Perger Familienkonzern Habau baut auf mehrere Marken und Nischen
PERG. Die Flaute in den öffentlichen Kassen trifft den Infrastruktur-Errichter Habau gleich mehrfach. Denn neben Bund, Ländern und Gemeinden sparen auch ÖBB und die Autobahngesellschaft Asfinag. Der Perger Familienkonzern macht traditionell mehr als 60 Prozent des Umsatzes im Tiefbau und in Summe rund 50 Prozent mit der öffentlichen Hand.
„Die üblichen Sanierungen unterbleiben. Wir könnten es natürlich erwarten, weil dann werden einmal Großreparaturen fällig – nur wer zahlt die dann?“, sagt Karl Steinmayr, der kaufmännische Vorstand der Gruppe, zur Sparpolitik. Die Staatengemeinschaft müsse umdenken, denn die Infrastruktur mache den Wirtschaftsstandort aus, so der Manager.
Minus zehn Prozent Umsatz
Der Gruppenumsatz sank im jüngsten Geschäftsjahr (zum 31. März) um ein Zehntel und werde sich auch heuer nicht wesentlich verbessern. „Wir müssen schauen, dass wir die Mannschaft halten, und wir müssen uns die nächsten Jahre durchbeißen“, sagt Karl Steinmayr. Finanziell sei das machbar: „Wir haben einen gesunden Mix, haben eine sehr flache Organisation, haben unsere Fixkosten im Griff und profitieren von unserer Größe.“ Eine Stärke seien die guten Mitarbeiter. „Wir haben im Unternehmen eine vernünftige Sozialpartnerschaft.“
Kapital für Spezialsparten
Wachstumschancen seien derzeit für die fünftgrößte Baugruppe Österreichs nicht erkennbar. Der Gewerbe- und Industriebau habe sich nur ein wenig verbessert. „Wir könnten den Umsatz natürlich auf eine Milliarde Euro steigern, aber dann würde unterm Strich weniger stehen“, so Steinmayr.
Das sei nicht die Strategie der Eigentümerfamilien Halatschek (60 Prozent) und Heindl (40 Prozent). „Unser Ziel ist es, die Kompetenz zu erweitern. Wir wollen im Spezialbau wachsen, der sehr kapitalintensiv ist“, sagt Steinmayr. Deshalb engagieren sich in diesen Sparten weniger Konkurrenten.
Beim Verkauf des niederländischen Pipeline-Spezialisten Nacap sei die Entscheidung leider nicht zugunsten der Oberösterreicher gefallen. Er hätte gut zum Habau-Pipeline-Bauer PPS gepasst, der seit 2003 zum Mühlviertler Aufsteiger gehört. Ein Goldgriff sei auch der Kauf des Tunnelspezialisten Östu-Stettin aus Leoben im Jahr 2008 gewesen. Ein Milliardenpublikum weltweit verfolgte im Fernsehen, wie Östu-Spezialisten im Vorjahr in Chile eingeschlossene Bergleute bargen.
Beibehalten solle die Mehrmarkenstrategie werden. Während die anderen Bauriesen Österreichs unter einem Namen auftreten, zeigen sich die Perger unter Habau, Held & Francke, Östu-Stettin, Holzner (Deutschland) etc.
Habau Perg tritt unter vielen Namen auf
Der Umsatz der Gruppe ist 2011/12 (zum 31. 3.) von 907 auf 825 Millionen Euro gesunken. Die größten operativen Gesellschaften: Habau mit 250 Millionen Umsatz, PPS 170, Östu-Stettin 150, Held & Francke 110.
3700 Mitarbeiter: Die Belegschaft soll durch die Nachfragekrise getragen werden. 1200 sind bei Habau (Perg, Wien), 700 bei Held & Francke, je 600 bei PPS, Östu.
62 Prozent des Umsatzes werden im Tief-, 38 im Hochbau gemacht, 40 im Ausland.