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Mordprozess um verschwundene Oberösterreicherin: "Ich glaube, dass meine Mama lebt"

Von nachrichten.at/apa, 16. Mai 2022, 14:04 Uhr

WIEN/GRÜNBURG. Am Wiener Landesgericht für Strafsachen ist am Montag der Mordprozess um die seit Anfang Dezember 2005 vermisste Elisabeth G. mit weiteren Zeugenaussagen fortgesetzt worden.

Befragt wurden zunächst die gemeinsame Tochter der Verschwundenen und des Angeklagten, der seine zu diesem Zeitpunkt bereits getrennt von ihm lebende Ehefrau getötet haben soll, die ehemalige Psychotherapeutin der Architektin und eine ihrer besten Freundinnen.

Seit 17 Jahren vermisst

Der mittlerweile 65-jährige Pensionist soll – wie berichtet – laut Anklage die aus Grünburg bei Steyr stammende Elisabeth G. "auf bisher unbekannte Art" getötet und an einem unbekannten Ort abgelegt haben soll. Er bestreitet das und will mit dem Verschwinden der damals 31-Jährigen nichts zu tun gehabt haben. Indizien belasten ihn allerdings schwer:

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Nachdem sie am vorangegangen Wochenende aus der ehelichen Wohnung ausgezogen war, hatte sie am Nachmittag des 6. Dezember 2005 die letzten Sachen aus dieser geholt, wobei sie die seinerzeit zweieinhalbjährige Tochter dabei hatte. Diese wollte dann beim Vater bleiben, was die angeblich depressive Mutter dessen Darstellung zufolge weiter verstimmt haben soll. Seit diesem Tag fehlt von Elisabeth G. jede Spur. Die Staatsanwaltschaft glaubt beweisen zu können, dass sie vom Angeklagten vorsätzlich getötet wurde.

Die mittlerweile 18-jährige Tochter hatte an den Abend des 6. Dezember 2005 keine frühkindliche Erinnerung. Ihren Vater, dem nun im Fall eines Schuldspruchs zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft droht, begrüßte sie eingangs ihrer Zeugenbefragung mit einem kurzen "Hallo", am Ende der Einvernahme reichte sie ihm kurz die Hand und drückte diese.

"Er hat sie immer positiv dargestellt"

"Ich bin sehr glücklich aufgewachsen", schilderte die 18-Jährige. Sie könne sich über ihre Kindheit "nicht beschweren". Sie sei ihrem Vater "sehr dankbar", er sei immer einfühlsam gewesen: "Er ist der wichtigste Mensch in meinem Leben." Sie habe immer zu ihm gehen und über alles mit ihm reden können.

Der Vater habe nach dem Verschwinden der Mutter nie schlecht über diese geredet: "Er hat sie immer sehr positiv dargestellt. Ich habe durch ihn ein sehr gutes Bild von der Mama gehabt." Wohin diese auf einmal verschwunden sei, habe sie als Kind nicht sehr beschäftigt: "Ich habe darüber nie groß nachgedacht. Ich war es gewohnt, mit meinem Papa allein aufzuwachsen."

Er habe ihr seinerzeit gesagt, "dass er nicht weiß, wo sie ist." Auf die Frage, was sie dazu heute glaube, erwiderte die Tochter: "Wir wissen nicht, was mit ihr passiert ist. Ich glaube, dass sie lebt, so lange ich es nicht weiß."

"Depressiv, aber nicht lebensmüde"

Nach der Tochter wurde die ehemalige Psychotherapeutin der verschwundenen Frau in den Zeugenstand gerufen. Sie beschrieb Elisabeth G. als zwar depressiv, aber nicht lebensmüde. Die Frau war bei ihr von August 2004 bis wenige Tage vor ihrem Verschwinden in Therapie. "Sie war sehr unzufrieden in ihrer Rolle und sehr unglücklich in ihrer Beziehung und in ihrer Funktion als Mutter", stellte die Therapeutin fest. In der Weihnachtszeit 2004 sei es ihr "besonders schlecht" gegangen: "Akuter Suizid war aber kein Thema." Die Architektin habe "unbedingt etwas zum Positiven verändern" wollen.

