Affenforscherin Jane Goodall ist 90
Jane Goodalls Biografie ist filmreif: Schon als kleines Mädchen träumte sie davon, zu den Menschenaffen in den Dschungel zu ziehen
Als Jane Goodall 1960 mit der Erforschung einer Gruppe von Schimpansen im heutigen Gombe-Nationalpark in Tansania begann, glaubten viele Wissenschafter, dass nur Menschen in der Lage seien, rational zu denken. Mit ihren Beobachtungen bewies die Britin das Gegenteil, als sie bei den Tieren Wesenszüge und Verhaltensweisen feststellte, die vom Menschen bekannt sind – gute wie schlechte.
Goodall hatte ihre Position dem britisch-kenianischen Anthropologen Louis Leakey zu verdanken. Ihre Familie hatte nicht das Geld, ihr ein Studium zu finanzieren. Trotzdem wollte sie ihren Kindheitstraum wahr machen. Sie hatte sich als Sekretärin und Kellnerin verdingt, bevor sie zu einer ersten Reise nach Afrika aufbrach, bei der sie den Forscher traf.
Mit Mut und viel Geduld
Leakey, der sich von ihren Kenntnissen und ihrer Begeisterung beeindruckt zeigte, beauftragte sie damit, eine Gruppe Schimpansen an den Ufern des Tanganijkasees im Norden Tansanias zu erforschen. Zunächst von ihrer Mutter begleitet, trotzte Goodall monatelang jeder Witterung und Gefahren wie Giftschlangen, um in die Nähe ihrer Forschungsobjekte zu gelangen – zunächst vergeblich. Die Schimpansen liefen davon. Doch nach und nach gewöhnten sich die Tiere an ihren Anblick, bald wurde sie Teil ihrer Gemeinschaft.
Die Methode der "teilnehmenden Beobachtung" erwies sich als erfolgreicher als alles andere, was zuvor versucht worden war. Ihr bester Freund wurde David Greybeard, ein gutmütiges männliches Tier, das als erstes wagte, in ihre Nähe zu kommen. Goodall beobachtete Greybeard, als er mit einem Stöckchen in einem Termitenbau stocherte und somit Insekten fing. Als sie Leakey von dieser Beobachtung berichtete, telegrafierte er zurück: "Jetzt müssen wir entweder den Menschen neu definieren oder Werkzeug neu definieren."
Bis dahin galt die Verwendung von Werkzeugen als wichtigste Unterscheidung zwischen Menschen und Tieren. Goodall beobachtete auch zärtliches Verhalten, Umarmungen, Berührungen genauso wie Trauer bei den Affen.
Als Inspiration für ihren bereits als Kind gehegten Wunsch, in der Wildnis unter Tieren zu leben, nennt sie oft die Kinderbuchreihen Doktor Dolittle und Tarzan. Scherzend sagt sie, sie sei enttäuscht gewesen, weil Tarzan die falsche Jane gewählt habe. Sie selbst heiratete den Tierfilmer Hugo van Lawick, dessen Aufnahmen erheblich zu ihrem Ruhm beitrugen. Die Ehe zerbrach nach zehn Jahren. Später heiratete sie den Direktor der tansanischen Nationalparks Derek Bryceson, der 1980 starb.
Bis heute setzt sich Goodall für Arten- und Umweltschutz ein und tourt auch im hohen Alter unermüdlich um die Welt, um Menschen mit Vorträgen wachzurütteln.