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Vorstellungsgespräch: Lampenfieber, lass nach!

Von Tanja Simone Huber, 19. Februar 2020, 10:48 Uhr
Christoph Woboril
Bild: Christian Huber// Psychotherapeut und Psychologe Christoph Woboril weiß, wie man Lampenfieber und Nervösität in den Griff bekommt.

Es ist die wohl schwerste Etappe auf dem Weg zum Traumjob: das Bewerbungsgespräch.

Innerhalb kurzer Zeit soll man möglichst schlaue Dinge von sich geben, vor Inspiration und Motivation nur so sprühen, sich von seiner allerbesten Seite zeigen und – so ganz nebenbei – auch noch sympathisch rüberkommen. Das alles unter dem hohen Stresslevel einer klassischen Prüfungssituation. Kein Wunder, dass den meisten Bewerbern vor einem Vorstellungsgespräch die Nerven flattern. Das Gefühl, auf dem Prüfstand zu stehen, sorgt für inneren Druck. Heiße Wangen, ein flaues Gefühl im Magen, feuchte Hände: Solche Symptome vor bzw. während des Bewerbungsgespräches sind wohl vielen Menschen bekannt. Bis zu einem gewissen Grad ist Nervosität auch völlig normal und kann sogar bewirken, dass man sich besser auf eine Situation konzentrieren kann. Doch was tun, wenn die Angst überhandnimmt? Wie kann man diese in den Griff bekommen?

Wir haben mit dem Psychotherapeuten und Psychologen Christoph Woboril über die Thematik gesprochen. In seiner Praxis in Linz-Leonding (www.woboril.at) berät er unter anderem Menschen, die unter starker Nervosität und Angst vor Prüfungen oder Bewerbungsgesprächen leiden.

Ein Vorstellungsgespräch löst bei vielen Menschen großen Stress aus. Wie kann es gelingen, dabei möglichst ruhig und gelassen zu bleiben?

Christoph Woboril: Um ruhig in ein Vorstellungsgespräch gehen zu können, ist es wichtig, seine innere Einstellung unter die Lupe zu nehmen. Durch zu hohe Ziele und unrealistische Ansprüche an sich selbst setzt man sich unter Druck. Außerdem sind die meisten Befürchtungen, die einen plagen, nicht realistisch. Ein bekanntes Zitat des Philosophen Epiktet lautet: „Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen“. Man sollte seine Angstgedanken also wahrnehmen, sie aber auch einem Realitätscheck unterziehen. Dadurch werden sie entschärft, man bezeichnet das als „entkatastrophisieren“.
Hilfreiche, rationale Gedanken hingegen könnten lauten: „Ich sehe dieses Gespräch als Lernerfahrung. Wenn es diesmal nicht klappt, gibt es weitere Chancen. Ich bin sehr gut vorbereitet, gebe hier mein Bestes – mehr kann ich nicht tun. Meine Familie und meine Freunde mögen mich noch genauso gern, wenn ich diesen Job nicht bekomme“.

Wie kann man sich optimal auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten?

Für die Anreise zum Gespräch sollte man genügend Zeit einplanen und eventuelle Staus oder eine  Parkplatz-Suche einkalkulieren. So ist man rechtzeitig vor Ort und vermeidet unnötigen Stress. Vielleicht geht sich auch noch ein kurzer Spaziergang aus, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Aufputschende Substanzen wie Kaffee sollte man vermeiden.
Kleidung kann einem helfen, im Vorstellungsgespräch  souverän aufzutreten. Daher sollte man ein –dem Unternehmen und Jobprofil natürlich angemessenes – Outfit wählen, in dem man sich wohl fühlt und nicht verkleidet. Wichtig ist, sich mit dem Unternehmen und dem Anforderungsprofil des angestrebten Jobs auseinanderzusetzen, um so die Selbstpräsentation zu optimieren und sich auf schwierige Fragen vorzubereiten.  Generell gilt: Gute Vorbereitung erleichtert ein selbstsicheres Auftreten.

Kann ich unmittelbar vor dem Gespräch noch etwas tun, um meine Nervosität zu senken?