Im darauf folgenden Frühjahr habe sich die Frau "ein Stück erholt" und die Therapie von Mai bis September 2005 unterbrochen. Dann sei sie wieder gekommen: "Es ging ihr erneut sehr schlecht. Ganz klar ausgesprochen war ihre Beziehung zum Mann. Sie hat eine totale Ohnmacht empfunden durch die absolute Kontrolle, die ihr Mann ausgeübt hat. Alles musste nach seiner Vorstellung, nach seinem Willen geschehen." Der Ehemann habe die Mutter "aktiv von ihrer Beziehung zum Kind ferngehalten", sie habe dieses nicht wickeln, zu Bett bringen, versorgen dürfen.

"Belastet, aber mit Blick für die Zukunft"

Dabei habe die Frau eine "Gleichheit in der Partnerschaft" ersehnt, hielt die Therapeutin fest. Dass dies nicht und nicht zu erreichen war, habe ihr die Aussicht genommen, "dass sich das zum Guten wendet". Der Entschluss, sich scheiden zu lassen, sei dann für die Frau "eine Entlastung" gewesen. Bei der letzten Sitzung am 1. Dezember fünf Tage vor ihrem Verschwinden sei Elisabeth G. zwar "sehr verzweifelt und belastet" gewesen, weil sich der Mann wieder nicht an Vereinbarungen gehalten hatte. Dessen ungeachtet sei sie aber "zuversichtlich und mit einem Blick in die Zukunft gestärkt" aus der Sitzung gegangen.

Die Psychotherapeutin betonte abschließend, Elisabeth G. sei nicht schwer depressiv gewesen: "Die Diagnose war Anpassungsstörung mit längeren depressiven Verstimmungen. Aber mit einer leichten Depression ist man alltagsfähig."

"Sie hat sich als Gebärmaschine benutzt gefühlt"

Eine enge Freundin wusste im Anschluss zu berichten, dass Elisabeth G. unter der Gefühlskälte ihres Ehemannes litt. Speziell im Frühjahr 2005 sei es ihr "sehr schlecht" gegangen, von Selbstmord sei aber nie die Rede gewesen. Sie habe sich von ihrem Mann "oft als Gebärmaschine benutzt gefühlt", sagte die einstige Studienkollegin: "Sie hat mir das Gefühl vermittelt, dass sie benutzt wurde, um ein Kind zu bekommen."

Von diesem Zeitpunkt an habe ihr in der Partnerschaft "der liebevolle Austausch" gefehlt, der Mann habe sich vielmehr "ein zweites Schlafzimmer eingerichtet". Ihre Freundin sei aber nicht am Boden zerstört gewesen: "Sie ist nicht herumgelegen, war depressiv und hat nichts geschafft." Sie habe Veränderungen herbeiführen wollen.

Keine Spuren im Ford Transit

Ein Mann, der mit dem Angeklagten eigenen Angaben zufolge seit 1970 befreundet ist, betonte als Zeuge, er habe mit diesem "immer das beste Einvernehmen gehabt". Am 9. Dezember 2005 - wenige Tage nach dem Verschwinden von Elisabeth G. - habe sich dieser wie schon öfter zuvor seinen Ford Transit ausgeborgt - die Anklagebehörde vermutet, dass dieser damit die Leiche seiner Frau weggebracht haben könnte.

"Er hat den Transit nicht geputzt zurückgegeben. Er war so wie vorher", bemerkte dazu der Zeuge. Das Fahrzeug sei auch zwei Mal von der Kriminaltechnik auf Blut- und sonstige Spuren untersucht worden: "Sie haben nix gefunden."

Die Verhandlung wird am kommenden Donnerstag mit weiteren Zeugenbefragungen fortgesetzt. Ob es danach - wie geplant - auch ein Urteil geben wird, ist insofern nicht ganz klar, als einige der geladenen Zeugen krankheitsbedingt abgesagt haben.

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