Schwachstelle der russischen Armee: Wieder Treibstoff-Lager zerstört
MOSKAU. Im Süden Russlands ist zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit ein Großbrand in einem Tanklager nahe der Halbinsel Krim ausgebrochen.
Das Feuer sei durch einen Drohnenangriff ausgelöst worden, berichtete die russische Staatsagentur TASS Donnerstagfrüh unter Berufung auf Rettungskräfte. Getroffen wurde demnach das Tanklager einer Ölraffinerie in der Ortschaft Ilski nahe dem Schwarzmeerhafen Noworossijsk in Südrussland.
"Eine zweite turbulente Nacht für unsere Rettungsdienste", schrieb der Gouverneur der Region Krasnodar, Weniamin Kondratjew, auf Telegram. In der Nacht zuvor war es zu einem ähnlichen Vorfall in der rund 50 Kilometer entfernten Siedlung Wolna im Kreis Taman gekommen, der ebenfalls in der südrussischen Region Krasnodar liegt. Auch dort geriet ein Treibstoffreservoir nahe der Krim-Brücke in Brand, auch dort nannten russische Stellen einen Drohnenangriff als Ursache. Am Rande von Wolna liegt ein großes Umschlagterminal für Öl und Ölprodukte, die dann über das Schwarze Meer verschifft werden.
Anschläge auf strategische wichtige Infrastruktur
Zuletzt häuften sich in Russland, das einen Angriffskrieg gegen die benachbarte Ukraine führt, Anschläge auf strategische wichtige Infrastruktur. Am Wochenende wurde ein Treibstofflager auf der 2014 von Russland annektierten Krim in Brand gesetzt. Im Krim-Hafen Sewastopol wurde am Samstag nach russischen Angaben zehn Tanks mit einem Fassungsvermögen von rund 40.000 Tonnen durch einen Drohnen-Angriff zerstört. In der westrussischen Region Brjansk entgleisten kurz nacheinander zwei Güterzüge nach Explosionen. Auch in diesen Fällen war die Rede von Drohnenangriffen.
Die Ukraine bekennt sich nur selten zu den nach russischer Darstellung häufigen Drohnenangriffen auf Infrastruktur und militärische Ziele in Regionen in der Nähe Russlands. Die ukrainische Militärspitze hat allerdings eingeräumt, dass Angriffe auf Nachschub-Wege und militärische Logistik Teil der Vorbereitungen für eine seit langem erwartete Gegenoffensive seien.
Schwachstelle der russischen Armee
Britische Geheimdienste sehen in Tanklagern nahe der russisch-ukrainischen Grenze eine Schwachstelle der russischen Armee. London vermutet, dass die Häufung dieser Angriffe Konsequenzen haben wird: Moskau werde vermutlich gezwungen sein, seine Logistik neu zu organisieren und den Kraftstoff besser zu schützen oder in weniger bedrohten Gebieten zu lagern, hieß es.
In der Nacht nahm Russland bei neuen schweren Drohnenangriffen gegen die Ukraine vornehmlich die Hafenstadt Odessa ins Visier. "Der Feind hat in der Nacht 15 Shahed-131/136 (iranisches unbemanntes Luftfahrzeug) auf Odessa gelenkt", teilte der Kommandostab Süd der ukrainischen Streitkräfte am Donnerstag mit. Zwölf Drohnen seien abgeschossen worden, drei hätten in einem Wohnheim einen Brand ausgelöst, der aber schnell und ohne Opfer gelöscht werden konnte, hieß es. Insgesamt sind nach Angaben der Luftstreitkräfte 18 von 24 auf die Ukraine gelenkten Drohnen abgeschossen worden.