Missbrauchsverdacht in Lech - Vater zeigt Polizei an
BREGENZ. Im Kindesmissbrauchsverdachtsfall in einer Betreuungseinrichtung für Kleinkinder in Lech wird der Vater des möglicherweise betroffenen Dreijährigen am Dienstag Anzeige gegen die Vorarlberger Polizei erstatten.
Das kündigte der Unternehmer im Gespräch mit der APA an. Die Polizei habe "unzureichend ermittelt" und zum Beispiel den Verdächtigen "viel zu spät vernommen" - nämlich erst nachdem der Leiterin der Einrichtung die Verdachtslage zur Kenntnis gebracht worden war.
Der Rechtsvertreter des Vaters, der Wiener Anwalt Nikolaus Rast, hatte dieses Vorgehen schon am vergangenen Freitag scharf kritisiert. Für ihn sei nicht nachvollziehbar, dass es damit der Leiterin zumindest theoretisch möglich gemacht wurde, einen tatverdächtigen Angestellten zu warnen. Damit bekomme "der dümmste Verbrecher der Welt Gelegenheit, allfällige Beweismittel zu vernichten", sagte Rast.
Der Vater des Buben wird im Verlauf des Dienstag eine Sachverhaltsdarstellung beim Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) einbringen. Er will das Vorgehen der Vorarlberger Polizei auf amtsmissbräuchliches Verhalten untersuchen lassen, erklärte er gegenüber der APA. Der Vater hatte am 25. Jänner in Wien Anzeige erstattet, nachdem ihm sein Sohn am 16. Jänner von einem Übergriff in der Kinderbetreuungseinrichtung in Lech berichtet hatte, wo die Familie in der zweiten Jännerwoche Skiurlaub machte. Auf einem Foto identifiziere der Dreijährige dann einen Tatverdächtigen insoweit, als er diesen als "bösen Mann" bezeichnete, der ihm auch den Mund zugehalten und ihn geschlagen habe.
Ermittlungen seit 1. Februar
Seit 1. Februar ermittelt in der Sache - neben dem Landeskriminalamt Wien - das Landeskriminalamt Vorarlberg. Nach APA-Informationen sollte der Verdächtige am 6. Februar als Beschuldigter vernommen werden - die Einvernahme wurde dann allerdings vorgezogen, nachdem der Vater und der Verein Bündnis Kinderschutz Österreich zu dem Verdachtsfall für 3. Februar eine Pressekonferenz in Wien angekündigt hatten.
Auf die Frage, weshalb er bis zum 25. Jänner mit seiner Anzeige wegen Missbrauchs von Unmündigen (§ 207 StGB) zugewartet habe, erklärte der Vater, er habe zunächst eine renommierte Ärztin und Psychotherapeutin beigezogen und die auf die kindliche Psyche spezialisierte Expertin seinen Sohn eingehend untersuchen lassen. Er habe nämlich befürchtet, dass ohne gutachterliche Feststellungen "einem Dreijährigen nicht geglaubt wird". Erst nach Vorliegen ihrer schriftlichen Expertise, in der von "offenkundigen, drastischen Verhaltensänderungen" des Dreijährigen die Rede ist und davon ausgegangen wird, dass der Bub "im Rahmen seiner Betreuung in Lech einem ihn verstörenden und als Übergriff erlebten Erlebnis ausgesetzt gewesen ist", habe er den vermuteten Missbrauch angezeigt, schilderte der Vater der APA.
Der Bub ist seit 23. Jänner in therapeutischer Behandlung. Auch im Kindergarten, den der Kleine in Wien besucht, fiel dem pädagogisch geschulten Personal bei dem Kind eine massive Verhaltensänderung seit dem Skiurlaub in Lech auf. Der Bub habe plötzlich andere Kinder gemieden, sich hauptsächlich alleine beschäftigt und sogar in der Ruhezone "verbarrikadiert", während er bis dahin in der Kindergruppe eine "führende" und "gestalterische Rolle" inne gehabt habe. Teilweise habe der Bub einen "abwesenden bis völlig unbeteiligten Eindruck" gemacht, teilte das Personal der Therapeutin des Kindes mit, die das wiederum schriftlich festgehalten hat.
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