"Die Lehre ist die Pole Position für die eigene Karriere"

LINZ. Oberösterreich ist das Lehrlingsbundesland Nummer eins: Rund jeder zweite Jugendliche entscheidet sich für diesen Weg. Aber nur 20 Prozent schreiben Lehre und Berufsabschluss ein hohes soziales Ansehen zu.
39 Prozent der Jugendlichen in Österreich beginnen eine Lehre. In Oberösterreich ist der Wert deutlich höher: Hier entscheidet sich fast jeder zweite 15-Jährige dafür. „Unser Ziel ist, den Anteil in Österreich in Zukunft auf 50 Prozent zu steigern“, sagte Wolfgang Spitzenberger am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Linz: Spitzenberger, Personalchef der Raiffeisenlandesbank OÖ, ist Vizepräsident der Initiative „Zukunft.Lehre.Österreich“ (ZLÖ). Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, Chancen der Lehre hervorzuheben und deren Ansehen in Österreich zu verbessern. ZLÖ hat fünf Jahre nach Gründung 250 Mitgliedsbetriebe mit 17.000 Lehrlingen.
Die Oberösterreicher attestieren der Lehre grundsätzlich eine große Bedeutung: Laut einer Studie des Linzer Markt- und Meinungsforschungsinstituts Imas sagen 56 Prozent, dass die Lehre gut auf das Berufsleben vorbereitet. 54 Prozent sind der Meinung, dass die Berufsaussichten gut sind. „54 Prozent sagen, dass der Lehrabschluss künftig an Bedeutung gewinnen wird“, sagte Imas-Chef Paul Eiselsberg. Zum Vergleich: Bei der Matura an einer allgemeinbildenden höheren Schule sind es 27 Prozent. 58 Prozent setzen sich intensiv mit der Lehre als Ausbildungsweg auseinander.
Aber es gibt noch Luft nach oben: So schreiben nur 20 Prozent der Befragten der Lehre hohes soziales Ansehen zu. Hier punktet die Matura deutlich mehr. Das ist auch der Punkt, bei dem ZLÖ ansetzen will: Das Image der Ausbildungsform soll laut Spitzenberger deutlich steigen. „Die Lehre ist keine Bildungssackgasse, sondern die Poleposition für die künftige Karriere.“
„Berufsschule als beste Schule“
Einem 15-Jährigen, der sich für eine Lehre entscheide, stünden alle Wege offen, vom Meister über die Matura bis hin zum Studium. Das müsse in der Gesellschaft aber noch viel mehr ankommen. Ziel ist laut Spitzenberger, eine Gleichwertigkeit der Abschlüsse herzustellen: Dazu gehöre auch, die Gebühren für die Lehrabschlussprüfung abzuschaffen: „Die Matura kostet auch nichts.“
Der Imagewandel soll unter anderem mit der Zusammenarbeit mit Vorbildern herbeigeführt werden: Viele unterschiedliche ehemalige Lehrlinge sollen vor den Vorhang geholt werden, um ihre Geschichte zu erzählen.
Spitzenberger betont zudem die Bedeutung der Eltern: Um die Jugendlichen zu erreichen, müssten auch diese überzeugt werden. Denn Studien zeigen, dass Eltern auf die Bildungsentscheidung ihrer Kinder einen sehr großen Einfluss haben. Die Berufsschulen müssten die besten Schulen werden und bräuchten mehr finanzielle Mittel: Vorbild hier sei die Schweiz, wo den Lernenden (so heißen die Lehrlinge dort) die beste Ausrüstung zur Verfügung stünde.
Laut Thomas Krahofer, Geschäftsführer des Eferdinger Lebensmittelverarbeiters Efko, müssten die Ausbildner nicht nur Wissen, sondern zum Teil auch soziale Kompetenzen vermitteln. Daher brauche es eine bessere Qualifikation der Ausbildner, mehr zeitliche Ressourcen und mehr Geld. Romana Hackl, Leiterin des Personalwesens beim Lebensmittel- und Kulinarikkonzern Vivatis, plädiert für eine Attraktivierung bestimmter Berufe: „Konditorlehrlinge sind viel leichter zu finden als angehende Restaurantfachleute, Fleischverarbeiter und Köche.“ Es brauche zudem eine Offenheit gegenüber neuen Lehrberufen und eine regelmäßige Anpassung bestehender Berufsbilder.
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