Ukrainer melden weitere Rückeroberungen
KIEW/MOSKAU. In der Abwehr des russischen Eroberungskrieges hat die Ukraine weitere Rückeroberungen gemeldet.
Demnach zogen sich russische Truppen nach ihrer Niederlage in der Region bei Charkiw am Dienstag aus ersten Orten im Nachbargebiet Luhansk zurück. Die USA dämpften nach dem ukrainischen Vormarsch jedoch die Euphorie: Die Fortschritte seien bedeutsam, doch sei es zu früh, die weitere Entwicklung zu beurteilen, sagte US-Außenminister Antony Blinken in Mexiko.
Donezk und Luhansk sollen zurückgeholt werden
Mithilfe westlicher Waffen will Kiew die Regionen Luhansk und Donezk zurückerobern. Russland hatte die vollständige Einnahme von Luhansk im Juli gemeldet. In Donezk halten die Ukrainer eigenen Angaben zufolge derzeit rund 40 Prozent des Gebiets.
Kreml will weiterhin keine Generalmobilmachung
Die russische Führung um Präsident Wladimir Putin zeigte sich trotz der Rückschläge unaufgeregt. Es sei keine Generalmobilmachung geplant, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut Agentur Interfax. Doch werden in Moskau Rufe nach Konsequenzen lauter - darunter auch nach einer teilweisen oder vollständigen Mobilmachung, um die ausgegebenen Ziele der "Spezialoperation" zu erreichen.
Lokalpolitiker forderten Putins Rücktritt
Zugleich gibt es Hinweise auf vermehrte Kritik an Putin. Dutzende Lokalpolitiker in Russland forderten seinen Rücktritt. Es kämen neue Unterstützer hinzu, twitterte die Abgeordnete eines St. Petersburger Bezirksrats, Xenia Torstrem. Die direkten Auswirkungen solcher Protestaktionen dürften aber gering sein. Seit dem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar geht Russlands Justiz besonders hart gegen Oppositionelle und Andersdenkende vor.
Auch die strategische Lage nach den jüngsten Erfolgen der Ukraine ist nicht leicht einzuschätzen. "Wir haben eindeutig bedeutende Fortschritte bei den Ukrainern gesehen, insbesondere im Nordosten", meinte US-Außenminister Blinken in Mexiko und lobte den Mut der Ukrainer. Doch fügte er hinzu, es sei zu früh zu sagen, wie sich die Lage weiterentwickeln werde. "Die Russen haben in der Ukraine weiter sehr umfangreiche Streitkräfte sowie Ausrüstung, Waffen und Munition."
Britische Geheimdienste: Führende Armeeeinheiten enorm geschwächt
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste sind führende Einheiten der russischen Armee durch den Krieg in der Ukraine enorm geschwächt. Insbesondere in der Anfangsphase des Krieges habe es schwere Verluste gegeben, von denen sich die Truppen nicht erholt hätten, heißt es in einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums.