Heimische Putenmäster kritisieren "importiertes Tierleid"
WIEN. Die heimischen Putenmäster sind im Aufruhr. Im Visier ist einmal mehr der Handel, der Putenfleisch unter Standards verkaufe, die hierzulande verboten seien.
Laut einem Bericht der Initiative "oekoreich" führen die Supermarktketten Spar und Maximarkt Putenfleisch des italienischen Herstellers AIA, der toe trimming anwendet. Dabei werden die Krallen der Küken bereits kurz nach dem Schlüpfen weggeschmolzen, damit sich die Tiere nicht gegenseitig verletzen.
"Der Handel und Leute, die das in Österreich in Umlauf bringen, haben die rote Linie überschritten. Das ist Tierqual hoch Drei. In Österreich ist das gesetzlich strengstens verboten", sagte der Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich, Markus Lukas, am Dienstag bei einem Pressegespräch. Spar habe schriftlich mitgeteilt, Produkte der Firma auszulisten, so Lukas.
Bei Spar hieß es am Dienstag auf APA-Anfrage, dass das Unternehmen sofort Maßnahmen gesetzt habe, als es von dem toe trimming erfahren habe. "Die Firma AIA hat uns bestätigt, dass sie genau nachvollziehen kann, welche ihrer Vertragsbauern toe trimming machen und welche nicht. Wir haben jetzt vereinbart, dass wir nur Fleisch von solchen Bauern bekommen, die kein toe trimming machen", sagte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann.
Für die Puten-Haltung gibt es keine europäischen Mindeststandards. Laut den Branchenvertretern sind die Haltungsbestimmungen in Österreich EU-weit am strengsten und heimische Puten haben etwa 70 Prozent mehr Platz im Stall als in den meisten anderen EU-Ländern. Pro Quadratmeter dürfen maximal zwei große Tiere (40 Kilo) gehalten werden. Zudem sei die Fütterung vor Jahren auf gentechnikfreie Fütterung umgestellt worden, der Einsatz von Antibiotika habe sich seit 2014 um 65 Prozent reduziert. All das mache die heimische Produktion teuer.
Während das Kilo Putenbrust aus dem Ausland im Handel zu Preisen von 8 bis 10 Euro verkauft werde, koste die österreichische Ware 16 bis 17 Euro. Putenfleisch aus Biohaltung sei derzeit aufgrund des hohen Preises de facto unverkäuflich, hieß es. Österreich könne sich bei Pute zu rund 50 Prozent selbst versorgen, die übrige Hälfte müsse importiert werden.
Mit dem Import werde Tierleid importiert, kritisierte Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Handel, Gastronomie und öffentliche Beschaffer müssten daher Tierleid "unverzüglich" aus dem Verkauf auslisten, fordern die Branchenvertreter. Im Lebensmittelhandel werde zwar die Herkunft des Frischfleischs gekennzeichnet, nicht aber jenes, das an der Theke verkauft wird. "Das könnte aus einer perversen Tierhaltung verkauft werden", sagte Lukas. Dass in Österreich das Schnabelkürzen der Tiere erlaubt ist, wird von den Putenmästern nicht als Tierleid gesehen, sondern gehöre zur Tiergesundheit, hieß es auf Nachfrage.
Bei Spar räumt man ein, dass die geringe Eigenversorgung der Grund ist, warum der Händler auch Putenfleisch aus dem umliegenden Ausland bezieht. Laut dem Unternehmen liegt die Eigenversorgung nicht bei 50 Prozent, sondern bei 35 bis 36 Prozent.
Ist eh nicht gesund. Dieses Putenzeugs.
Ist der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert.