„Die Energiewende wird fortgeführt werden“
LINZ. Die deutsche Energiewende beeinflusst ganz Europa. Die deutsche Energie-Expertin Claudia Kemfert plädiert im Gespräch mit den OÖNachrichten dennoch für die Weiterverfolgung der Energiewende. Am Mittwoch war sie beim Institut Wirtschaftsstandort OÖ (IWS) zu Gast.
OÖNachrichten: Deutschland steuert auf eine Große Koalition zu. Was heißt das für die Energiewende?
Kemfert: Es gibt bei beiden Parteien Schnittstellen für die weitere Umsetzung der Energiewende. Sie wird fortgeführt werden. Es wird anders als mit der letzten Regierung, als mit der FDP darin eine Partei vertreten war, die die Energiewende eher behindert hat.
Erwarten Sie, dass es zu einem Umdenken kommt?
Nein. Sicherlich wird es Anpassungen geben. Aber man darf nicht vergessen: Die Gelder, die in die Energiewende investiert werden, sind ja auch ein Anschub für neue Wirtschaftsleistung, Arbeitsplätze und Innovationen. Klimaschutz verstärkt letztlich die Wettbewerbsfähigkeit. Die verbesserte Effizienz macht uns unabhängiger von Energiepreisschocks. Wissen ist zudem unser großer Vorteil. Die Innovationen im Energiebereich bringen Vorteile. Auch andere Länder machen daraus einiges. Schauen Sie nach China. Kaum ein anderes Land investiert so viel in erneuerbare Energie und Effizienz wie China. Davon profitieren auch europäische Unternehmen.
Freilich bleibt die Frage, wer das bezahlt. Auch wenn der Zuschlag für erneuerbare Energie im Vergleich zum Einkommen überschaubar erscheint, er ist europaweit spitze. Werden die Haushalte nicht über Gebühr belastet?
Derzeit schon, da zu viele Unternehmen von der Zahlung ausgenommen wurden. Es war sinnvoll, energieintensive Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen und hohe Kosten haben, davon auszunehmen. Aber man hat die Regeln erweitert und alle möglichen Unternehmen ausgenommen wie Schlachthöfe oder Brauereien. Das ist aus der Balance geraten. Der deutsche Staat erhebt zudem auf die Umlage noch eine Steuer. Das macht immerhin 1,4 Milliarden Euro im Jahr aus. Damit könnte man ärmere Haushalte durch gezielte Förderung von Energiesparmaßnahmen entlasten.
Ein großes Problem ist der Ausbau der Netze. 3800 Kilometer Stromnetz will Deutschland bauen. Die Umsetzung ist fraglich.
In der Tat braucht es einen Ausbau der Strom-Autobahnen, von Norden nach Süden und ins europäische Ausland. Zudem braucht man dezentrale, intelligente Verteilnetze. Wenn man allerdings auch dezentrale Kraftwerkskapazität insbesondere im Süden Deutschland ausbaut, wird man weniger als 3800 Kilometer benötigen.
Auf dem Strommarkt herrscht Chaos. Zum Teil wird so viel Strom produziert und angeboten, dass der Börsepreis im Keller ist. Gaskraftwerke rechnen sich nicht, der Bau vom Pumpspeichern auch nicht. Dafür sind Braunkohlekraftwerke profitabel. Sehen Sie eine Chance, dass sich was ändert?
Derzeit gibt es einen Überschuss an Strom, CO2-Zertifikate sind zu billig, Kohle ebenso. Ein wichtiger Hebel ist der Handel mit Emissionszertifikaten. Diesen sollte man wieder in Gang bringen und überschüssige Zertifikate vom Markt nehmen. Durch einen höheren CO2-Preis würde der Betrieb von Kohlekraftwerken teurer und der Bau von Gaskraftwerken rentabler.
Dazu bräuchte es aber eine europäische Energiepolitik.
Es gibt leider derzeit so gut wie keine europäische Energiepolitik. Wir bräuchten einen vollständig integrierten Markt in Europa. Das würde allen Staaten nutzen.
Claudia Kemfert
Die Ökonomin und Autorin leitet die Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin. Sie ist Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit und hat EU-Kommissionschef Barroso beraten. In ihrem jüngsten Buch „Kampf um Strom“ setzt sie sich mit Mythen und Legenden rund um die Energiewende auseinander. Sie plädiert, an der deutschen Energiewende festzuhalten.
Massive Folgen der Energiewende
Die deutsche Energiewende – also die massive und ungedeckelte Förderung von Wind- und Sonnenkraft sowie der Ausstieg aus der Kernkraft – hat auch massive Folgen für den gesamten europäischen Energiemarkt.
Gerhard Christiner, technischer Vorstand des heimischen Netzbetreibers Austrian Power Grid (APG), nannte beim Energietag des Instituts für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich den Tag der Deutschen Einheit (3. 10.) als Beispiel dafür. Während die Deutschen an diesem Feiertag wenig Strom verbrauchten, wurde an diesem Tag massiv produziert. Der Überschuss wurde in die Stromnetze ins benachbarte Ausland gedrückt.
Angebot und Nachfrage sind aus dem Ruder geraten, waren sich auch der Leiter des Energieinstituts an der Johannes Kepler Universität, Friedrich Schneider, und Energie-AG-Vorstand Werner Steinecker einig. Das Marktversagen sei eine Folge mangelnder politischer Planung. „Die massive Förderung des Ausbaus von erneuerbarer Energie und die hohen Rendite hatten schlimme Folgen“, sagte Christiner. „Das wäre so, wie wenn Sie irgendwo ein Logistikzentrum bauen, aber keine Straße dorthin haben.“
Mögliche Folge: Das Energieversorgungssystem wird fragiler. Auch die Gefahr, dass die Versorgungssicherheit leidet, werde größer.
