Schlechtere Zahlungsmoral unter Österreichs Unternehmen
WIEN. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten der vergangenen Monate setzen Österreichs Unternehmen unter Druck. Dies wirkt sich auch negativ auf die Zahlungsmoral im Geschäftsbereich aus.
Wurden früher 44 Prozent der Rechnungen verspätet bezahlt, waren es im Vorjahr bereits 55 Prozent, die nicht fristgerecht verbucht werden konnten, teilte der internationale Kreditversicherer Atradius am Mittwoch in einer Aussendung mit. "Diese Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit eines strategischen Kreditmanagements für Unternehmen und vor allem der Absicherung der Liquidität", sagt Franz Maier, Atradius-Chef für Österreich, Ungarn und Südosteuropa.
Und der Anteil der uneinbringlichen Forderungen ist von 4 auf 9 Prozent gestiegen. Aber auch der Ausblick ist nicht unbedingt von Optimismus geprägt. So rechnen 80 Prozent der Branchen Bau sowie Stahl- und Metallindustrie mit einer Verschlechterung. Dabei mussten sie zuletzt im Schnitt schon 85 bzw. 74 Tage ab Rechnungslegung auf ihr Geld warten. Der Verkehrssektor scheint hier besser dazustehen. Hier verzeichneten laut dem Kreditversicherer 60 Prozent eine sinkende Zahlungsmoral. Rechnungen wurden im Schnitt 65 Tage nach Rechnungslegung beglichen.
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Insgesamt warten 54 Prozent der 210 von Atradius befragten Unternehmen länger auf die Bezahlung ihrer Rechnungen. Um die Finanzierungslücken zu überwinden, nutzten 38 Prozent der Stahl- und Metallunternehmen Handelskredite, also Kreditlinien ihrer Lieferanten. Im Baugewerbe und im Verkehrssektor griffen die Unternehmen eher zu Bankkrediten.
Insgesamt waren für 61 Prozent der befragten Unternehmen Bankdarlehen und für 28 Prozent Handelskredite die wichtigsten Finanzierungsquellen. 22 Prozent zahlten ihre Lieferungen auf Rechnung.
Unternehmen rechnen mit Verschlechterung
Die von Atradius befragten Unternehmen rechnen eher mit einer Verschlechterung: "Fast die Hälfte der Unternehmen aller Branchen erwarten eine Verschlechterung des Zahlungsverhaltens", sagte der Chef des Kreditversicherers. Im Vorjahr waren es erst 12 Prozent. Und 80 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einem erhöhten Insolvenzrisiko im B2B-Geschäft. "Dies zeigt die tiefe Besorgnis gegenüber den zukünftigen Markt- und Wirtschaftsbedingungen, die auf die Unternehmen zukommen", so Maier.
Besonders deutlich wird diese negative Einschätzung im österreichischen Bausektor, wo 64 Prozent der Unternehmen mit einer Verschlechterung der Zahlungsmoral von B2B-Kunden in den nächsten zwölf Monaten rechnen. Aber die Stahl-/Metallindustrie rechnet mit einer Verbesserung. Und 78 Prozent der Bauunternehmen und 70 Prozent aus dem Verkehrssektor gehen davon aus, dass sich die Dauer der Außenstände verlängern wird.