Kaltstart in den Bergsommer: Oberösterreichs Hüttensaison ist eröffnet
LINZ. Weg frei für die Wanderer? Noch nicht überall. Die Laune des Aprils war schlecht, die Schneelage ist dafür umso besser. Welche Hütten trotzdem schon geöffnet haben und welche Wirte demnächst aufsteigen.
Martin Gruber musste der Erste sein. Nicht unbedingt, weil er es nicht mehr erwarten konnte, sich gegen den stürmischen Winterwind auf dem westlichen Hochplateau des Höllengebirges zu stemmen. Sondern, weil es die Tradition gebietet. Am Palmsonntag öffnet das Hochleckenhaus (1572 Meter). Jedes Jahr, bei jedem Wetter. Am 2. April startete der gebürtige Salzburger, der im Innviertel zu Hause ist, in die Sommersaison. Fast zwei Meter Neuschnee sind seither gefallen und noch nicht zur Gänze wieder geschmolzen. Die Wege von Taferl- und Kienklause werden dennoch bereits eifrig begangen.
Noch sind es nicht viele Wirte, die ihre Hütten aus dem Winterschlaf schaufelten. Weil es dafür wegen der teilweise großen Mengen an Neuschnee noch ein bisschen Zeit braucht.
Schnee von gestern ist die kalte Jahreszeit mittlerweile auf dem Traunstein. Zumindest fast. Auf den drei markierten Wegen befinden sich nur noch vereinzelt Schneefelder. Roman Leithner und Michaela Schell öffneten das Naturfreundehaus (1580 Meter) deswegen bereits am 29. April. Dort leben nicht nur die Traunstein-Bienen, die den Winter gut überstanden haben. Sondern heuer auch wieder zwei junge Rassekatzen (Britisch Kurzhaar).
In unmittelbarer Gipfelnähe hat auch Gerald Auinger am 29. April die Sommersaison auf der Gmundnerhütte eingeläutet. Auinger, der die Geschicke auf dem Fahnenkogel (1666 Meter) seit 21 Jahren lenkt, hat auch heuer wieder tatkräftige Unterstützung. Ehsan Kalantari, der vor acht Jahren aus dem Iran nach Österreich geflüchtet war und seit 2019 auf der Gmundnerhütte arbeitet, kümmerte sich in den vergangenen Tagen unter anderem darum, dass die berühmten Kaspressknödel ihrem guten Ruf gerecht werden.
Wer derzeit vom Windischgarstener Becken auf den Großen Pyhrgas blickt, fühlt sich noch nicht an den Frühling erinnert. Gabriel Povacz und Ingrid Lindlbauer haben ihn dennoch schon im Angebot: Am 29. April sind sie in ihre zweite Saison auf der Hofalm (1305 Meter) gestartet, ab 5. Mai kann dort auch wieder genächtigt werden. Und dafür haben sich Povacz und Lindlbauer heuer etwas Besonderes einfallen lassen: "Nach(t)haltig" heißt die Aktion, bei der Wanderer, die öffentlich anreisen, am 12. Juli und am 2. August kostenlos auf der Hofalm übernachten können. Am Zeichen für den Klimaschutz, der vom Alpenverein Spital am Pyhrn initiiert wurde, beteiligt sich auch die bereits geöffnete Bosruckhütte (Termine 19. Juli, 23. August).
Wegen technischer Probleme mit dem Stromaggregat startete Martin Heidlmair, Wirt des benachbarten Rohrauerhauses, nicht wie geplant am 29. April. Die Sommersaison beginnt dort voraussichtlich Ende dieser Woche. Unter den Karstwänden des gegenüberliegenden Warschenecks hat Harry Höll die Dümlerhütte (1495 Meter) am 28. April aus dem kurzen Winterschlaf geweckt. Die Zellerhütte folgt wegen Umbauarbeiten erst am 13. Mai.
