Wie die NATO am Himmel Deutschlands den großen Krieg übt

BERLIN. Das größte Manöver des Militärbündnisses bringt massive Verspätungen im Flugverkehr. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur großen NATO-Übung in Deutschland.
Es wird das größte Manöver in der fast 75-jährigen Geschichte der NATO: Unter dem martialischen Namen "Air Defender" trainiert das westliche Militärbündnis vom 12. bis zum 23. Juni den Ernstfall. 10.000 Soldaten aus 25 Nationen nehmen an der Übung mit etwa 250 Flugzeugen am Himmel Deutschlands teil. Weil der Luftraum dann täglich stundenlang gesperrt sein wird, droht mitten in der Urlaubssaison ein Flugchaos. Passagiere müssen mit Verspätungen und Flugabsagen rechnen.
Warum findet die Übung statt?
"Air Defender soll als forderndes Übungsszenario mit Luftkriegsoperationen für befreundete und verbündete Luftstreitkräfte dienen", erklärt die deutsche Bundeswehr. Man wolle Reaktionsfähigkeit und gemeinsame Stärke in der Luft trainieren und demonstrieren. Die Übung unter der Führung Deutschlands war bereits 2018 geplant worden, sie bekam durch den Krieg in der Ukraine jedoch eine völlig neue Dimension. Die NATO will damit ein Zeichen der Stärke gegenüber Russland setzen und zeigen, wie reaktionsschnell und schlagkräftig sie ist.
Was genau wird trainiert?
Das Übungsszenario basiert auf einer Beistandsverpflichtung gemäß Artikel 5 des NATO-Vertrages. Angenommen wird also die gemeinsame Reaktion auf einen bewaffneten Angriff gegen einen oder mehrere Bündnispartner. Geübt werden dabei auch Manöver wie das Betanken in der Luft, Abfangübungen, schnelles Verlegen zu unbekannten Flugplätzen, Tiefflüge und Raketenabwehr.
Wer nimmt an der Übung teil?
Das Interesse an der von der deutschen Luftwaffe mit der US Air Force federführend organisierten Operation war in den vergangenen Wochen stetig gewachsen. Zuletzt meldete sich noch das griechische Militär und wollte mitmachen – flugs mussten Unterkünfte und Logistik auch für deren Soldaten organisiert werden. An mehreren Militärflugplätzen wurden große Zelt- und Containerdörfer hochgezogen, im niedersächsischen Wunstorf musste sogar ein neues Tanklager aufgebaut werden. Insgesamt nehmen nun 25 Länder teil, davon 19 aktiv bei den Übungen, sechs Nationen sind zur Beobachtung im Einsatz. Auch das neue NATO-Mitglied Finnland und das Möchtegernmitglied Schweden beteiligen sich. 10.000 Soldaten sind im Einsatz, 250 Kampfjets und Flugzeuge (davon 100 alleine aus den USA) mit 23 unterschiedlichen Flugzeugtypen.
Wie verläuft der Zeitplan?
Der Übungsraum Ost, der sich über Mecklenburg-Vorpommern bis zur Ostsee erstreckt, wird zwischen 10 und 14 Uhr genutzt, der Übungsraum Süd mit Schwerpunkt in Bayern und Baden-Württemberg zwischen 13 und 17 Uhr, und der nördliche Raum über Niedersachsen und Schleswig-Holstein bis hinauf zur Nordsee zwischen 16 und 20 Uhr. Nachts und am Wochenende sollen keinerlei Übungsflüge stattfinden. Es werden aber immer 45 bis 80 Flugzeuge pro Tag unterwegs sein.
Wie sind die Auswirkungen auf den zivilen Flugverkehr?
Der Luftverkehr muss täglich stundenlang gesperrt werden. Simulationen der Deutschen Flugsicherung (DFS) haben ergeben, dass für die Dauer der Großübung dadurch täglich mit Gesamtverspätungen im günstigsten Fall von bis zu 50 000 Minuten zu rechnen sei – das wären umgerechnet etwa 833 Stunden. Reisende sind aufgerufen, sich vor dem Abflug zu informieren.
Wie hoch sind die Kosten?
Dazu will sich die NATO nicht äußern. Nur so viel: "Dass das etwas kostet, ist klar. Unsere Freiheit und Sicherheit sind uns aber auch einiges wert", heißt es.
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