aber mit wem? Ich hatte das Gefühl, dass es meinen Eltern damit noch schlechter ging als mir.“ Also bat sie ihre Mutter darum, einen Termin beim Psychologenauszumachen. Ab da wurde es leichter.
„Mein Selbstbewusstsein ist gewachsen und ich habe mich damit abgefunden, dass ich wahrscheinlich nie wieder gehen kann. Da hat sich meine Ausstrahlung verändert.“ Vorher sei sie verschlossen gewesen, hätte nichts geredet und oft traurig geschaut. Das änderte sich rasch, was auch ihre Mitschüler bemerkten.
Auch Familie gewöhnt sich an die Situation
Langsam akzeptiert auch die Familie, dass die jüngste Tochter im Rollstuhl sitzt. „Meinen Schwestern geht es besser, auch meinem Papa – er geht am besten mit der Situation um“, sagt Lara, der ihre Familie sehr wichtig ist. Nur der Mama, die ihre Tochter pflegt, fällt es manchmal noch schwer, das zu akzeptieren.
Die nächste Hürde war die Suche nach einer Lehrstelle. „Es war nicht leicht, ich habe viele Absagen erhalten“,sagt Lara. Nach einem Jahr an einer Fachschule fand sie schließlich eine passende Lehrstelle zur Bürokauffrau.Inzwischen arbeitet sie bei einer Rechtsanwältin. „Die Arbeit gefällt mir. Ich kann aber nur 30 Stunden proWoche arbeiten – länger darf ich nicht sitzen.“ Am Nachmittag macht sie zuhause Bewegungsübungen und trifftsich oft mit ihrer besten Freundin – „wir gehen gern ins Kino oder etwas essen.“ Spätestens vor demSchlafengehen macht sie es sich im Bett – oder im Sommer auf dem Balkon – bequem. Was dabei nicht fehlendarf: Ein Buch in der Hand und ihre beiden Katzen in der Nähe. „Ich lese sehr gerne – am liebsten Romane undBücher, die mir das Herz brechen“, sagt sie und lacht. „Ich mag es, wenn ich am Ende weinen kann und trotzdemglücklich bin, ein so gutes Buch gelesen zu haben.“
Umbauten notwendig
Damit sie sich in ihrer neuen Wohnung auch so wohl fühlen kann, müssen noch ein paar Umbauten durchgeführten werden. Um auf den Balkon zu kommen, braucht Lara eine Rampe, die die Stufe ersetzt. „Und im Bad brauche ich noch Haltestangen und einen Duschsitz.“ Da sie diese Kosten mit ihrem Gehalt nicht stemmen kann, greift ihr das Christkind unter die Arme.
Neben mehr Selbstbestimmung und Platz für sich hat die neue Wohnung noch etwas Gutes: „Sie ist in der Nähe von meinem Papa.“ Laras Eltern trennten sich vor ein paar Jahren, der Vater zog aus. „Wir treffen uns seither einmal in der Woche. Jetzt freut er sich schon, dass ich bald gegenüber wohne und wir uns öfter sehen“, sagt Lara mit einem Lächeln.
*Name von der Redaktion geändert
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