"Der Handel hat den Tiefpunkt hinter sich gelassen"
WIEN. Die Branche hofft auf hohe Lohnabschlüsse und bessere Stimmung – Handelsforscher Peter Voithofer sieht in der Volatilität die große Herausforderung und rechnet auch heuer mit einigen Insolvenzen.
Im Handel herrscht nach einem durch Insolvenzen und reale Umsatzrückgänge geprägten Jahr Aufbruchstimmung: "Unsere Befragungen zeigen eine Umkehr bei der Konsumentenstimmung. Diese befindet sich nach wie vor auf niedrigem Niveau, aber es wird besser", sagt Handelsforscher Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft. Er hat heute mit Handelsobmann Rainer Trefelik und Spartengeschäftsführerin Iris Thalbauer Bilanz gezogen und einen Ausblick auf 2024 gegeben. Auch die Erwartungshaltung der Einzelhändler bessere sich. "Den Tiefpunkt hat die Branche hinter sich gelassen."
Dafür gibt es laut Voithofer mehrere Gründe: Einerseits werde sich die Inflation heuer auf einem niedrigeren Niveau einpendeln. Andererseits hätten die Konsumenten aufgrund der hohen Kollektivvertragsabschlüsse mehr Geld zur Verfügung: "Die Möglichkeit und die Bereitschaft, Geld auszugeben, sind gegeben." Der Handel sei stark stimmungsgetrieben und lebe von der Einschätzung auf die Zukunft, sagte Trefelik.
Wo Licht ist, ist aber auch Schatten: Denn die Konsumenten haben zwar mehr Geld zur Verfügung, die Handelsbetriebe müssen ihren Arbeitern und Angestellten aber auch deutlich höhere Löhne und Gehälter zahlen. Die Fixkosten (Miete, Versicherung etc.) sind hoch. "Die Umsatzrentabilität ist im Handel deutlich niedriger als in anderen Branchen. Kommt es hier zu keiner Verbesserung, wird es bei einigen zu Anpassungen beim Personal kommen müssen."
Real, also inflationsbereinigt, sind die Umsätze im Handel im Vorjahr um 3,4 Prozent zurückgegangen. Vor allem der Möbel- und Elektrohandel verzeichneten hohe Einbußen. Vergleichsweise gut lief es 2023 im Bekleidungshandel (plus 1,0 Prozent), ein Minus von 1,0 Prozent gab es im Lebensmitteleinzelhandel. Die Zahl der Insolvenzen ist um 14 Prozent auf 944 gestiegen: "Eine Insolvenz ist nicht die Konsequenz von ein paar schlechten Monaten, sondern von jahrelangen schwierigen Phasen", sagt Voithofer: Auch heuer werde es einige Insolvenzen geben, mit einer Welle rechne er nicht.
Viele "Junge" sperren zu
Rund 10.000 Unternehmen wurden 2023 geschlossen: Betroffen sind einerseits Unternehmen, die keinen Nachfolger finden, andererseits sehr kleine oder junge Betriebe. "Die Hälfte der Gründungen schließt binnen der ersten fünf Jahre wieder." Rund 90.000 Unternehmen (Einzel-, Groß- und Kfz-Handel) gibt es in Österreich.
Der Handel sei nicht jene Branche mit den höchsten Corona-Förderungen gewesen. "Eine kontinuierliche Geschäftsentwicklung, wie noch vor fünf bis zehn Jahren, gibt es aber nicht mehr." Er nennt als Beispiel den warmen Winter, der die Sportartikelbranche vor Probleme stelle, oder die hohe Nachfrage nach E-Bikes, die nun abgeflacht sei: "Mit größerer Volatilität steigt die Gefahr, sich beim Einkauf zu vertun." Das Verhalten der Konsumenten ändere sich, es sei Aufgabe der Händler, ihre Kosten zu senken und die Kunden in ihr Unternehmen zu bringen, "egal auf welchem Kanal". Ein Patenrezept gebe es hier aber nicht.
Der Handel ist auch nicht so abhängig von dem hohen Energiepreisen und damit von der verfehlten schwarz-grünen Politik der letzen Jahre. Ich hoffe dass der Handel sich wirklich erholen kann und sich möglichst viele Firmen bis zur Wahl durchfretten können. Für die Industrie sieht es nicht so rosig aus.Entscheidungen in der Energiepolitik müssen sehr frühzeitig und vorausschauend getroffen werden. Hier wirde in den letzten Jahren geprägt von der schwarz grünen Politik sehr viel verbockt. Wer kann hier retten was noch zu retten ist? Wen kann man wählen?
Die Branche hofft auf hohe Lohnabschlüsse - außer bei den eigenen Mitarbeiter*innen.