Entspannungstechniken, die regelmäßig geübt werden, können helfen, sich selbst zu beruhigen. Außerdem sollte man sich auf hilfreiche, rationale Gedanken fokussieren.
Eine der besten Atemtechniken zur Entspannung ist die Bauchatmung. Dazu setzt – oder legt, wenn dies möglich ist – man sich bequem hin. Man sollte darauf achten, keine enge Kleidung zu tragen, die einen einschnürt. Zunächst legt man eine Hand auf den Bauchnabel und atmet dann bewusst in den Bauch. Die Bauchdecke sollte sich beim Einatmen möglichst weit nach außen und beim Ausatmen möglichst weit nach innen bewegen. Die Hand übt keinen Druck aus, sie dient lediglich dazu, die Bewegung des Bauches zu spüren. Man sollte tief und langsam atmen. Macht man diese einfache Übung regelmäßig, bekommt man ein Gefühl dafür, wie sich die Bauchatmung anfühlt. Im Stress vernachlässigen viele diese Atmung. Es gibt natürlich noch zahlreiche andere Entspannungsübungen, nähere Beispiele sind auf meiner Homepage www.woboril.at angeführt.


Sollte man im Jobinterview offen mit seiner Nervosität umgehen oder lieber versuchen, diese so gut es geht zu verstecken?

Das ist natürlich stark situationsabhängig und kommt unter anderem darauf an, wie man sein Gegenüber einschätzt. Wenn ich im Gespräch den Faden verliere oder mich verhasple, wird es wohl Sinn machen, die eigene Nervosität anzusprechen. Kaum jemand wird einem ein solches Geständnis übel nehmen, das ist schließlich nur menschlich.
Grundsätzlich aber gilt: das Ausmaß der nach außen hin sichtbaren Signale der eigenen Angst  wird von Betroffenen fast immer deutlich überschätzt. Man wirkt meist weit nicht so unsicher und nervös, wie man glaubt. Anhand einer Videoanalyse kann man das sehr gut erkennen. Durch sie erhält man eine objektive Rückmeldung, was eine gesunde Selbstreflexion erleichtert.

Können Ängste dem beruflichen Erfolg im Wege stehen?

Sowohl im privaten wie auch im beruflichen Bereich können Ängste einen starken Leidensdruck hervorrufen. Oft kommt es zu einem Vermeidungsverhalten von angstbesetzten Situationen. Genau das aber stabilisiert und nährt die Angst. Außerdem verzichtet man, indem man zum Beispiel ein Bewerbungsgespräch oder eine Gehaltsverhandlung absagt, auf Optimierungen seiner eigenen beruflichen Situation.

Ab wann ist es notwendig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um seine Ängste kontrollieren zu können?

Bei einem Bewerbungsgespräch etwas aufgeregt zu sein, ist wirklich völlig in Ordnung. Problematisch wird es, wenn die Angst vor einem solchen Gespräch oder generell vor bestimmten Situationen überhandnimmt und körperliche Symptome wie Herzklopfen, Zittern, Schwitzen, Übelkeit, Verdauungsprobleme und Harndrang zur Belastung werden oder gar zu einem Vermeidungsverhalten führen. Grundsätzlich gilt: Wenn Leidensdruck und Einschränkung in der Lebensführung bestehen, ist es empfehlenswert, sich professionelle Hilfe zu suchen. Die  Wahrscheinlichkeit, die Ängste mithilfe dieser in den Griff zu bekommen, ist sehr hoch.
Eine passende Therapie findet man beispielsweise über die Webseiten des oö. Landesverbands für Psychotherapie oder des Bundesministeriums für Gesundheit. Dort kann man mittels Suchfunktion PsychotherapeutInnen in der Nähe oder nach bestimmten Kriterien suchen. Wichtig ist, dass man sich bei dem/der jeweiligen Therapeuten/in wohl fühlt und Vertrauen aufbauen kann.

Zitat von Christoph Woboril, Psychotherapeut und Psychologe:

Christoph Woboril
Bild: Christian Huber

„Nervosität ist im Regelfall nach außen hin weit nicht so sichtbar, wie der oder die Betroffene dies annimmt. Mittels Videoanalyse kann das sichtbar gemacht werden und man kann lernen, Körpersprache bewusster einzusetzen.“

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