Deutschlands Grüne werden 30
So ganz geheuer war sie dem Establishment nicht – die Partei, die Ende der 70er Jahre allmählich aus der Umwelt- und Friedensbewegung entstand. SPD-Geschäftsführer Egon Bahr sah in der Antiparteien-Partei seinerzeit „eine Gefahr für die Demokratie“.
So ganz geheuer war sie dem Establishment nicht – die Partei, die Ende der 70er Jahre allmählich aus der Umwelt- und Friedensbewegung entstand. SPD-Geschäftsführer Egon Bahr sah in der Antiparteien-Partei seinerzeit „eine Gefahr für die Demokratie“. Doch nach ihrem Gründungsparteitag am 12./13. Jänner 1980 entwickelten die Grünen schnell eine eigene Dynamik. Schon drei Jahre später saßen sie im Bundestag, 18 Jahre später gelangten sie an die Regierung. Inzwischen gehören sie selbst zum früher verachteten Establishment.
Als die Grünen 1983 in den Bundestag einzogen, waren sie noch eine bunte Truppe. In Jeans, mit Friedenstauben auf dem Hemd symbolisierten sie den Protest gegen die Verkrustungen des Bundestags, von dem sie selbst ein Teil werden sollten. Eine Generation später sind sie äußerlich von Durchschnittsabgeordneten in Anzug und Kostüm kaum mehr zu unterscheiden. Mit der SPD teilten sie sieben Jahre lang die Macht.
Die Öffentlichkeit interessierte sich anfangs nur für die Affären. Die Grünen mussten schnell die Erfahrung machen, dass sie als kleine Partei wenig bewegen konnten. Flügelkämpfe zwischen Realos und Fundis zerfraßen die Partei.
Die Rolle der außerparlamentarischen Opposition haben inzwischen die Globalisierungskritiker von Attac übernommen. Das Kernthema der Grünen, den Umwelt- und Klimaschutz, haben sich längst auch die Volksparteien auf ihre Fahnen geschrieben. Seit sich in Bund und Ländern der Trend zu Fünf-Parteien-Parlamenten verfestigt, kommen auf die Grünen neue koalitionspolitische Herausforderungen zu – von der rot-gelb-grünen „Ampel“ bis zum schwarz-gelb-grünen „Jamaika-Bündnis“.