Willy Brandt und die Frauen: Flirts und Affären
Das Privatleben des Politikers gab wiederholt Anlass für Diskussionen und Spekulationen.
Machte Kanzler-Spion Porno-Fotos? – so titelte das Boulevardblatt "Bild" am 4. Mai 1974. Und ein paar Tage später stand geschrieben: "Wilde Gerüchte um Brandt. Was stimmt daran?" Im Wahlkampf-Sonderzug von Willy Brandt 1972 sei etwas los gewesen, hoch hergegangen sei es. Dem SPD-Kanzler, der anschließend wiedergewählt wurde, habe der persönliche Referent Günter Guillaume "Frauen zugeführt". Guillaume war am 24. April 1974 als DDR-Spion enttarnt worden. Hatte der Agent möglicherweise auch Tonbänder von den Zusammenkünften Brandts mit Frauen angefertigt? Waren gar Prostituierte darunter? Ist der Kanzler der Bundesrepublik erpressbar?
Frauennamen von der Liste, die der Chef des Bundeskriminalamts nach Gesprächen mit Begleitern Brandts erstellte, tauchten im Boulevard auf. Und plötzlich wurden überall mögliche Geliebte Brandts gesehen.
"Es gab Anhaltspunkte, dass mein Privatleben in Spekulation über den Spionagefall gezerrt werden sollte. Was immer noch darüber geschrieben werden mag – es ist und bleibt grotesk, einen deutschen Bundeskanzler für erpressbar zu halten. Ich bin es jedenfalls nicht", sagt Brandt zu seinem Rücktritt, ausgelöst durch die Enttarnung Guillaumes. Brandt war zu diesem Zeitpunkt bereits erschöpft und zudem bei schlechter Gesundheit. Nach der famos geschlagenen Wahl 1972 lief es mit der Partei und Brandt nicht mehr so rosig. Doch mit der Guillaume-Affäre war klar: Die nächste Parlamentswahl dürfte zu einem echten Problem für die SPD werden.
"Wir wussten alle von Ihlefeld", erinnerte sich die damalige Bonner Korrespondentin Wibke Bruhns in der ARD an die Verbindung Brandts zu der "Stern"-Reporterin Heli Ihlefeld. Erwähnt, gar geschrieben habe das aber niemand. "Seitenbeziehungen publik zu machen, das tat man damals nicht." Verheiratet war der Kanzler seit Jahren mit der Norwegerin Rut Brandt, es war Willy Brandts zweite Ehe. Das Paar hatte drei Söhne. Brandt flirtete gern. Weh getan hätten ihr nicht die Flirts, sondern ernstere Affären, sagte Rut Brandt einmal.
1980 ließ sich die schillernde Frau an seiner Seite schließlich scheiden. Sie hatte längst von der Beziehung ihres Mannes zu dessen Mitarbeiterin Brigitte Seebacher gewusst, als ihr Brandt davon erzählte. Der SPD-Vorsitzende hatte nicht mit der Scheidung gerechnet. Drei Jahre später heiratete er Seebacher. Das Paar blieb bis zu Brandts Tod am 8. Oktober 1992 zusammen. (zeiner)