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Historisch: Nach 134 Jahren erstmals wieder Wolfsnachwuchs

Von Martin Roithner, 26. August 2016, 00:04 Uhr
Historisch: Nach 134 Jahren erstmals wieder Wolfsnachwuchs in Österreich
Auf dem Areal des Bundesheer-Truppenübungsplatzes Allentsteig kamen junge Wölfe auf die Welt. Bild: BMLVS

ALLENTSTEIG. Wolfsfamilie tappte auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig im Waldviertel in Fotofalle.

Die Aufnahmen sind ein Fall für die Geschichtsbücher. Eine Fotofalle knipste auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig im niederösterreichischen Waldviertel eine Wolfsfamilie mit einem Männchen, einem Weibchen und ihrem Nachwuchs. Das Besondere: Die Jungtiere sind die ersten in Österreich geborenen Wölfe seit 134 Jahren. 1882 war im steirischen Wechselgebiet der letzte Wolf getötet und damit sein Bestand ausgerottet worden.

"Das ist eine Sensation", sagt Christina Reisenbichler von der Naturschutzorganisation WWF. Für die Biologin, die sich auf große Beutegreifer wie Luchse, Bären und Wölfe spezialisiert hat, hat sich die Wiederansiedlung der Wölfe abgezeichnet. "Seit 2008 haben sich die Hinweise verdichtet, dass die Tiere häufiger den Weg aus den Nachbarländern zu uns suchen", sagt die Expertin. Aus Italien, der Schweiz, Slowenien und der Slowakei kamen immer wieder Wölfe nach Oberösterreich. Zuletzt im Februar dieses Jahres, als ein Wolf in drei Gehegen in Leopoldschlag (Bezirk Freistadt) neun Stück Damwild riss. Die Tiere verschwanden nach kurzer Zeit aber wieder aus unseren Gefilden.

Das ist nun anders. Denn die Wolfsfamilie fühlt sich anscheinend wohl in Allentsteig. Die Eltern stammen vermutlich aus der deutschen Lausitz. Die Jungtiere haben vor vier Monaten das Licht der Welt erblickt. Noch unklar ist die Rudelgröße. Bilder der Fotofallen fingen bis zu vier Wölfe ein. Reisenbichler schließt nicht aus, dass sich noch mehr Wölfe im Gebiet aufhalten: "Im Schnitt leben in einem Rudel vier bis sechs Tiere."

Viel Platz und viel Nahrung

Dass die Wölfe einen Truppenübungsplatz des Bundesheeres als Bleibe erkoren haben, überrascht nicht. Das Gebiet im Waldviertel ist 157 Quadratkilometer groß, das entspricht einer Fläche von 22.000 Fußballfeldern.

"Vier Fünftel unseres Areals entfallen auf das Natura2000-Schutzgebiet. Wir versuchen, die Anforderungen der Natur mit den Anforderungen des Militärs in Einklang zu bringen", sagt Johann Zach, Pressesprecher in Allentsteig. Für die Wölfe sei das Gebiet ideal. "Sie haben hier genug Freiraum und zudem ein großes Nahrungsangebot mit Rehwild, Rotwild und Wildschafen."

Zech rechnet nicht damit, dass sich Wolf und Mensch gegenseitig in die Quere kommen werden. Gefahr bestehe für niemanden, denn "die Wölfe wissen, wo geschossen wird und wo sie ihre Ruhe haben". Das sieht Reisenbichler ähnlich. "Wölfe sind viel sensibler als Menschen, sie spüren und hören Gefahr früher und weichen ihr aus."

Wie lange die Wolfsfamilie dem Waldviertel erhalten bleibt, wagt die Expertin nicht vorauszusagen. Denn im Normalfall verlassen Jungtiere nach dem Erreichen der Geschlechtsreife mit ein oder zwei Jahren das Rudel.

 

Wölfe in Österreich

1882 erlosch im steirischen Wechselgebiet das letzte Wolf-Vorkommen in Österreich. Aus den Nachbarländern Deutschland, Italien, Slowenien, Tschechien oder der Slowakei wanderten seitdem immer wieder Wölfe bei uns ein, schafften es aber nie, sich anzusiedeln – bis jetzt.

Seit Österreichs EU-Beitritt 1995 sind Wölfe in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) rechtlich geschützt. Menschen dürfen die Tiere in ihrem Lebensraum nicht stören, fangen oder gar töten. Wesentliches Ziel der FFH ist die Erhaltung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt.

 

3 Fragen an...
Christina Reisenbichler, WWF-Expertin Bild: (Bright Light Ph.)

 

Drei Fragen an...

...Christina Reisenbichler, WWF-Expertin

Die Wildbiologin ist bei der Naturschutzorganisation WWF Spezialistin für große Beutegreifer wie Luchse oder Wölfe.

1 Kann man bei der entdeckten Wolfsfamilie von einer Sensation sprechen?

Auf alle Fälle. Seit mehr als 100 Jahren hat es das nicht mehr gegeben, dass sich Wölfe in Österreich angesiedelt haben. Anzeichen dafür hat es bereits in den vergangenen Jahren gegeben. 2015 haben wir fünf Tiere genetisch nachgewiesen. Dass jetzt sogar junge Wölfe hier geboren werden, zeichnet unseren Lebensraum aus.

2 Warum hat es so lange gedauert, bis sie hier wieder heimisch geworden sind?

Mit dem EU-Beitritt Österreichs hat sich die Gesetzeslage geändert. Der Wolf steht seitdem unter strengem Schutz, damit seine Population aufrecht erhalten wird. In den Nachbarländern hat sich der Bestand rasch erholt, in Österreich hat es ein bisschen länger gedauert. Für uns Biologen kommt das aber nicht überraschend, denn die Hinweise dafür haben sich auch bei uns bereits seit 2008 verdichtet.

3 Wie schafft man das Image des "bösen Wolfs" aus den Köpfen der Menschen?

Viele haben Urängste vorm Wolf. Das liegt daran, dass bereits Kindern in Märchen und Mythen vom "bösen Wolf" erzählt wird. Man muss die Furcht ernst nehmen, aber die Menschen aufklären. Wölfe sind scheue Tiere, spüren und hören Gefahr schon viel früher als wir und weichen ihr aus. Wichtig ist, viel und klug zu informieren. Natürlich ist das eine Herausforderung, denn das Wissen ist nach so vielen Jahren ohne Wölfe bei den Leuten nicht mehr vorhanden.

 

 

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3  Kommentare
3  Kommentare
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herst (12.748 Kommentare)
am 26.08.2016 10:32

Nach 134 Jahren erstmals wieder Wolfsnachwuchs

Und wie lang wirds dauern,bis die ersten "Leute" ausflippen,weil sie sich bedroht fühlen und sich ihres Lebens nicht mehr sicher sind,weils an Hund net von an Woif unterscheidn kinnan...und de erschtn "Jaga" werdn scho eanare "Büchsn" schultern,damit se dieses "Raubzeug" net ausbroatet......

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pepone (60.622 Kommentare)
am 26.08.2016 10:49

herst

ja du könntest recht bekommen ..

aber das Gelände ist ja nicht frei begehbar daher werden die Wölfe noch eine " Chance " bekommen länger zu leben . zwinkern
es stellt sich nur die Frage was mit dem Nachwuchs , denn es in den nächsten Jahren sicher geben wird , machen ?

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il-capone (10.333 Kommentare)
am 26.08.2016 12:38

Die Meldung über ungewöhnliche Wildunfälle werden schon noch kommen.
Viel Verkehr, viel Abschussmöglichkeiten ... grinsen

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