Eine Hütte, drei Wirte
Max Verwagner wird vor Saisonbeginn am 13. Mai nicht nur vom verspäteten Wintereinbruch vor Probleme gestellt: Er sucht für seine Goisererhütte (1592 Meter) noch einen "Allrounder". Am besten einen, der auch kochen kann. "Oder jemanden, der sich das zumindest zutraut", sagt Verwagner. Wer unter dem Indianerkopf am Hohen Kalmberg arbeiten möchte, soll sich bei Verwagner telefonisch melden: 0660 5689018
Alles beisammen haben Leon, Nu und Gabi. Denn das Hochkogelhaus, das am 26. Mai öffnen wird, hat gleich drei neue Hüttenwirte- gleichberechtigt, ohne Hierarchie. "Wir haben eigentlich gehofft, dass wir schon am 18. Mai loslegen können. Aber der Weg zu uns, liegt noch unter einer dicken Schneedecke. Wenn die Seilbahntrasse noch nicht frei ist, geht es einfach nicht", sagt Leon Matev, der schon in den vergangenen Jahren auf dem Hochkogel, vom Offensee aus erreichbar, gearbeitet hat.
"Der November wird interessant"
Eine gute Buchungslage, wie sie der Österreichische Alpenverein (OEAV) für diesen Sommer in Aussicht gestellt hatte, sieht Thomas Poltura in Oberösterreich derzeit vor allem an den Wochenenden. "Es gibt schon einige Reservierungen, aber nicht so, dass ich davon sprechen könnte, dass wir überrannt werden", sagt er. Der Landesvorstand des Alpenvereins sieht durch die klimatischen Veränderungen eine Verlagerung der Saison: "Die Frage wird in Zukunft sein, ob nicht auch der November noch zum Wanderherbst zählen wird", sagt er.
Bis Anfang Juni sollten alle Berghütten in Oberösterreich die Türen öffnen. Noch nicht sicher ist das bei der Riederhütte im Höllengebirge. Offiziell ist sie wegen Umbauarbeiten dieses Jahr geschlossen. Die Sanitäranlagen werden auch wie angekündigt erneuert. Dem Vernehmen nach befindet sich die AV-Sektion Ried aber in Verhandlungen mit einem neuen Pächter, der sich auch einen Betrieb in der heurigen Saison vorstellen könnte. Auch die Zukunft der Grünburgerhütte steht derzeit in den Sternen.
Nun gilt aber vorerst zu hoffen, dass der Mai tatsächlich alles neu macht. Zumindest aber die Farbe: Von weiß zu grün.
Sommersaison 2023: Termine
Bereits geöffnet:
- Traunsteinhaus (1580 Meter), Gmunden
- Gmundnerhütte (1666 Meter), Gmunden
- Hofalm (1305 Meter), Spital am Pyhrn
- Bosruckhütte (1042 Meter), Spital am Pyhrn
- Dümlerhütte (1495 Meter), Roßleithen
- Gowilalm (1375 Meter), Spital am Pyhrn
- Ennserhütte (1293 Meter), Großraming
- Schobersteinhaus (1260 Meter), Trattenbach/Molln
- Hochleckenhaus (1572 Meter), Altmünster
- Steyrerhütte (1400 Meter), Steyrling
- Gasselhütte (1225 Meter), Ebensee (MI-SO)
- Almtalerhaus (714 Meter), Grünau im Almtal
- Anton Schosser Hütte (1158 Meter), Losenstein
Öffnung demnächst:
- Zellerhütte (13. Mai), Vorderstoder
- Goisererhütte (13. Mai), Bad Goisern/Gosau
- Hochmölbinghütte (18. Mai), Wörschach/Hinterstoder
- Simonyhütte (22.Mai), Obertraun/Hallstatt
- Hochkogelhaus (26. Mai), Ebensee
- Wiesberghaus (26. Mai), Hallstatt
- Welserhütte (27. Mai), Grünau im Almtal
- Pühringerhütte (1. Juni), Grundlsee
- Prielschutzhaus (1. Juni), Hinterstoder
- Hofpürglhütte (3. Juni), Gosau/Filzmoos
- Adamekhütte (8. Juni), Gosau