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wäre es ganz einfach, den ÜberschssStrom von Windkraftanlagen auch direkt billig an Verbraucher zu liefern, die dann ihre eigenen Wärmespeicher, z. B. auch für die Heizung anfüllen.
Große Wärepumpen zur einspeich könnten auch noch viel günstiger sein, wenn man nur wollte.
Wenn schon die "politischen Freunderlwirtschafts " Energie Typen in Österreich so dämlich sind, dass sie Speicherkraftwerke, die schon genehmigst sind, nicht bauen, weil sie wo anders Geld verhunzt haben.....
Je mehr Strom momentan anfällt, der noch dazu vom Wind kommt und somit sehr umweltfreundlich ist, umso mehr Speicher muss man einfach machen.
Aber wenn diverse Chefs lieber beim Fußball zuschauen, dann sollen sie wenigstens ihre Leute unhierarchisch werken lassen, denn intelligente Menschen gibt es genug und deren Ideen braucht man nur umsetzen.
Somit sind die ganzen Atomkraftwerke, die höchst fahrlässig und schwerst subventiert sind schnellstens abzuschalten, bevor wir alles kaputt machen, mitten im EU Raum.
sondern intelligente Steuerungen von speicherfähigen Anlagen.
Smartmeter dienen der besseren Verbrauchsstatistik und Abrechnung, nicht aber zur Regelung bzw. noch zeitnäheren Steuerung.
steuern können ?
"nur" digitale Messgeräte, welche die Daten online oder nach Abruf liefern können. Die EVUs profitieren davon, dass die Tagesverteilung des Verbrauchs der einzelnen Kunden (also das exakte Verbrauchsverhalten) sichtbar werden. Beim Gas kommt dazu, immer den aktuellen Erlös und das Betriebsergebis zu kennen, was bekanntlich wesentlich mehr mit den Kälteperioden schwankt als der Stromverbrauch.
Damit kann man mittelfristige "steuernde" Maßnahmen treffen und Kundensegmente zu motivieren, ihre Verbräuche aus den Spitzenzeiten zu verlagern. Da schlummern enorme Potenziale, den teuren und ökologisch "bösen" Spitzenstrom zu reduzieren.
Dazu könnte man dann die Tarife bzw. die Abrechnung stundenweise bzw. feiner anpassen, was jetzt nicht möglich ist. Mit Ausnahme des Nachtstroms rechnet man Privatkunden derzeit nur nach dem Gesamtverbrauch je Periose, üblicherweise 1 Jahr, ab.
Erst wenn es angepasste Tarife mit Einsparungsmöglichkeiten gibt, profitiert der Kunde. Ansonsten nur das EVU.
benutzt wird, dann muss man halt diese Nachtstromzähler so steuern, dass sie dann an sind, wenn günstiger Überschussstrom vor Ort eingespeichert werden soll
über kurz oder lang werden viele ihre freien Flächen mit Solarpanelen ausstatten und vielleicht sogar eigene Speicher benützen, auch in Form von Batterien, damit man auch Nachts selber Strom zur Verfügung hat.
Ich selber habe 2 Solarbatterien schon 20 Jahre im Sommereinsatz und die Speicherkapazität ist immer noch erstaunlich gut, wenngleich ich selten( so 30 Mal im Sommer) größere Entladungen tätige.
das kann man nur netzseitig feststellen und nicht kundenseitig.
in einem geschützen Bereich tätig und trägt zum Bruttoinlandsprodukt nichts bei, wie viele derer, die auf Arbeitsplatzvernichtung und Arbeitsplätzeexport in andere Regionen keine Rücksicht nehmen. Ausserdem verfügt sie unter Garantie über ein sehr hohes Einkommen, weshalb sie höhere Energiekosten für den Haushalt nicht kratzen. Das ist aber nicht die Situation der meisten "normalen" Menschen. Und noch etwas - so lange sich die Länder, die die Hauptverschmutzer mit C02 sind und zusammen mehr als 80 % - mit steigender Tendenz - nicht an Klimaschutzmassnahmen beteiligen, sind Anstrengungen von Deutschland und der EU klimamässig ziemlich wirkungslos und arbeitsplatzfeindlich. Nutzen tun sie bestenfalls gewissen Unternehmen, die Produkte erzeugen, die lediglich aufgrund massiver Förderungen in grösserem Massstab absetzbar sind.
100% Zustimmung zu diesen Kommentar!!!
kann man vor der Haustüre führen, hier finde ich das nicht in Ordnung.
können leicht reden und Teuerungen fordern. Ihnen wird so etwas oft sogar noch irgendwie abgegolten.
Alleine in meinem Bekanntenkreis habe ich unzählbar viele Halbbeamte, die entweder billiger Strom/Gas beziehen oder versteckt über den Betriebsrat Zuschüsse bekommen, die aber indirekt oft wieder aus Steuergeldern stammen.
zur Berichterstattung. Der Artikel trägt zur Bewusstseinsbildung bei, die Wende (eine treffende Bezeichnung) ist eine aus verschiedensten Blickwinkeln betrachtete Notwendigkeit.
Obwohl mir deutsche Dominanz generell nicht sympathisch sein kann, in diesem Feld scheinen sie auf nationaler Ebene die einzigen zu sein, die so ein Projekt auf die Beine stellen können.
VIel Glück!
Ich denke bei diesem Bericht eher daran, dass man sich schnell in einen geschützen Bereich begeben sollte, Beamter oder Politiker, nur diese werden in Zukunft keine fianziellen Sorgen haben.
Wir brauchen rasch eine europäische Energiepolitik!
Frau Kemfert sagt was Sache ist. Gratuliere der Fa IWS und den OON