Soldat von Hunden getötet: "Das ist uns unerklärlich"
WIENER NEUSTADT. Attacke in Kaserne: 31-jähriger Hundeführer von zwei Belgischen Schäferhunden gebissen.
"Er war ein sehr erfahrener und sehr engagierter Hundeführer. Das alles ist für uns unerklärlich", sagt Bundesheer-Sprecher Michael Bauer betroffen nach dem Tod eines 31-jährigen Kameraden, der in der Nacht auf Donnerstag von zwei Belgischen Schäferhunden angegriffen und getötet worden ist.
Das Unglück ereignete sich in der Flugfeld-Kaserne in Wiener Neustadt. Der 31-Jährige, ein Soldat des Jagdkommandos, sollte sich um fünf Militärhunde in der Zwingeranlage kümmern, sie füttern und ihnen Auslauf geben. Eigentlich leben die Tiere zuhause bei ihren Hundeführern, doch die waren an diesem Abend bei einer großen Übung in der Steiermark.
Kamerad fand den Toten
Um 16 Uhr machte sich der Oberwachtmeister aus dem Bezirk Mödling, der seit zwei Jahren Hundeführer und seit 14 Jahren beim Bundesheer war, auf den Weg zu den Zwingern. Sein eigener Diensthund war im Auto eingesperrt. Irgendwann in den folgenden zehn Stunden kam es zu dem tödlichen Angriff. Erst um kurz vor 2 Uhr früh bemerkte ein Offizier die zwei freilaufenden Belgischen Schäferhunde. Er weckte einen anderen Hundeführer, der die Tiere einfing und wieder in den Zwinger sperrte.
Dabei entdeckte der Hundeführer seinen Kameraden, der leblos vor dem Zwinger lag. Der 31-Jährige war noch an Ort und Stelle seinen schweren Bissverletzungen erlegen.
Noch in der Nacht kümmerten sich Heerespsychologen um die beiden Soldaten, die die Leiche fanden, und auch die Familie des Opfers bekam Unterstützung. Warum die Militärhunde einen Betreuer angegriffen haben, sei völlig unerklärlich, so Bauer: "Seit 1964 hat es noch keinen derartigen Unfall mit den Hunden gegeben, und es ist noch nie jemand gröber verletzt worden."
Einer der Hunde ist ein erst sechs Monate alter Welpe, der zweite allerdings ein fertig ausgebildeter "Zugriffshund". "Diese gehen in Gebäude, in denen feindliche Soldaten sind, um sie auszuschalten, also unschädlich zu machen. Läuft ein Angreifer davon, stellt ihn der Hund. Wenn sich der Angreifer nicht mehr wehrt, hört der Hund auf", erklärt der Pressesprecher. Das Bundesheer habe eine Untersuchungskommission eingesetzt, der unter anderem ein Arzt, ein Veterinär und ein Jurist angehören. Die Kommission wird auch prüfen, was mit den beiden Belgischen Schäferhunden passieren wird und ob sich diese schon zuvor auffällig verhalten hätten.
Das Landeskriminalamt Niederösterreich sicherte am Donnerstag die Spuren und übernahm die Ermittlungen nach der tödlichen Hundeattacke. Eine Obduktion ist angeordnet worden. Diese soll auch den Unfallzeitpunkt näher eingrenzen.
Video: Die tödliche Hundeattacke in Wiener Neustadt war auch Thema in der gestrigen Ausgabe von OÖN-TV.
Soldat von Diensthunden getötet
Ein 31-jähriger Soldat und Hundeführer ist in der Nacht auf Donnerstag in der Flugfeld-Kaserne in Wiener Neustadt von Belgischen Schäferhunden angefallen und getötet worden.
Militärhunde in Oberösterreich
Auch in Oberösterreich hat das Bundesheer Hunde im Einsatz, allerdings nicht für Zugriffe: In Stadl-Paura (Bezirk Wels-Land) bewachen die Milizhunde mit ihren Hundeführern ein Munitionslager.
Aktuell hat das Österreichische Bundesheer insgesamt 70 Militärhunde, davon sind 41 Rottweiler, 15 Belgische und fünf Deutsche Schäferhunde sowie neun Labradore. Sie alle werden im Militärhundezentrum in Kaisersteinbruch (Bezirk Neusiedl) ausgebildet. Dort wurden bisher 1800 Rottweiler gezüchtet und trainiert. Damit ist Kaisersteinbruch die größte Rottweilerzucht der Welt.
Die Militärhunde werden im In- und Ausland eingesetzt, als Zugriffshunde, Munitionshunde und sporadisch auch als Drogenhunde. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 werden die Hunde auch für Spezialeinsätze wie die Suche nach Sprengstoff ausgebildet. Einmal jährlich werden sie auf ihre Tauglichkeit geprüft.
<<< Lesen Sie dazu auch ein Interview mit Hunde-Experte Peter Tebacher [OÖNplus].